Die weiße Pracht

hat uns erneut heimgesucht und bleibt diesmal sogar etwas länger liegen. Etwas Schnee hatten wir ja nun schon des Öfteren, doch bei uns im Tal schmolz alles relativ schnell wieder weg, vor allem waren die Wiesen und Hänge ums Haus herum nicht flächendeckend weiss. Doch vorgestern sah dies ganz anders aus! Ruhig und still war es am frühen Morgen. Sämtliche Geräusche wurden verschluckt, es schien so, als wäre unsere Nachbarschaft im Winterschlaf versunken. Da war kein Schneepflug zu hören, keine kratzende Schneeschippe oder tösende Schneefräse – alles friedlich verstummt und damit sooo schön!

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Hier nun einige Eindrücke einmal rund ums Haus abgelichtet. Ich weiß daß in höheren Lagen die Schneedecke wesentlich ausgeprägter ist, aber hier in den Ausläufern des Remstals und in unserer geschützten Wohngegend war doch ordentlich Niederschlag. Schließlich haben wir seit dem Erwerb unseres Grund und Bodens dies hier noch nie erlebt.

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Nachdem es nun seit heute schon wieder taut, dürfen wir gespannt abwarten ob wir nochmals überrascht werden. Vielleicht kann ja dann mal etwas Wintersport auf den angrenzenden Hängen gewagt werden.

Üben wir uns in Geduld – das Kind in uns würde sich zumindest mächtig freuen.

Weiße Grüße, Karin

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Winter Wunderland im Götzental

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Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah! Nach dem erneuten Schneefall rief die Natur geradezu nach uns und somit befolgten wir Goethes Worte und machten uns von zu Hause aus auf den 500 Meter kurzen Weg, bis wir an der einstigen Götzenmühle den ehemaligen Limes kreuzten und den Wald betraten. Hach, was waren die weißgezuckerten Bäume schön anzusehen! Jogi machte obligatorisch an seinem Brünnele eine Trinkpause und weiter ging es Richtung Picknickplatz der Schelmenklinge. Nein, wir legten keine Vesperpause ein, hatten gar keinen Rucksack dabei. Ab und zu kamen uns doch vereinzelte Spaziergänger und Jogger entgegen, aber insgesamt war es eigentlich nicht erwähnenswert.

Nun waren wir bereits einen Kilometer gelaufen, mit dem Rückweg zusammen hätte es mir eigentlich bis dahin schon gereicht, wollte ich doch einfach nur mal kurz die weiße Winterpracht genießen – aber nein, Göttergatte wollte noch ein kleines Stückchen weiter gehen. Na denn….

Somit ging es dem Götzenbach entlang immer geradeaus weiter. Nun wird sich so mancher Leser wundern, dass ja wohl ein Foto dem anderen gleicht – aber nein, jedes Foto hat für mich seine Berechtigung, es war so schön dort, auch wenn ich schon keine Lust mehr hatte zu Laufen, doch nach den Worten meines Gatten hatten wir schon die Hälfte unseres Weges geschafft und somit machte es keinen Sinn umzukehren sondern eine Schleife zu wandern. „Noch 200 Meter geradeaus, dann links den Berg hinauf, ein kleines Stück weiter bis wir am Waldheim sind und dann sind wir auch schon gleich wieder zu Hause“ – das waren seine Worte. Somit stetig geradlinig bis zum Ende der Gemarkung Lorch, dann links ab den Berg hinauf und abermals immer dem Weg nach.

Ich wurde etwas quengelig, die Thermounterwäsche hielt meinen Körper zwar mollig warm, doch leider waren die Oberschenkel eisig kalt, das Knie motzte, der Fersensporn schrie nach seiner gewohnten Schuheinlage, zum zweiten Mal musste ein stilles Örtchen hinter einem schützenden Busch gesucht werden und da wir leider auch unsere Sitzkissen nicht mit hatten war das pausieren auch nicht das Wahre – alles nicht so einfach für Mann, wenn Frau einfach nicht mehr möchte! Aber es blieb mir gar nichts anderes übrig als weiter durchzuhalten und einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Die Landschaft war aber auch zu schön! Die Wege waren inzwischen ebenso zugeschneit, der Schnee knirschte unter den Stiefeln, es herrschte absolute Ruhe, traumhaft!

Glücklicherweise kam endlich die Anlage des Evangelischen Waldheims in Sicht. Auf dem weitläufigen Gelände mit Grillplatz, Spielmöglichkeiten und tief verschneiten Wiesen befanden sich doch einige Familien, die Spiel und Spaß im Schnee suchten. Artig trottete ich meinem Wanderführer hinterher, nun ging es bergab und ich freute mich bereits auf zu Hause.

Kurz darauf konnten wir durch die Büsche schon unser Heim erspähen, die verschiedensten Körperteile frohlockten und freuten sich auf das Sofa. Nun waren wir 2,5 Stunden unterwegs und hatten 5,8 km zurückgelegt – dabei wollte ich nur mal kurz mein Näschen durchlüften!

Nun bin ich also gespannt, wo es uns als nächstes so hinzieht.

Bis dahin, bleibt gesund, eure Karin

Schwäbische Sinnsprüche

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2021, weiterhin befindet sich die Welt in der Corona-Krise und somit beherzigen wir artig die Regeln des Lockdowns. Um dem häuslichen Koller entgegenzuwirken oder auszuweichen, folgten wir am Wochenende abermals einem Ausflugstipp unserer Tagespresse.

Die Fahrt ging ins 26 km entfernte Dürnau bei Bad Boll im Kreis Göppingen. Die Gemeinde liegt eingebettet zwischen der Schwäbischen Alb und dem Bodensee und bietet u.a. allerlei Wandermöglichkeiten. Zwischen Obstlehrpfad und historischem Ortspfad befindet sich seit 2004 auch der schwäbische Spruch-Weg. Genau auf diesem Pfad wollten wir wandern, vielleicht erführen wir ja noch die eine oder andere Weisheit fürs tägliche Läba.

Wanderparkplätze gibt es mehr als reichlich, da es sich um einen Rundweg handelt, ist es auch egal an welchem Punkt man anfängt, alles hat ein Ende – nur die Wurst hat zwei. Apropos Wurst! Außer Getränke hatten wir diesmal nichts im Rucksäggle dabei, konnte Jogi nach unserem reichhaltigen Mittagessen gerade noch davon abhalten, darüber hinaus noch ein Wurschdweggle zu schmieren. Ihr seht liebe Leser, heute kommt hier und da doch ein schwäbisch Begriff vor, bin mir jedoch fast sicher, dass diese von „ausländischen“ Lesern ins Hochdeutsche übersetzt werden können.

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Und so gingen wir dann unseren Weg, leider bei nicht so tollem Wetter.

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Es regnete zwar nicht, jedoch war es diesig, wolkig, trostlos, die Bäume streckten ihr Geäst kahl und einsam in die Höhe. Der Wanderweg zwischen dem Obstlehrpfad war matschig und aufgewühlt von den vielen Spaziergängern, die uns immer wieder entgegenkamen. Der reinste Volkswandertag war das und ich denke mir, der Artikel in der Tageszeitung war überregional veröffentlich worden. Auf jeden Fall muss es im Frühjahr zur Obstblüte herrlich sein, den Höhenweg entlang zu gehen.

Und hier kommen nun einige der Tafeln mit den Sprüchen, viel Spaß beim Läsa!

Auch sonst bietet die Gemeinde einiges an Kunstinstallationen entlang der Wegen, ich konnte gar nicht alles ablichten, besonders schön fand ich die weihnachtlichen Dekorationen an den Privathäusern. Mit so viel Liebe und Engagement wurde Tannengrün, Zapfen, Lichter, Kränze und dergleichen drapiert, in vielen Gärten fanden sich diese Sterne in unterschiedlicher Form vor. Könnte mir gut vorstellen, dass dies ein Gemeinschaftsprojekt zur Verschönerung der Gemeinde war.

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Weitere Sprüche wollten von mir abgelichtet werden, auf einem Handlauf fanden sich Weisheiten zum Thema Bewegung.

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Weitere Wege hätten wir gehen können. Doch die große Frage zu den Lockdown-Zeiten ist nach wie vor, hauptsächlich als Frau: wohin in der Not mit der Notdurft? Bei Scharen von Fußgängern und kahlem Gestrüpp ist das ein sehr schwieriges Unterfangen. Dazu die Schichten von Kleidung – da hat ein Mann – sprich mein Mann – es wesentlich einfacher! Und somit haben wir uns auf den Weg Richtung Heimat gemacht, mit dem eigenen heiligs Blechle, obwohl ich diese Tramperstelle doch zu schön fand.

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Wie gesagt, Richtung Heimat haben wir uns aufgemacht…

“Hoimed isch
ned bloß a Word,
Hoimed isch
ned bloß a Ord –
Hoimed isch
dr Schdandord vom Herza“
(Michael Wahl)

Bis demnächst einmal wieder – aus der Heimat, aus der Fremde – Gruß Karin

Früher war mehr Lametta,

dieses Jahr ist der Baum grün und umweltfreundlich!

So war es nicht nur 1978 bei Loriot und seinen Hoppenstedts – nein, 42 Jahre später trifft dieser Ausspruch auch auf unseren Christbaum zu. Denn Lametta ist schon lange verpönt, obwohl ich sagen muss, dass der silbrige Lichterglanz, der sich in den spärlich verteilten Metallfäden spiegelte, auch nicht ohne war. Zweifler werden nun meinen, dass ein mehrfach benutzter Kunstbaum allemal umweltfreundlicher ist, als ein echter. Ich bin der Meinung, dass wir mit unserem taiwanesischen Kunstbäumchen das uns über 20 Jahre begleitete, mehr als umweltfreundlich unterwegs waren und wir nun schon das zweite Jahr einen echten Baum aus heimischem Anbau mehr als vertreten können. Dazu wird das Tannengrün nach dem Abräumen klein geschnitten im Kompost landen und der Stamm als Brennholz dienen.

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Doch zurück zur Weihnachtsthematik. Der Baum steht, die Wohnung ist geschmückt, der erste Schnee ist schon wieder geschmolzen, die Gans ist eingekauft, die Beilagen werden sich irgendwo im Keller in den Vorräten finden, Plätzchen wurden dieses Jahr keine gebacken, dafür schon Apfelbrot und Quarkstollen vertilgt, das liebe Kindlein bereits seit April im elterlichen Haus im Homeoffice einquartiert, Geschenke – so wie ich es mitbekommen habe – sind wohl auch vorhanden, der Heilige Abend und die anschließenden Festtage können kommen!

Und ja! Früher war mehr Lametta, sprich mehr Glitzer, mehr Vorfreude, mehr Spannung, mehr strahlende Kinderaugen, mehr Ruhe, mehr Besinnlichkeit, mehr Singen und Musizieren unterm Weihnachtsbaum, mehr Ruhe, mehr Freude, mehr Schnee zu den Festtagen! Oder hab ich das als Kind nur so wahrgenommen? War da für die Hauptakteure nicht auch der Stress mit der Heimlichtuerei, dem heimlichen Basteln am Abend, den Einkäufen und dem heimlichen Einpacken und Verstecken? Der nicht so großzügigen Öffnungszeiten der Geschäfte und dem Erwerb des Baumes oftmals noch am Nachmittag des Heiligen Abends und dem anschließenden Schmücken? Doch wie war die Freude groß und die Augen riesig, wenn am Abend nach dem Ertönten des Glöckchens das Tuch vor der Glastür zum Wohnzimmer abgenommen wurde und wir Kinder hineindurften? Auch ich erinnere mich, dass ich diesen Brauch bei unserem Sprössling mit übernahm. Wie er den ganzen Tag am Fenster saß und unbedingt beoachten wollte, wie das Christkind über den Balkon ins Wohnzimmer kam? Und sich wunderte, dass ausgerechnet dann riesige Stiefeladrücke im Schnee sichtbar waren, während er doch nur ganz kurz im Badezimmer verschwinden musste…

Zurück zum Heute. Corona hin und her, wir haben überlegt und diskutiert und gerechnet ob wir die zulässige Personenanzahl nun einhalten können oder nicht, schließlich muss ja auch berücksichtigt werden ob jemand zum Haushalt gehörend ist oder nicht, unter oder über 14 Jahren alt ist… – was für ein Kuddelmuddel. Schlussendlich sind wir so verblieben, dass wir 3 allein zu Hause bleiben, keinen Besuch bekommen und auch wohl auch keinen abstatten und somit 100% Corona konform sind – na‘ wenn das mal nicht löblich ist!

In diesem Sinne, bleibt mir ja gesund und munter. Denjenigen die bis jetzt leider nicht so glimpflich davon kamen, wünsche ich auf Ihrem Weg der weiteren Genesung alles Gute!

Hoffe wir sehen uns 2021 hier und da in fröhlicher Runde wieder, wünsche euch alles Liebe und ein schönes Weihnachtsfest, verregnete Grüße aus Lorch

Karin und Familie

Natur, Kunst und Besinnung

Nachdem wir nun schon länger die Tage nur im Haus und im Garten verbrachten, war es Zeit für eine größere Wanderung. Der Schnee, der uns zum 1. und 9. Dezember freudig überraschte, war inzwischen weggeschmolzen, nasskalte Schmuddeltage waren überstanden und bevor zu den Weihnachtstagen die nächste Regenwelle anrollt, haben wir gestern noch das wunderschöne Wetter genutzt und sind einer Empfehlung meiner Schwester gefolgt und haben uns in Gschwend-Rotenhar auf den sogenannten weiterweg begeben. Falls ihr dieses Foto nicht öffnen und somit besser lesen könnt, gebe ich euch den Text hier wieder, damit euch bewusst wird, was man darunter versteht.

Der weiterweg ist ein Walderlebnispfad der besonderen Art. Er ist eine Mischung aus Kunstpfad und Besinnungsweg. An 10 Stationen werden die Besucher inspiriert, über zentrale Fragen des Lebens nachzudenken. Breitere und schmalere Wege erhöhen die Achtsamkeit für die Natur. An jeder Station finden Sie ein Kunstwerk und zwei Texttafeln. Auf der einen Tafel sind Texte mit Lebensweisheiten zu lesen, auf der anderen solche mit christlichem Inhalt. Der Weg wurde durch die Graf von Pückler und Limpurg’sche Wohltätigkeitsstiftung im eigenen Wald realisiert. Die künstlerische Konzeption und die Gestaltung der Stationen erfolgten durch den Tübinger Künstler Martin Burchard.

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Der Weg ist ca. 5 km lang. Je nachdem wie lange man sich an den einzelnen Stationen oder mannigfaltigen Sitzgelegenheiten niederlässt, das selbstmitgebrachte Vesper verspeist oder nur still und ruhig dasitzt, kann der Besuch zwischen 1,5 und 3 Stunden dauern. Besonders zu beachten ist, dass es keine Grillstellen gibt, Feuer tunlichst zu vermeiden ist. Ebenso gibt es keine Mülleimer. Liebe Wanderer – nehmt euren Müll bitte wieder mit nach Hause! Sehr schön finde ich auch, dass es 3 Varianten des Weges gibt. Einen Fuß-, Rundwanderweg, einen Kinderwagenweg und einen für Menschen mit Einschränkungen. Fast überall sind die Varianten deutlich mit Tafeln versehen, an einigen Stellen gilt es achtsam zu sein und nach dem Wegverlauf Ausschau zu halten.

Logischerweise sind wir Zwei dem ganz normalen Rundwanderweg gefolgt. Bereits nach den ersten zurückgelegten Schritten kam ich mir vor, als betrete ich einen Eisschrank. Düster, nass, kalt und feucht war es und ich war mehr als froh, über meinen angelegten Zwiebellook und alles erdenklich Wärmende, was ich in meinem Rucksackl so verstaut hatte. Bald schon gelangten wir zur 1. Station, dem „Durchblick1“.

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Die Lebensweisheit sagt aus, dass zwar der Blick durch die bunten Fenster verlockend wäre, jedoch bekommen wir nur in der Mitte durch das größte Fenster den ungetrübten Blick auf das Wesentliche und das größte und wichtigste Kunstwerk – die Natur!

Tiefer ging es in den Wald hinein, Pforten weisen dem Spaziergänger den Weg. Der Wald wird abschnittsweise sich selbst überlassen, hier fallen die Stämme wie Mikadostäbe zusammen.

Nach dem 1. Streich folgte der Zweite. Wir waren im Tal der Stille angelangt. Leider verwechselte mein (Y)Jogi den Baumstammkreis mit dem Steinkreis aus dem Film Outlander und war verwundert, dass er sich beim Berühren des Stammes noch nicht auf Zeitreise begab. Ooommm!

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Im Tal der Stille rückt die Unruhe des Alltags in die Ferne. Sie dürfen hier zur Ruhe kommen. Hier gibt es Bäche, kleine Tümpel, Moose, Gräser und Bäume, die alles überwölben. Die Betrachtung der Natur kann in die Stille führen: Schließen Sie die Augen, konzentrieren Sie sich auf Ihren Atemrhythmus und verbinden Sie ihn mit einem Leitwort, einer Leitmelodie oder einem meditativen Gedanken. Zwei kurze Stichwege führen zu schönen Meditationsplätzen mit sieben bzw. zwölf Sitzplätzen.

Nach einem längeren Wegstück kamen wir zum großen Tisch des Friedens – das große Abendmahl. 16 Meter Länge und Platz für 55 Personen! Hier wollte ich mich eigentlich mittig niederlassen und unser mitgebrachtes Vesper verzehren. Doch als mein Göttergatte den Tafeltext las meinte er ganz lapidar, da wäre es mit seinem Frieden vorbei, wenn er sein einzigstes Wurstbrötchen und seinen Becher Kaffee noch mit jemandem teilen sollte und somit gingen wir weiter. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Doch ehrlich gesagt hatte ich auf die klitschnasse und moosverschmierten Holzmöbel auch nicht so recht Lust. Ich wusste ja nun, dass sich hier zahlreiche Möglichkeiten ergeben würden, wo wir unser Klappkissen drauflegen könnten.

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Direkt nebenan befinden sich „der enge Weg und „der weite Weg“. Solltet ihr hierher kommen, bitte informiert euch nicht vorher an den Infotafeln über diese Station sondern geht spontan den jeweiligen Weg, den euer Herzen euch vorschlägt. Erst im Nachhinein dürft ihr lesen oder euch selbst Gedanken dazu machen.

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Nach der angekündigten Vesperpause mit Schinken-Käse-Brötchen, Mandarine, Kaffee und Keksen, ging es bergab weiter durch den verzauberten Wald. Schluchten und Täler, Anhöhen mit Sitzbänken, moos- und laubbedeckter Waldboden – so schön!

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Es folgte Station 6, der Teich.

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Dieser Teich ist ein Sinnbild für ein Leben in Balance. Auf der einen Seite braucht er frisches Wasser, das hereinfließt und auf der anderen Seite Wasser, das wieder abfließt. Ohne dieses Gleichgewicht von Zufluss und Abfließen kippt der Teich um. Auch wir Menschen brauchen diese Balance von Geben und Nehmen / Empfangen. Bekommen wir zu wenig, so trocknet unser kleines Lebenswasser langsam aus. Geben wir nichts her, so entsteht eine Stauung, die Lebendigkeit verhindert. Der Teich, den Sie hier sehen, ist Ruhe und Bewegung zugleich.

Beim Lesen musste ich doch schmunzeln und an Jogis Wurstsemmel denken. Eigentlich gibt er ja gerne… wenns nicht grad um sein Wurstbrot geht.

Auf der Ruhebank verweilten wir einige Zeit und genossen diese mystische Stimmung abermals. Dann viel uns der Baumstamm, direkt vor unserer Nase auf. Überwuchert mit Baumpilzen.

Bereits etwas müde mussten wir weiterziehen, ich sah kein Hinweisschild und war mir nicht ganz sicher wohin des Weges. Mein zweifüßiger GPS führte mich bergan und konnte es wieder einmal nicht lassen, mich auf meinen desolaten Orientierungssinn aufmerksam zu machen – wie wenn er dies nach 28 Jahren nicht wüsste! Frau muss nicht alles können…

Unterwegs abermals gigantische Ausblicke und allerhand Schönes, was hier gestaltet wurde.

Plötzlich traten wir aus dem Dickicht heraus auf einen breiten Weg und schon war auch die nächste Station sichtbar, der „Ring der Dunkelheit“ oder christlich ausgedrückt „Karfreitag“.

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Die Lebensweisheit meint dazu: Täglich erleben wir die Veränderung von Tag und Nacht. Auch das Leben ist ein Wechselspiel von Licht und Dunkelheit, von Freude und Leid. Und plötzlich – vielleicht durch ein Ereignis ausgelöst – befinden wir uns mitten im Ring der Dunkelheit. Alles ist schwarz. Wir sind eingekreist. Der Blick in den Himmel ist voller Stacheldraht. Auf Augenhöhe gibt es keinen Durchblick nach draußen. Vor lauter Schmerz geht der Blick für den Weiterweg verloren.

Direkt gegenüber ein Farbklecks im Regenbogenspektrum zum sonstigen Ton-in-Ton. Die „Himmelsleiter“ oder christlich „Ostern“.

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Der Weg führte weiter, unser Ziel musste nahe sein, denn der Straßenlärm den wir eigentlich die ganze Zeit auch tief im Wald hörten, wurde lauter. Im Frühjahr und Sommer, wenn die Bäume ihr dichtes Blattwerk tragen und die Vögel mit ihrem Gesang die Gemüter erhellen, dürfte eigentlich nichts weiter zu hören sein.

Und da waren sie, die „Leitplanken des Lebens“. Wie gut hätten wir diese in unserem Garten zur Hangabstützung brauchen können – dies war mein 1. Gedanke! Ich weiß, bei diesem Ausspruch habe ich den Sinn und Zweck dieses Weges komplett missverstanden. Aber so war es!

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Obwohl, wenn ich den Weisheitstext dazu lesen, bin ich nicht allzu weit davon entfernt.

Stellen Sie sich bitte eine Passstraße mit Leitplanken vor. Die Leitplanken bewahren Sie vor dem Sturz in den Abgrund. Kleine Unfälle, Dellen und Kratzer gehören wohl dazu. In allen menschlichen Gemeinschaften gibt es Leitplanken in Form von Regeln und Gesetzen, welche die Menschen vor dem Absturz bewahren. Lassen Sie sich schützen! Halten Sie sich an die Spielregeln. Niemand, dem das Leben lieb ist, stürzt sich freiwillig in den Abgrund. Nutzen Sie die Leitplanken, die Ihnen einen geschützten Weg durch das Leben ermöglichen.

Der christliche Impuls beschreibt natürlich die 10 Gebote, von denen die Leitplanken linker Hand auch umrahmt werden.

Wir Christen sind der Lust am „Immer-mehr-Wollen“ genauso ausgesetzt, wie alle anderen Menschen. Aber wir wissen, dass gute Beziehungen zu Gott und den Menschen wichtiger sind, als alles andere auf der Welt. Die Übertretung von Geboten gefährdet und zerstört letztendlich diese Lebensgrundlage.

Ein längeres Stück ging es wieder durch den Wald, bergab, bergauf, bis die letzte Station sichtbar wurde, der „Durchblick2“.

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Hier am Ende des weiterweges stellt sich nun die Frage: Hat sich Ihr Durchblick verändert? Wie geht es mit Ihnen weiter auf Ihrem persönlichen Weiterweg? Hat Ihre Wanderung auf dem weiterweg Sie weitergeführt? Sehen Sie nun sich selbst, die Menschen und die Welt etwas anders?

Dies liebe Leser, dies dürft ihr euch selbst beantworten, solltet ihr diesen Weg einmal gehen.

Wir hatten auf jeden Fall stundenlang Bewegung in bester Waldluft wobei wir 4 km zurückgelegt haben, zusammen und jeweils über den anderen gelacht, geredet, gemeinsam Stille genossen, unser Mittagsmahl ohne Gäste verspeist, geistige Verzückungen anhand der Natur erfahren und ein weiteres Stückchen unserer Heimat erkundet.

In diesem Sinne, bleibt in der Heimat, am besten zu Hause und hoffentlich gesund, bis zum nächsten Mal

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Gruß Karin

So weit die Füße tragen

Glücklicherweise ging es uns nicht wie dem Kriegsgefangenen der nach dem 2. Weltkrieg aus einem sibirischen Gefangenenlager nach Hause flieht, so lautet zumindest der bekannte Romantitel aus dem Jahr 1955 der auch später dann als Filmvorlage diente. Nein, wir wollten ganz lapidar am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr bei schwäbischen knackigen 2 Grad plus abermals das herrliche Wetter ausnützen und uns etwas die Beine vertreten. Dass daraus eine stundenlange Wanderung werden würde auf der wir stattliche 9 km zurücklegen und leider heute noch mein Knie darüber etwas mürrisch reagiert – das hätten wir im Leben nicht gedacht. Doch leider muss ich auch gestehen, dass mein menschliches Bedürfnis meiner Blase nach 2 Tassen Frühstückskaffee, die coronabedingte Schließung von Cafés und Restaurants und meine Auswahl des stark frequentierten Wanderweges daran Schuld waren, dass unser Fußmarsch so gar keine Ende nehmen wollte und konnte und ich dann letztendlich auf dem Friedhof (wieder einmal!) Zuflucht und Erlösung fand – doch der Reihe nach:

Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, unbedingt einmal die Klepperle-Trasse um Schwäbisch Gmünd herum zu bewandern. Die alte Bahnverbindung von Schwäbisch Gmünd, vorbei an den Kaiserbergen Rechberg und Hohenstaufen bis nach Göppingen war von 1911-1984 eine der berühmtesten Panorama-Bahnstrecken im Ländle, war sie doch sensationell steil und eng. Im Volksmund nannte man das Zügle Klepperle, jedoch nur in Gmünd, denn in Göppingen wurde die Nebenbahn Josefle und hinter vorgehaltener Hand auch Rosenkranzexpress genannt. Für die protestantischen württembergischen Nachbarn war die katholische Prägung der ehemaligen Reichsstadt Gmünd wohl namensgebend. Gmünd war mit ihrem Klepperle sehr verbunden, somit kein Wunder, dass die weltberühmte Firma Märklin nicht nur in Göppingen zu Hause war, auch in Schwäbisch Gmünd bot das Märklin-Werk in der Wilhelmstraße bis zu 200 Menschen Arbeit. Nach der Stilllegung der Hohenstaufenbahn entstand auf der Trasse zwischen dem Rems- und dem Filstal ein beliebter Rad- und Wanderweg. In Verbindung mit weiteren Wegen ergibt sich somit ein Netz an Freizeitmöglichkeiten die bequem zu Fuß, mit dem Rad, Kinderwagen u.ä. zumindest z. T. zu bewältigen sind. An das besagte Klepperle kann ich mich aus meiner Jugendzeit überhaupt nicht mehr erinnern, momentan stehen Überlegungen an, auch diese Bahn wieder zu reaktivieren – mal schauen was die Zeit so bringt.

Das Auto wurde in Gmünd Ende Eutighoferstraße / Anfang Goethestraße geparkt und an der alten Brückenverbindung begann der Marsch bergauf. Ungewöhnliche traumhafte Ausblicke boten sich, auch waren wir erstaunt, wie viele Menschen bereits am Sonntagmorgen radfahrend oder joggend unterwegs waren. An der ehemaligen Haltestelle Stadtmitte befindet sich eine Übersichtskarte des Rad- und Wandernetzes. Hier ist wirklich einiges geboten. Auch ist erwähnenswert, dass stets Wege hinab Richtung Stadt führen.

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links im Hintergrund das Müster, vorne das Parler-Gymnasium,

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Weiter ging es bis zur Kreuzung Rechbergstraße, die von Gmünd nach Straßdorf führt.

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Kurz darauf folgte dann auch schon der Südbahnhof. In den 1990er Jahren noch als Restaurant und Biergarten in Betrieb, ist diese Lokalität leider schon einige Jahre geschlossen und wird privat genutzt.

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Der Südbahnhof


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Der Zauberer und die Hex

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Weiter ging der inzwischen für mich sehr beschwerliche Weg, immer mit einem Blick zur Seite ob sich eine Möglichkeit ergeben würde, die Büsche der Umgebung näher unter die Lupe zu nehmen, doch vergebens, zu viele Artgenossen waren unterwegs.

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links der Königsturm

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Blick von links vom Salvator bis rechts nach Bettringen

Machte es Sinn umzukehren und auf dem schnellsten Wege zur Tankstelle zu fahren? Joachim befragte das Internet und studierte ausgiebig die reich beschilderten Wegweiser und meinte dann, die Trasse zu verlassen und bergab bis zum Dreifaltigkeitsfriedhof zu gehen.

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Wegweiserstudium

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gleich da unten ist die Aussegnungshalle

Dort war ich mir wiederrum sicher, dass die Toiletten geöffnet hatten, denn Jogis Eltern und weitere Verwandte fanden dort alle ihre letzte Ruhe, dort kenn ich mich aus. Gesagt, getan. Bergab ging es mit kleinen Trippelschritten, da sahen wir noch diese kleine niedliche Dreifaltigkeitskapelle – Notdurft hin oder her – diese musste noch unbedingt abgelichtet werden.

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Dreifaltigkeitskapelle von Debler

Dann an der Hauptstraße entlang, schon tausend Mal diese Brücke überquert, immer mit dem Auto, nie zu Fuß und somit diesen schönen Blick auf den Waldstetter Bach abgelichtet,

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dazu noch die Kreiselanlage direkt am Dreifaltigkeitsfriedhof, wo das Einhorn Wache hält – das Wappentier von Schwäbisch Gmünd.

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Flugs über die Straße und schon war der rettende Friedhof mit seinem beheizten Toilettenhäuschen zu Diensten – ich muss nicht mehr erwähnen! Danach noch ein Besuch bei Schwiegereltern, Tante und Onkel und zurück ging der Weg der Straße entlang. Das Knie machte sich bemerkbar, auch die Lust aufs Wandern war nicht mehr allzu groß. So ein Pech aber auch, dass es nirgends ein gemütliches Plätzchen für einen Kaffee oder dergleichen gab. Aus den Häusern waberten Küchendüfte. Wir erschnüffelten Braten mit Spätzle und Soß‘, dann wieder Bolognesesoße, Würstchen und Pommes – und wir setzen stur einen Fuß vor den andern. Somit ging die Route entlang der Weißensteiner Straße bis auf die Waldstetter Brücke wo dieses schöne Bild vom Josefsbach, der Seilbrücke und der Turmuhr vom Parler-Gymansium zu Stande kam.

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Natürlich musste ich auch über diese Brücke gehn‘

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und anschließend wanderten wir dann am Ufergraben entlang, bewunderten die dortigen Enten und Kunstobjekte und

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Der Drache von Diane Herzogin von Württemberg

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nutzen jedes Ruhebänkchen bis wir dann auf die Idee kamen, im Frühstückslokal Stadtvilla einen Kaffee und etwas Süßes zu kaufen und auf den kommenden Parkbänken eine längere Rast einzulegen. Hmmh! Was war das warme Getränk himmlich! Nach wie vor war es sehr kalt, auch der Berliner schmeckte göttlich, die Sonne im Gesicht, warm eingepackt und die vielen Spaziergänger beoabachtend sammelte ich Kraft für die letzten Kilometer.

Am Kroatensteg verweilten wir vor der Treppe, die an die ehemalige Synagoge von Schwäbisch Gmünd erinnert,

auf dem Steg selbst noch einmal, weil’s gar so schön ist, Fotos nach links und rechts.

Über die Katharinenstraße und Schwerzerallee gelangten wir dann letztendlich wieder zu meinen Chiliflitzer. Dieser brachte uns nach Hause wo ich mich umgehend mit Kühlakku um 14.45 Uhr aufs Sofa legte und erst einmal den Spielfilm Heidi ansah, mich dabei erholte und darüber nachsann, wann wir den nächsten Abschnitt der Klepperle-Trasse erkunden können. Wenn das Wetter traumhaft bleibt und meine Füße mich so weit tragen, vielleicht bald.

Bis dahin, eure Karin

Kunstvolle Wegbegleiter

Diese Woche führte unser Freiheits- und Bewegungsdrang in den Schwäbisch Gmünder Stadtteil Straßdorf. Vor einigen Wochen wurde in der Tagespresse ein Artikel über „Wege zur Kunst“ veröffentlicht und dies machte mich neugierig.

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Hierbei handelt es sich um eine Dauerausstellung entlang den Wanderwegen der Straßdorfer Hochebene. Mit atemberaubenden Ausblicken auf blühende Herbstfelder und die 3 Kaiserberge Stuifen, Rechberg und Hohenstaufen.

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Ebenso auf Waldstetten, den Rosenstein und Heubach, hinüber nach Bettringen und hinab nach Schwäbisch Gmünd bis in das Remstal. Ausgestellt sind momentan ein gutes Dutzend Skulpturen, wobei wohl noch weitere folgen werden. Schaffenswerke die z.T. speziell für den Standort angefertigt wurden, jedoch auch ältere Objekte die eine Verbindung des Schaffenden mit der Stadt inne haben oder hatten. Ich weiß, Skulpturenwege oder dergleichen gibt es momentan viele, doch diesen finde ich wegen seiner Lage und der verschiedensten Exponate besonders. Zu bedauern ist es allerdings, dass die Wegbeschreibung etwas zu wünschen übrig lässt. Lediglich ein verblichenes Hinweisschild an der Einhornstraße führt in den Laawiesenweg, bei dem sich der Wanderparkplatz befindet. Der Spaziergänger wird dann jedoch auf dem weiten Feld sich selbst überlassen und der Ortsunkundige irrt somit etwas hin und her. Daher ist es ratsam, die Website des Förderverein Straßdorf e.V. im Vorfeld kurz zu Rate zu ziehen, damit man im Bilde ist, wo sich die Skulpturen im Einzelnen befinden. Denn auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite bei der Marienkapelle am Ortseingang von Schwäbisch Gmünd kommend, führt der Weg entlang des Neubaugebietes an weiteren Werken vorbei.

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Die barocke Marienkapelle, leider war sie geschlossen. Kleeblattförmige Wendelinskapelle von 1719.

Auch in der Ortsmitte befinden sich weitere Objekte, dies habe ich jedoch erst bei der Recherche im Nachhinein erfahren. Auf der Website finden sich auch nähere Infos zu den Künstlern und ihren Werken.

Doch hier nun einige der Ausstellungsstücke, im Hintergrund ist dann auch jeweils die Landschaft zu sehen. Viel Spaß!

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Enden möchte ich mit einem Edelstahlguss von Eckhart Dietz aus dem Jahr 2002, welcher es mir besonders angetan hat. Ehrlich gesagt nicht unbedingt das abstrakte Werk an sich, sondern der Titel

„Sieh‘ doch im Osten, das Morgenrot“!

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Bis zum nächsten Erlebnis, ob im Osten oder Westen, beim Sonnenuntergang oder -aufgang?

Grüße, Karin

Zusatz am 19.11.20: Gestern kam in unserer Tagespresse nochmals ein Artikel.

Die Völker unter der Erde

Wie im vorherigen Beitrag versprochen, erfolgt hier der zweite Streich unseres Ausfluges am vergangenen Sonntag. Unser Ziel war ebenso in der Nähe von Aalen, im Ortsteil Waldhausen-Beuren. Dort befindet sich das 24 Hektar große Naturschutzgebiet Dellenhäule mit einer der schönsten Heiden der Ostalb und einer der größten Ameisenstädte Mitteleuropas.

Der Name Dellenhäule kommt von den Dellen im Boden, den unsere Vorfahren beim Abbau des feinen Silbersandes hinterließen. Schutzzweck ist die Erhaltung der Wacholderheide als Schafweide und Wald mit lichtem Bestand aus Wacholder-, Mehlbeere-, Eschen- und Buchengehölz, Rosen- und Sohlengebüsch mit einzeln stehenden alten Weidbuchen.

Den sicheren Grund, warum sich hier ausgerechnet Ameisen angesiedelt haben, kennt man nicht. Vermutlich die besonderen Bodenbeschaffungen, die ideale Bedingungenen für die fleißigen Krabbler schaffen. Der im Boden vorhandene Sand ist leicht und stabil zugleich. Perfekt für Gänge und Hügel. Die Hügelnester können aufgrund der großen Oberfläche viel Sonnenlicht aufnehmen und die somit gewonnene Wärme speichern. Die Kuppel schützt zudem vor Regen und Kälte.

Kein Wunder, dass hier 22 Völker siedeln die eine stattliche Einwohnerzahl von etwa 300 Millionen Emsen aufweisen. Ich weiß gar nicht, wohin ich schauen soll, mehr als 10.000 Ameisenhügel sollen sich hier befinden, manche wachsen bis zu 50 Zentimeter in die Höhe.

Noch lange könnte man hier auf dem weichen Waldboden spazierengehen oder entlang des Radweges gehen. Doch mein Ziel waren die Hügel, zumal waren wir schon ziemlich lange unterwegs, die Mägen knurrten und aufgrund Corona war an eine Einkehr zum Sonntagsessen nicht zu denken.

Somit fuhren wir nach Hause und warfen den Grill an, warm verpackt aßen wir nochmals draußen auf der Terrasse.

Die Ameisenhügel sollen übrigens am besten im Winter zu sehen sein, wie mit Puderzucker bestäubt, doch ich finde, auf meinem heutigen Lieblinsfoto sind diese auch ganz wunderbar zu sehen.

Man darf also gespannt sein, über was ich hier als nächstes schreibe.

Bis dahin, bleibt gesund,

Gruß Karin

Das Viadukt in Unterkochen

Am letzten Sonntag nutzten wir abermals das wundervolle Herbstwetter für einen Ausflug in der Region, genauer gesagt führte uns der Weg nach Unterkochen bei Aalen. In einem Magazin für Gäste, Urlauber und Ostälbler habe ich noch so einige unbekannte Ausflugsziele entdeckt, die es nun zu erkunden gilt.

Da ich mit Joachim unterwegs war hätte ich mir eigentlich denken können, dass wir nicht einfach der Wegbeschreibung des Heftes folgen, nein – mein menschenscheuer Gatte wollte bei diesen traumhaften klimatischen Wetterverhältnissen anscheinend unbedingt allein unterwegs sein, was sich angesichts der sehr vielen Wanderer und Spaziergänger etwas schwierig gestaltete. Nach der 35km langen Fahrt wurde das Auto am Parkplatz des alten Sportplatzes in Unterkochen geparkt und dann ging es sprichwörtlich querfeldein, denn auf dem Fußweg befanden sich ja – Oh Schreck welch ein Graus! – bereits einige Spaziergänger. Entlang des dahinplätschernden kristallglasklaren Weißen Kochers und vorbei an der Kneippanlage ging es dann bergauf auf den Wanderweg durch den Wald. Da die Beschilderung etwas zu Wünschen übrig ließ und wir notgedrungen wandernde Artgenossen nach dem Weg fragten, wurde mir bewusst, dass dieser Ausflug etwas länger dauern könnte. Zum Glück hatte ich gut gefrühstückt, eine große Wasserflasche im Rucksack und was frierende Frau sonst noch bei einem Ziel unbekannter Art so brauchen könnte. Wir befanden uns nun zunächst einmal auf der Route zum Kocherursprung. Entlang auf gut ausgebauten Wegen folgten wir im Wald immer bergauf dem Pfad entlang. Am Kocherursprung war kein Wasser zu sehen, ich fand diesen auch sehr unspektakulär, zudem gingen mir auch die vielen Menschen gegen den Strich und somit fotographierte ich bis dahin auch nicht. Erst als wir uns schweißtreibend auf die Anhöhe hinaufgearbeitet hatten und etwas verschnaufen konnten, holte ich mein Handy aus der Tasche. Vor uns lag zu beiden Seiten ein breiter ebener Weg, übersät mit Herbstlaub in allen erdenklichen Farbtönen. Da nun auch ältere Menschen mit Walkingsstöcken, Jogger, Fahrradfahrer und kinderwagenschiebende Eltern den Weg kreuzten, war uns klar, dass diese alte Bahntrasse, die sich als ausgebauter, komfortable Wanderweg entpuppte, auch einen bequemeren Zugang haben müsste. Sicherheitshalber fragten wir nochmals nach dem Viadukt und los ging das Spazierengehen durch das raschelnde trockene Laub. In Kindertagen fühlte ich mich zurückgesetzt, wo man mit den Füßen die Laubschichten hochstieß und dieses typische Rascheln erzeugte.

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Unmittelbar kurz vor dem Viadukt kam dieser Felseinschnitt. Wenn man nicht weiß, was einen darin erwartet, mutet dieser Blick gespenstisch an.

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Und dann lag es vor uns. Majestätisch und mächtig. Das Viadukt der alten Härtsfeldbahn, insgesamt 85 Meter lang, ca. 25 Meter hoch mit 4 Bögen von je 15 Metern Breite.

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Im Jahr 1900 von 700 Arbeitern errichtet, die Hälfte davon italienische und österreichische Gastarbeiter. Zugleich musste auch das 2. große Bauprojekt der Härtsfeldbahn verwirklicht werden, der 96 Meter lange Wallenhau-Tunnel oder auch Kocherburgtunnel genannt. Derzeit ist der Tunnel verschlossen und zugemauert. Am 31.10.1901 konnte schließlich der reguläre Zugbetrieb auf dem Abschnitt Aalen-Neresheim-Balmertshofen aufgenommen werden. Jedoch endetet der Personenverkehr am 30.09.1972, der Güterverkehr 2 Monate später, schlussendlich wurden die Gleisanlagen demoniert. Wie schön nostalgisch wäre es, mit der „Schättere“, wie die alte schmalspurige Härtsfeldbahn im Volksmund genannt wird, von Aalen über Neresheim bis Dillingen/Donau komplett zu fahren. Beim Recherchieren stoß ich auf die Website vom Verein der Härtsfeld Museumsbahn. Hier könnt ihr nachlesen, wie der gegründete Verein wenigstens z. T. die Eisenbahngeschichte aufleben lässt.

https://www.hmb-ev.de/

Beeindruckende Blicke ergeben sich von der Brücke hinab auf den Weg zurück in den Ort, oder auch auf die Anhöhe, wo die kahlen Baumstämme streichholzgleich im Boden stecken.

Diesen Herbst erlebe ich sehr intensiv, die denke das erste Mal überhaupt. In den vielen Jahren im Ausland sowieso nicht und letztes Jahr um diese Zeit waren wir mit unserem Umzugsgut beschäftigt. Umso schöner, dass das Wetter derzeit mitspielt und daher war dies nur der erste Streich, der nächste folgte zugleich.

Bis gleich, Gruß Karin

Der Leonhardsfriedhof…

in Schwäbisch Gmünd war vorletzten Samstag bei schönstem Herbstwetter mein Ausflugsziel. Ja ich weiß, nicht unbedingt die erste Adresse für Ausflüge, doch die Volkshochschule lud zu einer Führung ein und da ich ja schon des öfteren erwähnte, dass mich ein Friedhof in eine ruhige und friedvolle Stimmung versetzt und ich diese Begräbnisanlage noch gar nicht kannte, war ich natürlich mit dabei. Aufgrund Corona mit Mund-Nasen-Maske und auf ausreichenden Abstand zu den anderen Teilnehmern bedacht, schlenderten wir über 2 Stunden lang an den Grabanlagen vorbei, wobei ich sagen muss, dass wir meistens standen und den interessanten Ausführungen der Stadtführerin Marlene Grimminger lauschten.

St. Leonhard, ein Friedhofskomplex östlich der Altstadt gelegen, eingebettet zwischen B 29 und Remsbahn, bestehend aus dem Leonhardsfriedhof, der gotischen Leonhardskirche und der nachgotischen Herrgottsruhkapelle.

Wie fast in ganz Deutschland, so herrscht auch in Baden-Württemberg Friedhofszwang. Diese über 200 Jahre alte Vorschrift stammt aus einer Zeit, in der nur im Sarg bestattet wurde und man aus Seuchenschutzgründen sicherstellen wollte, dass nur auf dafür vorgesehenen Flächen bestattet wird. Dies sollte sich bei Feuerbestattungen eigentlich erledigt haben, doch das Gesetz hält nach wie vor daran fest. Auch wenn immer wieder an der Auflösung dieser Vorschrift gerüttelt wird. Bremen hat dies geschafft, dort darf z. B. die Asche eines Verstorbenen im eigenen Garten oder unter bestimmten Voraussetzungen im öffentlichen Raum verstreut werden. Doch zurück zu der Stadt Schwäbisch Gmünd und seinen Stadtteilen, die zusammen über 13 Friedhöfe verfügen, wobei inzwischen alle städtisch sind. 17 verschiedene Bestattungsformen werden angeboten, wobei nicht auf allen Friedhöfen alle Varianten zur Verfügung stehen. Seit 1963 erlaubt auch die katholische Kirche die freie Bestattungsform. Ebenso herrscht im Gmünder Stadtraum freie Friedhofswahl und jährlich finden ungefähr 700 Beisetzungen statt. Inzwischen sind dies mehrheitlich Urnenbestattungen. Die Liegezeiten für Urnengräber betragen 15 Jahre, für Erdbestattungen 25. Heutzutage spricht man von einer Grabauflösung, nicht von einer Räumung. Der Gedenkstein oder das Kreuz wird abgenommen, die verbliebenen Überreste werden gesammelt und kommen in einer extra Schicht ganz tief unten ins neu zu belegende Grab. Früher gab es für die ausgegrabenen Knochen ein Beinhaus. Der Zugang zum früheren Beinhaus, einer unteridischen Gewölbeanlage, ist auf dem Leonhardsfriedhof nur noch an einer bodenebenen Abdeckplatte aus Edelstahl erkennbar.

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Der Friedhof besteht seit dem 14. Jhrd. und zählt somit zu einem der ältesten Deutschlands. 1802 verlor Schwäbisch Gmünd den Status der freien Stadt und die bis dato hauptsächlich genutzten innerstädtischen Friedhöfe rund um das Heiligkreuzmünster und die Johanniskirche wurden aus Platz- und gesundheitspolizeilichen Gründen aufgelöst und nun wurde außerhalb der Stadtmauer auf dem 1542 eingeweihten städtischen Leonhardsfriedhof bestattet. Dieser wurde bis dahin als zusätzlicher Friedhof vor allem für die vielen Pest- und Siechenopfer genutzt. Das erste nachweisbare Begräbnis fand hier übrigens schon 1477 statt. Nach und nach wurde der Leonhardsfriedhof erweitert, doch nach dem 2. Weltkrieg war die Kapazität nicht mehr ausreichend und der Dreifaltigkeitsfriedhof, südöstlich der Stadt gelegen und bedeutend größer, wurde eröffnet.

Der Heilige Leonhard, Schutzpatron der Gefangenen und Bauern, aber auch der Gmünder Sensenschmiede. Dies auch deshalb, da die Herstellung und der weite Vertrieb von Gmünder Sensen maßgeblich zum Ansehen und Wohlstand der freien Reichsstadt beigetragen hat.

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Steininschrift     Ketten zu Sensen    Jesaja 2,4

Die Kirche wird erstmals 1345 urkundlich erwähnt und war damals vor den Toren der Stadt für die Pilger, Wallfahrer und Besucher errichtet worden und wohl auch aus vorhandenen Opfer- und Spendengeldern finanziert worden. Erst 1542 wurde sie zur Friedhofskapelle. Linker Hand ist das Meßnerhaus mit angebaut, heute befindet sich dort auch die öffentliche WC Anlage.

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An der Rückseite der Kirche finden sich Gedenktafeln der alteingesessenen einflußreichen Familien Stahl. Die ganze Chronik und die Verknüpfung zu weiteren Würdenträgern der Stadt wurde uns darüber erzählt, leider viel zu viel um sich später im Einzelnen daran zu erinnern.

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Über die Herrgottsruhkapelle kann ich hier keine Auskunft geben, diese wurde nicht thematisiert, wird nicht von der Stadt verwaltet.

Die Aussegnungshalle und Aufbewahrungsräume, umgangssprachlich Leichenhalle, liegt im Norden der Anlage, direkt an der Bahnlinie. Im Jahre 1828 wurde die Beisetzung in Reihengräbern eingeführt und ein kreuzförmiger Weg angelegt, der den Friedhof in 4 Teile gliedert. Für das Aufbewahren der Toten stand eine offene Remise zur Verfügung. Da jedoch größtenteils die Verstorbenen bis zur Beisetzung zu Hause aufgebahrt wurden, wurde diese kaum genutzt. Nur in den weniger seltenen Fällen von Platzmangel oder bei Seuchen wurden die Toten außer Haus gebracht. Erst 1885-1887 wurde eine Leichenhalle errichtet. Das besondere an diesem Gebäude ist, dass in einem Aufbewahrungsraum eine Heizung eingebaut wurde. Damals glaubte man noch an den Scheintot, da nachweislich ein Fall domumentiert wurde, indem jemand begraben wurde und aus dem Sarg Klopfgeräusche vernommen wurden. Sollte nun also ein Totgeglaubter zum Leben erwachen, dann sollte er in dem Aufbewahrungsraum nicht erfrieren, darum die Heizung.

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Nimmt man den westlichen Eingang über die Friedhofstraße, gelangt man zum Ort der Ruhe. Im Zuge der Remstalgartenschau 2019 wurde rund um eine Wasserstelle ein Platz zum Innehalten angelegt. Die Kreise stehen für Zeitlosigkeit ohne Anfang und Ende, die Mitte gilt dem Gedenken, der Trauer und der Ermutigung.

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In direkter Nachbarschaft reihen sich die historischen Grabdenkmäler früherer Bürger der Stadt. Auch Sühnekreuze finden sich hier, wobei eines mit der Jahreszahl 1241 datiert ist.

Einen besonderen Platz nimmt das Kriegerdenkmal vom 06.08.1871 ein, welches an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 erinnert.

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Auch den Gefallenen des I. und II. Weltkrieges wird ein besonderer Platz gewährt.

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Die Gefallenen des II. Weltkrieges

Das Ostlandkreuz vom Bund der Vertriebenen erinnert an die Opfer vom Krieg und der nachfolgenden Flucht und Vertreibung

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Desweiteren sind 16 sogenannte Russengräber zu finden. Gefangene und Zwangsarbeiter aus Russland – wobei nicht sicher ist, ob es sich um echte Gräber oder „nur“ Gedenksteine handelt.

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Natürliche dürfen die Geistlichen hier nicht fehlen, das Feld der verstorbenen Pfarrer

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und das der vielen Ordensschwestern.

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Auf diesem Friedhof wurden berühmte und bekannte Persönlichkeiten bestattet. Zahlreiche Straßennamen, Kreuzungen oder Gebäude wurden nach ihnen benannt. Bestimmt kann nun der eine oder andere Leser eine Verbindung zu bekannten Örtlichkeiten finden:

Folgende Aufstellung bestatteter Persönlichkeiten auf dem Leonhardsfriedhof habe ich hier komplett reinkopiert, die Quelle ist Wikipedia.

Johannes Buhl (1804–1882), Kaufmann, Turnpionier und Feuerwehrpionier.

Johann Baptist Bommas (1816–1893), Komponist und katholischer Pfarrer (Grabstätte aufgelöst; zuletzt 1959 bezeugt)

Anton Pfitzer (1818–1892), Stadtpfarrer und Heimatforscher

Julius Erhard (1820–1898), Fabrikant und Sammler

Adolph Untersee (1842–1893), Oberbürgermeister der Stadt und Landtagsabgeordneter

Bruno Klaus (1848–1915), Lehrer, Politiker und Heimatforscher

Paul Möhler (1852–1929), Zentrums-Politiker und Oberbürgermeister der Stadt

Karl Haußmann (1860–1940), Markscheider, Geomagnetiker und Hochschullehrer

Josef Bidlingmaier (1870–1967), Uhrenfabrikant

Alfred Boppel (1872–1951), Fotograf

Walter Klein (1877–1952), Rektor der Höheren Fachschule für Edelmetallindustrie Schwäbisch Gmünd und Heimatforscher

Hermann Erhard (1883–1968), Fabrikant und Politiker

Albert Deibele (1889–1972), Pädagoge, Heimatforscher und Stadtarchivar von Schwäbisch Gmünd

Konrad Burkhardt (1894–1978), Landrat des Landkreises Schwäbisch Gmünd

Fritz Möhler (1896–1978), Goldschmied und Professor an der Höheren Fachschule für Edelmetallindustrie Schwäbisch Gmünd

Hans Hirner (1906–2004), Kaufmann, Präsident der Deutschen Handelskammer für Spanien

Josef Janota (1911–1994), Politiker

Gebhard Luiz (1913–2013), katholischer Pfarrer

Erich Ganzenmüller (1914–1983), Pädagoge und Politiker

Alfred Lutz (1919–2013), Grafiker, Hochschullehrer und Prorektor der HfG Schwäbisch Gmünd

Peter Spranger (1926–2013), Historiker, Pädagoge, Schulleiter des Scheffold-Gymnasiums Schwäbisch Gmünd

Max Seiz (1927–2020), Bildhauer

Peter C. Schenk (1928–2020), Architekt und Hochschullehrer

Norbert Schoch (1932–2008), Rechtsanwalt und Oberbürgermeister der Stadt

Walter Giers (1937–2016), Licht-, Klang- und Medienkünstler

Hans Kloss (1938–2018), Maler und Grafiker

Und nun dürft ihr endlich die Fotos bestaunen. Markante Grabstätten, imposant, beeindruckend, prunkvoll, liebevoll, demütig – wie immer ihr diese benennen wollt. Darunter auch Gräber o.g. Persönlichkeiten.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Noch vieles hätte ich ablichten können. Einige Zeit auf den Ruhebänken verweilen, unter altem Baumbestand der Stille lauschen, die noch wärmende Sonne des Herbstes genießen obwohl dieser bereits mächtig Einzug hält, doch irgendwann reichte es auch mir. Ich wollte nach Hause.

Ausdrücklich möchte ich hier erwähnen, dass ich alle Fotos selbst fotografiert habe, ohne Auftrag, aus rein privaten Zwecken, nicht kommerziell. Nur aus dem Wunsch, diese inzwischen selten gewordenen Denkmäler festzuhalten – für mich und für meine Leser.

Bleibt behütet und gesund,

Gruß Karin

Unser Bio-Säftchen

Eines musst du dir gut merken, wenn du schwach bist, Äpfel stärken. Äpfel sind die beste Speise, für zu Hause, für die Reise, für die Alten, für die Kinder, für den Sommer, für den Winter, für den Morgen, für den Abend, Äpfel essen ist stets labend! Äpfel glätten deine Stirn, bringen Phospor ins Gehirn, Äpfel geben Kraft und Mut und erneuern dir dein Blut. Auch vom Most, sofern dich durstet, wirst du fröhlich, wirst du lustig. Darum Freund, so lass dir raten, esse frisch, gekocht, gebraten, täglich ihrer fünf bis zehn. Wirst nicht dick, doch jung und schön, und kriegst Nerven wie ein Strick. Mensch, im Apfel liegt dein Glück!

(Georg Wilhelm Otto von Ries)

Jedes Jahr im August und September fühle ich mich wie im amerikanischen Filmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“! Nachdem man am Abend völlig k.o. ins Bett geht, da man den Tag über das ganze Fallobst verarbeitet hat, erwacht man am nächsten Morgen mit Blick auf die Wiese und sieht erneut Dutzende der saftigen Vitaminbomben auf dem Rasen liegen und die Prozedur geht von Neuem los. Und beim Verarbeiten der Früchtchen komme ich mir wie Diane Keaton in „Baby Boom“ vor. Ich weiß – einige von euch werden diese Filme aus den 80er und 90er Jahren nichts sagen, doch mir sind diese mit meinen eigenen Erlebnissen wie ins Gedächtnis gebrannt.

Äpfel soweit das Auge reicht. Gefühlte Tonnen von Apfelmus wurden zubereitet, zwischendurch mal Kuchen gebacken, Bratapfelmarmelade, Apfelküchlein und Apfelbrot hergestellt, der obligatorische gesunde Apfel täglich roh verspeist, Oma kam angekarrt um ebenfalls die Kellerregale mit Eingemachtem zu füllen, die Verwandschaft und Freunde wurden fast schon genötigt doch auch ein Eimerchen des kostbaren Gutes abzunehmen und trotzdem – der Garten lag voll mit Fallobst, die Bäume drohten abzuknicken ob ihrer Last, was letztendlich auch einer leider tat. Immer wieder musste ich die letzten Jahre Deutschland verlassen und überließ die süßen Früchte ihrem Schicksal – das schlechte Gewissen über diese Verschwendung wurde immer damit beruhigt, dass man dann später irgendwann mal saften würde.

Ja und dieses später ist nun eingetreten. Da der Trend zum Einmachen und Einwecken nach wie vor anhält, bewusste gesunde Ernährung einen nie dagewesenen Aufwärtstrend verbucht, so mancher Obstbaumbesitzer das kostbare Gut nicht einfach nur sich selbst überläßt, sind auch die örtlichen Mostereien auf diesen Zug aufgefahren. Bei einigen Betrieben kann man sein Obst abgeben und erhält im Gegenzug Einkaufsgutscheine für Saft, wir wollten jedoch das Produkt unserer eigenen Apfelbäume trinken, somit wissen wir genau was drin ist, außerdem garantiert in Bioqualität!

Somit war letzte Woche drei Tage lang in jeder freien Stunde Apfelsammeln angesagt. Die Vorlage der Mosterei war ein Mindestsaften von 150 kg Äpfel, wurm- und faulfrei sollte die Ware sein. Von 5 unterschiedlichen Bäumen haben wir unsere Ernte eingebracht, das Gewicht konnten wir natürlich nur grob schätzen, wir achteten auf ein ausgewogenes süß-sauer-Verhältnis, ansonsten konnten wir diese Aktion einfach nur mal testen.


Die Herausforderung an der ganzen Sache ist allerdings die Lage unserer Bäume. Sehr langer Steilhang, jeder Eimer musste mühsam bis zum Anhänger hinuntergetragen werden, eine echte Knochenarbeit.

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Letzten Samstag war es dann soweit. In der Mosterei Seiz im Schwäbisch Gmünder Stadtteil Straßdorf fühlten wir uns sehr willkommen.

Äußerst freundlich wurden wir zu unserem Termin begrüßt und in die Arbeit eingewiesen, ausführlich wurde alles erklärt und netterweise durfte ich auch alles fotografieren – dafür meinen herzlichen Dank!

Zuerst einmal mussten die Äpfel auf das Förderband kommen, damit diese zur Waschanlage gelangen konnten. Muskelkraft war angesagt!

Weiter ging es im Innern der Halle, ich durfte durch den „Desinfektionsvorhang“ knipsen, daher sind die Fotos eventuell etwas verwaschen. Der komplette zerschredderte Apfel wird in Formen eingegossen, in denen zuvor ein Tuch ausgelegt wird. Ähnlich wie beim Käsen. So wird Form auf Form gelegt, dieser Stapel wird dann gepresst und der Saft läuft durch ein Sieb in den Auffangbehälter.

Das Auto wurde in der Zwischenzeit um die Halle zur gegenüberliegenden Türöffnung gefahren und nun waren wir gefragt. Wir durften probieren!

Das Foto sagt alles aus! So begeisterte Mienen nach dem ersten Schlückchen. Himmlisches Aroma, genau das richtige süß-sauer-Verhältis, was waren wir erleichtert! Die Plackerei hatte sich gelohnt.

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Nun konnten wir geduldig zusehen, wie der Saft vom Auffangbehälter in das Fass der Heißabfüllanlage gepumpt wurde und wir mit Erstaunen unseren Ertrag von 115 Litern Saft erfuhren. Hier im Fass wurde nun auf 70 Grad erhitzt um eine Haltbarmachung zu erzielen.

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Da generell berechnet wird, dass man pro Zentner Äpfel (50 kg) ungefähr 30 Liter Saft erhält, ergab die Gegenrechnung, dass wir ca. 190 kg Äpfel gesammelt hatten. Wow!

Das kostbare Gut ließen wir nun in die praktischen Bag-in-Box Tüten füllen, wahlweise 10 oder 5l. Dazu noch einige Kartons, welche man auch nur in geringer Stückzahl zu kaufen braucht, da es sich empfiehlt aufgrund des Preises diese wiederzuverwerten. Die Beutel haben einen Ausgusshahn und somit kann aus dem Karton heraus ganz bequem ausgeschenkt werden. Das Haltbarkeitsdatum eines angezapften Beutels beträgt 3 Monate, die geschlossenen Beutel 1 Jahr. Somit küsst mich wohl nächsstes Jahr wieder das Murmeltier! Ohje!

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Ausgestattet mit Thermohandschuhen durfte Göttergatte nun die heißen Tüten vorsichtig auf den Anhänger legen. Der übriggebliebene Trester verbleibt in der Mosterei und wird für die Tierfütterung abgegeben.

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Im Laden an der Kasse wurde dann noch bezahlt und ab ging die Fahrt nach Hause. Nachdem die Ladung in der Garage über Nacht auskühlte, wurde in gemeinsamer Familienmanier in den Keller umgeschichtet und wird nun täglich von uns genossen, denn wie heißt es so schön?

Für die Alten, für die Kinder, für den Sommer, für den Winter…

Bleibt gesund, Gruß Karin

Nachtrag am 18.09.20: Dieser Artikel erschien heute in unserer Tagespresse – diese Zufälle sind immer wieder witzig.

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Das finnische Mitbringsel

Habe euch ja gestern erst erzählt, dass mein Göttergatte sich mit seinem Motorrad auf einer Urlaubsfahrt gen Nordkap befindet. Befand. Gestern kam er dann nach 17 Tagen wohlbehalten zurück. Gott sei Dank.

Mit einem Mitbringsel aus Finnland für mich. Genauer gesagt aus Inari. Das ist ganz oben in Lappland. Was mich sehr gefreut hat!

Grob umschrieben fuhr er von hier aus auf die A7, hoch bis Hamburg, Lübeck, Travemünde, von dort mit der Fähre nach Helsinki. Über den Polarkreis hoch über die Grenze nach Norwegen und schließlich weiter ans Nordkap. Zurück ging es dann in Norwegen über die Lofoten, ins Landesinnere bis nach Oslo, rüber nach Schweden, über Göteborg und Malmö, nach Flensburg und mit einem weiteren Stop in Deutschland kam er dann gestern wieder hier an. Wer sich dafür näher interessiert, er schrieb ein Reisetagebuch, ist noch nicht ganz fertig, aber ich darf den Link dafür hier bekanntgeben:

https://vakantio.de/nordkap-motoradtour-in-corona-zeiten

Doch nun zu meinem Reiseandenken:

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Ein Becher Lakkahillo! War mir gänzlich unbekannt, befragte sofort die Suchmaschine und nachdem ich im Übersetzungsprogramm den Begriff eingab um die richtige Aussprache zu hören, musste ich so lachen. Das hört sich für meine Ohren so witzig an.

Doch nun endlich die Auflösung, ich denke die wenigsten meiner Leser werden sofort wissen um was es sich handelt.

Moltebeeren Marmelade! Auch Multebeere, Multbeere, Schellbeere, Sumpfbrombeere oder Torfbeere genannt.

Wikipedia schreibt dazu,

dass das Hauptverbreitungsgebiet in den vier nordeuropäischen Staaten Russland, Schweden, Finnland und Norwegen sowie in Schottland und England liegt. Einzeln in West-, Mittel- und Osteuropa. In Grönland ereicht sie ihren nördlichsten Verbreitungspunkt. Der südlichste Punkt liegt in den Sudeten, Polen, Tschechien sowie im Riesengebirge. In Nordamerika in Kanada, auch in Sibirien und Nordjapan ist sie heimisch. In Deutschland kommt die Art nur noch in Niedersachsen in Moorgebieten vor und ist hier nach der Bundesartenschutzverodnung streng und besonders geschützt.

Die Moltebeere erträgt große Kälte im Winter, reagiert aber sehr empfindlich auf Kälteeinbrüche nach Beginn ihrer Vegetationsphase. Sie gedeiht auf sauren Böden, toleriert bis zu -38°C, reagiert aber empfindlich auf Salze.

Die Moltebeere ist eine robuste Pflanze, wie viele Rosengewächse. Sie ist reich an Vitaminen und Spurenelementen. Roh gegessen hat sie einen bitter-säuerlichen Geschmack, vielfach wird sie zu Marmelade und Gelee verarbeitet. In Schweden isst man sie gefroren mit Zucker, in Finnland zusammen mit einem teigartigen Käsegericht, auch bereitet man einen Likör daraus zu, namens Lakka (Lakka ist der finnischer Name für Moltebeere).

Der Ertrag der Moltebeere ist gering, daher ist sie die teuerste der wild gesammelten Beeren.

Auf jeden Fall schmeckt die Marmelade gut, etwas nach Honig, süß und doch etwas säuerlich.

Hier die restliche Beschriftung des Bechers, man kann sich schon einiges daraus zusammen reimen:

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Da hat mein Jogi ja nun was angefangen, bin gespannt wo es ihn als nächstes hinzieht und was er mir dann mitbringt…

Beerige Grüße, Karin

„Schwing die Hufe auf nach Ellwangen“

So wurde laut Hinweisschild dieses Pferd betitelt, welches ich in der Ellwanger Innenstadt entdeckte. Dies geht wahrscheinlich auf die regelmäßig stattfindenden Ellwanger Pferdetage, eines der größten Feste für Pferde- und Reitbegeisterte hier auf der Ostalb, zurück.

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Ich habe es als Eingangsbild für meinen Beitrag auserkoren, um euch von meinem Kurzurlaub zu berichten, ganz nach der Devise: „Mach Urlaub in der Region“! Vorletzte Woche war ich für 4 Nächte in Espachweiler, gerade einmal 48 km von unserem Zuhause entfernt. Habe mir ein kleines Hotel auserkoren, das direkt an einem See, dem Espachweiher liegt.

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Und da es dann nur noch 5 km bis Ellwangen sind, hab ich mir die Tage in der Umgebung dort schön mit Spaziergängen, Baden im See, Sightseeing und faulem Nichtstun vorgestellt. Dass der Seegasthof der Familie Bolz direkt an einer Straße lag, war mir zwar bewusst, dass diese jedoch stark befahren ist und der Weiher wegen Blaualgen geschlossen war, das hatte ich im Vorfeld nicht so im Blick. Wer unser Zuhause kennt, der weiß wie abgeschieden wir wohnen. Der Verkehrslärm war somit eine echte Herausforderung für mich, zumal mein nettes Zimmerchen einen gemütlichen kleinen Balkon mit Seeblick hatte. Übrigens lässt es sich im Gasthof fürstlich speisen, auf deren Website könnt ihr die Restaurantöffnungszeiten in Erfahrung bringen.

Somit begann ich meinen Urlaub mit spazieren gehen entlang der Seen. Der Tag schien wieder einmal sehr heiß zu werden, vorsorglich hatte ich diesmal jedoch an alle Schutzmaßnahmen gedacht und alles mögliche in meinem Rucksack dabei. Nach diesem Espachweiher gelangt man zum Sägweiher. Dieser war zwar für Badebetrieb geöffnet, allerdings badete in diesem, für mich unappetitlich wirkenden Gewässer, auch kein Mensch. Welches Tierchen da drin seine Runden drehte, wollte ich besser nicht wissen. Trotzdem hätte ich Dutzende von Fotos machen können, diese Spiegelungen auf dem Wasser, der Himmel, die Sonne – traumhaft. Auch sonst ist die Umgebung so schön und ruhig und ich fühlte mich wirklich wie im Urlaub.

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Weiter ging mein Spazierweg in Richtung Wald zum Grießweiher. Dieser sollte laut Juniorchef auch zum Baden geöffnet sein. Aufgrund der sehr gut ausgearbeiteten Wander- und Fahrradwege kamen mir somit auch einige Frischluftfanatiker zu Fuß oder auf dem Rad entgegen. Ein weitläufiges Netz an Wegen, welches sich in der Ebene rund um diese Seen verteilt. Am besagten 3. See angekommen erwartete mich ein großer Parkplatz mit diesem Hinweisschild – hier herrschte ja Bombenstimmung!

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Ich folgte Kindergeschrei und kam somit direkt zur begehbaren Badestelle. Kinderbespaßung mit Angeln und Grillen stand auf dem Programm und die Betreuer versicherten mir, man könne durchaus hier baden. Am folgenden Tag suchte ich mir die Straßenstrecke heraus und fuhr direkt mit dem Auto dort hin. Ein abermals sehr heißer Tag, auch einige andere Badegäste suchten Abkühlung. Es war herrlich!            

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Zurück zum 1. Tag. Der lange Fußmarsch zwischen offenen Feldern und Wegen war bei dieser Hitze ziemlich anstrengend. Zurück im Hotel die erfrischende Dusche und ein kleines Nickerchen, bis ich durch Klopfen an der Tür wach wurde und überrascht wurde!

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Joachim befindet sich seit über 2 Wochen mit dem Motorrad ebenfalls im Urlaub. Eine Tour zum Nordkap hat er sich auserkoren und kreuzte an diesem Tag genau den Polarkreis und ließ mir als Einstimmung in meinen Urlaub diese Aufmerksamkeit bringen. Er kann schon nett sein wenn er will! Gell?

Mit meinem Chili-Flitzer war ich ja auch immer wieder mal unterwegs, vorbei an Pferdekoppeln und Kuhweiden, auch Schafe sah ich. Doch als ich eines Tages in einen kleineren Weg abbog  und mein Blick so zur Seite ging, rechnete ich absolut nicht mit diesen Kollegen..

Da steht mitten auf dem schwäbischen Land zwischen Pferdehöfen und Kuhställen diese Farm. Gut zu wissen!

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Desweiteren vielen mir Windräder auf. Hier bei uns gibt es in manchen Gegenden nun ja auch schon einige davon und die Meinungen hierüber sind gespalten. Sicherlich, Strom brauchen wir alle, auch mein Auto! Aber bitte keinen Strom der aus Kernkraft oder Kohle kommt, da sind wir uns alle einig – aber mal ehrlich – da bin ich doch heilfroh dass ich diese Ungetüme bei uns zu Hause nicht vor der Nase hab und ziehe meinen Hut vor meinen Mitbürgern die vor allem das stetige leise Surren ertragen müssen.

Während meiner Recherche zu den Sehenswürdigkeiten von Ellwangen gelangte ich auch zu einer Info über den Galgenberg, auf dem vor allem während der Hexenverfolgung hunderte von Menschen gehängt wurden.

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Leider führte mich mein Navi etwas in die Irre, ich parkte weit ab und lief bei brütender Hitze kilometerweit, auch ein Passant führte mich umständlich zu Fuß über die Wanderwege, obwohl ich dort sehr schöne Ausblicke erleben durfte und im Nachhinein auch froh darüber war, zumal ich ja Zeit hatte. Eine schnellere Möglichkeit bietet sich an, indem man nach Ellwangen auf den Parkplatz vom Waldstadion/Rundsporthalle fährt und von dort aus zu Fuß geht.

Mitten im Wald in einer kleinen Lichtung findet man dann in aller Stille dieses Stätte. Mehr möchte ich dazu nicht mehr schreiben, hoffe ihr könnt die Fotos vergrößern und selbst lesen.

Desweiteren wanderte ich, wie bereits erwähnt, ein Stück auf dem sogenannten Hariolf-Rundweg. Anläßlich des 1250-Jahre-Stadtjubiläums entstand dieser Weg im Jahre 2014 als ein Projekt des Hariolf-Gymnasiums. Übrigens war der heilige Hariolf ein Mitgründer der Benediktinerabtei Ellwangens – dies nur so nebenbei. An markanten Ausblicken oder Sehenswürdigkeiten wurden diese wetterfesten Tafeln installiert. Bester Ausblick fürs Foto oder direkt neben einem Anschauungsobjekt und dazu die Info – alles an einer Stelle. Super Idee!

Mein Weg führte mich weiter nach Ellwangen, ich wollte nochmals durch die Stadt schlendern und die besonders schönen Ausblicke festhalten. Zwischendurch mussten unbedingt einige Erfrischungen genossen werden, auch mein Kleiner hatte Durst und somit lud ich zum ersten Mal außer Haus an einer Ladesäule direkt am Marktplatz an der Basilika St. Vitus mit göttlichem Segen – sage da mal noch einer was gegen Elektromobilität!

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Ein besonders schönes etwas andere Resto-Café hab ich direkt schräg gegenüber entdeckt. Das Café Omnibus – nein – hier kommen keine Omnibusladungen Gäste her oder etwa nur Omnibusfahrer. Wie ich mir von der Pächterin erklären ließ, kommt der Name aus dem Lateinischen und heißt soviel wie „für alle“! So war es auch: Familien, verliebte Paare, Singels, Senioren, Studenten, Touristen und dem Augenschein nach auch Gäste aus ferneren Ländern mit Betreuern – denn die LEA (Landeserstaufnahmestelle) befindet sich ja auch in Ellwangen. Diese saßen nicht weit von mir entfernt und ich konnte vom langsam gesprochenen deutschen Dialog immer wieder einige Wortfetzen entnehmen.

Übrigens werden außer Eis und selbstgebackene Kuchen auch Kleinigkeiten zum Mittagsstisch angeboten. Im herrlichen Innenhof mit frischen Blümchen auf dem Tisch wurde ich sehr freundlich und aufmerksam bedient und mitten im Kaffee-Kuchen-Hochbetrieb um 15.30 Uhr bekam ich extra noch Pasta zubereitet. Dies nur zu den teils negativen Bewertungen – aber die gibt es wohl überall.

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Und hier nun einige, zugegeben einige viele, Stadtansichten. Viel Spaß!

Die Basilika St. Vitus habe ich natürlich auch von innen besichtigt. Die Basilika ist die Kirche rechts auf dem Bild.

An der gegenüberliegenden Seite des Altars führt eine Tür in eine Kapelle, von dort gelangt man durch eine weitere Tür in die Evangelische Stadtkirche, die linke Kirche auf dem Bild. Natürlich habe ich mir auch diese von innen angeschaut. Ursprünglich 1724 als Jesuitenkirche erbaut. Nach dem Zuzug protestantischer Christen und der Gleichstellung der Konfessionen wurde die Kirche 1806 zur evangelischen Stadtkirche umgewidmet und das Kircheninnere umgestaltet.

Somit grenzte an das ehemalige Jesuitenstift – heute Staatsanwaltschaft – die Jesuitenkirche, welche heute die evangelische Kirche ist. Wie es jedoch ursprünglich zu der Verbindungstür kam, das konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Und hier ein Auszug zur Erklärung der beiden Kirchen aus der Website der Stadt Ellwangen, die der Urheber dieses Textes ist:

Auf dem Ellwanger Marktplatz imponiert die spätromanische Basilika St. Vitus, eine der bedeutendsten romanischen Gewölbebauten Schabens. Die spätromanische Kirche wurde zwischen 1182 und 1233 als Klosterkirche erbaut. Es ist die dritte Kirche an dieser Stelle und geht in ihren Anfängen auf das Jahr 764 zurück – dem Gründungsjahr Ellwangens. 1460 wurde die Basilika zur Hofkirche der Fürstpröpste und ab dem Jahr 1952 zur heute noch genutzten Pfarrkirche.

Die ökumenische Verbindungstür zwischen katholischer und evangelischer Stadtkirche – nachdem sie über 200 Jahre geschlossen war, wurde sie im Jahr 1999 im Zeichen der Ökumene wieder geöffnet.

Mein Urlaub neigte sich langsam dem Ende zu, doch unbedingt wollte ich noch das Schloss ob Ellwangen besichtigen.

Auf 505 Meter über NN gelegen, thront die ausgedehnte Schlossanlage inmitten von Streuobswiesen. Zusammen mit der Schönenbergkirche bildet das Schloss eine weithin sichtbare Silhouette. 1266 wurde die damals mittelalterliche Burg erstmals erwähnt und diente damals als Wehrburg des seinerzeit bereits reichsunmittelbaren Klosters Ellwangen.  Ab 1460 diente diese den Fürstäbten und Fürstpröpsten der Fürstpropstei als Wohn- und Herrschaftssitz, später als kurfürstliche bzw. königliche Residenz. Die jeweiligen Herren veränderten, erweiterten und modernisierten die Anlage stetig. Im 18. Jh. wurde die ehemalige Burg zu einem Schloss umgebaut.

Die Außenanlagen des Schloßgrundstückes dürfen unentgeltlich besichtigt werden. Die Innenräume dienen als Behörde, Ausstellungsort, Veranstaltungsstätte sowie Ausbildungsseminar. So hat z. B. der Kunstverein Ellwangen e.V. einen Trakt, in einer Etage ist das Schloßmuseum Ellwangen untergebracht. Hierfür ist Eintritt zu bezahlen, was sich auf jeden Fall lohnt – sehr sehenswert! Im Museum darf auch fotografiert werden, das Treppenhaus allerdings nicht. Desweiteren hat das Landratsamt für Landwirtschaft und Forstaußenstelle Räume belegt. Außerdem befinden sich auf dem großzügigen Hof noch diese Wegweiser, auch sonst findet der Besucher überall erklärende Hinweistafeln zu den jeweiligen Gebäudeteilen.

91a Wegweiser

In die restichen Räume und in die Kapelle gelangt man nur innerhalb einer geführten und zu bezahlenden Schlossführung.

Ich begann zunächst einmal mit dem weitläufigen Hof- und Gartenareal:

Bis ich dann irgendwann in den Innenhof der Residenz gelangte

Von hier aus kommt man auch zum Museum.

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Zutritt zu Corona-Zeiten nur mit Mund-Nasen-Schutzmaske und Abstandsregeln. Die gesonderten Öffnungszeiten bitte auf der Website erfragen. Hier eine kleine Bilderauswahl:

Aufgrund meiner Uploadkapazität musste ich mich auf einige wenige beschränken. Die Decken und Kachelöfen bekamen eine gesonderte Aufmerksamkeit von mir. Die Puppenstubensammlung ist gigantisch! Insgesamt werden die Themengebiete der sakralen Kunst, fürstliches Mobiliar, Militärgeschichte, Industrie und Handwerk, Musik und Malerei, Barockkrippen, der Thronsaal, Porzellane und Fayencen aufgegriffen.

Das war es dann auch. Nach einem fürstlichen Abendessen im Restaurant meiner Gastgeber ging es am nächsten Morgen nach dem Frühstück wieder nach Hause. Eigentlich wollte ich mir noch das Limestor in Dalkingen anschauen welches gerade mal 7 km entfernt liegt – aber irgendwann ist der Kulturpegel auch mal bei mir erreicht.

Somit hab ich schon das nächste Ausflugsziel vor Augen, mal schauen wer mich begleiten mag…

Bis dahin, Gruß Karin

Alamannen oder Alemannen?

Diese Frage kann u. a. in Ellwangen im Alamannenmuseum beantwortet werden, welches ich mit meiner Freundin Christiane Anfang des Monats besuchte.

Das Museum befindet sich in einem denkmalgeschützen mittelalterlichen Gebäude aus dem Jahr 1593, bei dem sich im Zuge der Umbauarbeiten herausgestellt hat, dass das Haus sich als eines der ältesten noch erhaltenen Armen- und Siechenhäuser Südwestdeutschland erwiesen hat. Somit ist es der sogenannten Nikolauspflege zuzuordnen, einem Stift für blinde und sehbehinderte Menschen. Allein die Entstehungsgeschichte dieser Einrichtung durch die Förderung von Königin Olga von Württemberg ist eine Recherche wert und sehr lesenswert.

Doch zurück zum Museum. Vom Erdgeschoss bis unters Dach bekommt der Besucher anhand bedeutender archäologischer Funde aus ganz Süddeutschland einen Überblick über 5 Jahrhunderte alamannischer Besiedlung, vom 3. – 8. Jh. nach Christus. Desweiteren lassen Ausstellungsstücke, inszenierte Lebenssituationen, Infotafeln, interaktive Medien mit Bildschirmen und bewegten Bildern keine Langeweile aufkommen. Klimatisiert wird man von Raum zu Raum und Stockwerk zu Stockwerk weitergeleitet, wobei ich sagen muss, dass von der kühlen Luft im oberen Stockwerk nicht mehr allzuviel zu spüren ist.  Sollten die wenigen Sitzgelegenheiten nicht ausreichen, kann beim Empfang nach leicht transportablen Klappstühlen gefragt werden, auch das Museumscafé lädt zwischendurch zu einer Pause ein. Werden die vielen Treppen zu beschwerlich, steht ebenso ein Aufzug zur Verfügung.

Doch primär möchte ich euch die Frage des Titels beantworten, indem ich euch die Infotafel hier einstelle.

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Ansonsten möchte ich noch erwähnen, dass ihr viel Zeit mitbringen solltet, es gibt wirklich viel anzuschauen und zu lesen.

Erklärt und bestaunt werden darf die Anlage von frühalamannischen Siedlern und deren Siedlungs- und Grabfunden, Themen wie Gebrauchsgegenstände, Münzen,  Schmuck, Waffen, Handwerk, Gartenbau und Viehzucht werden erläutert, Bestattungsarten, Rituale usw.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Wechselnde Sonderausstellungen komplettieren das Angebot. Derzeit lautet das Thema: „Gut betucht – Textilerzeugung bei den Alamannen“.

In einem separaten Raum wird die Tuchherstellung, vom Schaf bis zum fertigen Mantel nachvollziehbar. Verschiedene Webarten, Herstellungsverfahren, Färbemöglichkeiten, Kosten der Kleidung und auch die brennende moderne Frage ob wir zu konsumfreudig sind – all diese Punkte werden aufgegriffen.

Interessante Stunden, die wir dort verbrachten. Auch in der Innenstadt von Ellwangen sind wir durch unzählige Straßen und Gässchen geschlendert. Mir gefiel es dort so gut, dass ich beschloss, in der Region einige Tage Urlaub zu machen.

Somit könnt ihr demnächst hier noch mehr aus Ellwangen erfahren, bis dahin

Gruß Karin

Die Römer am Schirenhof

Bereits in meiner Kindheit wurde ich mit unserer frühchristlichen Geschichte konfrontiert. Der Limes, der einstige römische Grenzwall, welcher die Außengrenze des Römischen Reiches zu den Germanen kennzeichnete, verlief unweit am Ortsrand unseres Dorfes und somit führten unzählige Grundschulausflüge und Wandertage entlang dieses Limeswegs durch die Wälder. Auch heute, obwohl ich nun 25km entfernt vom Wohnort meiner Kindheit zu Hause bin, verläuft diese ehemalige Trennung abermals direkt vor meiner Nase. Beim sogenannten Limesknie in Lorch – nähere Details zu einem späteren Zeitpunkt.

6.6

Die Reichsgrenze wurde durch römische Kastelle, also befestigte Kasernen, gesichert. Auch diese Überbleibsel oder Rekonstruktionen, können an den unterschiedlichsten Orten hier im Umland besichtigt werden.

Doch der Reihe nach: Im westlichen Schwäbisch Gmünder Stadtgebiet namens Schirenhof sind einige Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. In direkter Nachbarschaft der katholischen Sankt Michaelskirche zeigt ein Wegweiser zum Römerbad Schirenhof. Am dortigen Parkplatz kann das Auto geparkt werden, denn nun geht es auf einem Rundwanderweg zu Fuß weiter.

Die Grafik verdeutlicht, welche Punkte wir besichtigen werden:

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Zunächst einmal befinden sich gegenüber besagtem Parkplatz die Überreste des Badehauses, das Kohortenbad am Schirenhof oder Kastellbad Schirenhof – wie es auch bezeichnet wird.

1.1

Als Kohorte wurde im Römischen Reich eine militärische Untereinheit der Römischen Legion bezeichnet. Als feste Einrichtungen der Truppenstandorte gehörten Kastellbäder zur Erholung und Körperpflege. Auch den Bewohnern der Siedlungen standen diese Anlagen offen, wie Funde von Toilettenutensilien und Frauenschmuck belegen.

Hier ein Modell der damaligen Anlage und nähere Infos auf der Tafel.

2.2

3.3

Sehr viel zu sehen gibt es hier nicht. Das Relief einer Quellnymphe, welches 1894 im Bauschutt des Bades entdeckt wurde. Das Original befindet sich im Museum in Schwäbisch Gmünd. Der Stein diente ursprünglich wohl als Wandverkleidung, aus dessen runder Öffnung sich das Wasser ins Becken ergoss.  Außerdem die Überreste der damaligen Heiztechnik. Anhand Schautafeln wird ausführlich erklärt, wie die Heizung funktionierte, woher das Frischwasser kam und das Abwasser hinfloss.

Gegenüber der Anlage, direkt neben dem Parkplatz führt ein kleiner Fußgängerweg bergauf. Oben in der Straße „Am Römerkastell“ angekommen, fällt der Blick direkt auf eine große Wiese, rechts davon führt ein Feldweg mit Hinweisschild zum Kohortenkastell. Ich erkläre dies deshalb so genau, da ich selbst ursprünglich nur vom Römerbad wusste und zu Hause bei der Recherche vom Kastell und den weiteren Sehenswürdigkeiten las, die immer mit dem Signet des Römerhelms gekennzeichnet sind. Somit bin ich nochmals los um alles zu besichtigen. Leider gehen die Beschilderungen im reichen Grün etwas unter:

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Somit geht es nun ca. 150 Meter entlang der Wiese etwas bergauf, bis linker Hand diese Hinweistafeln kommen und einen in Kenntnis setzen, dass hier wohl besagtes Kohortenkastell stand.

Leider ist von dieser Anlage oberirdisch überhaupt nichts zu sehen – es wurde nie ausgegraben. 1886 entdeckt und durch Grabungen teilweise erforscht, erfolgten 1972 ergänzende Untersuchungen. Das Kastell wurde um die Mitte des 2. Jh. erbaut. Die im Fundament 1,2m breite Umwehrungsmauer umschließt ein Rechteck mit abgerundeten Ecken von 157m x 130m. Von den vier Toren sind nur zwei durch die Grabungen nachgewiesen. Doch nur an dieser weitläufigen Wiese mit Blick ins Remstal zu stehen und die Ansicht durch die Plexiglasscheibe lassen mich gedanklich zu Asterix, Obelix und Cäsar wandern und wenn ich genau hinhöre, dann vernehme ich die Befehle auf dem Exerzierplatz, ihr auch?

 

12.12

Weiter führt der Weg bergauf, bis man zu einer Wendeplatte kommt, die von der Zubringerstraße „Am Schirenhof“ umkreist wird. Auch hier ist ein großer Parkplatz angegliedert. Direkt auf der Wendeplatte steht ein Hinweisschild über ein römisches Gräberfeld. Lest dazu bitte diese Tafel, sehr interessant!

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Folgt man dem Wanderweg immer geradeaus weiter bergauf, gelangt man zum Schwäbisch Gmünder Stadtteil Straßdorf in die dortige Kastellstraße. Mein Weg führt mich jedoch die Straße „Am Schirenhof“ bergab, bis linker Hand dann irgendwann diese Hinweistafel erscheint.

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Ich frage mich allmählich, ob der Denkmalschutz damals zu lax war und warum vor allem das Kastell nicht ausgegraben wurde?

Der Weg führt weiter bergab bis man schließlich nach rechts abzweigt um wieder „Am Römerbad“ einzubiegen und entlang der Ausgrabungsstätte zurück zum Parkplatz gelangt.

Ein sehr interessanter Rundgang, der einem die heimische Geschichte wieder ein Stückchen näher bringt. Mal schaun, was mir als nächstes so einfällt.

Bis dahin – Ave – Karin

 

Klein aber mein!

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Genau dieses Hinweisschild entdeckte ich an einem alten Häuschen entlang der Stadtmauer in Ellwangen und mitsamt den Initialen passt es zu mir und meinem nagelneuen Chili-Flitzer wie die Faust aufs Auge!

Exakt spreche ich vom ersten vollelektrischen Mini – dem neuen Mini Cooper SE – den ich seit dem 24. Juli 2020 mein Eigen nenn.

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Bereit für die Zukunft, flitze ich mit meinem chiliroten Mini rein elektrisch durch die Lande und leite eine neue Ära ein. Momentan eher ums Städtchen, weitere Touren mit Zwischenladungen habe ich noch nicht unternommen – das kommt demnächst. Somit hoffe ich, dass ich Dank verschiedenster Ladekabel, Apps und Bezahlmöglichkeiten an einer der rund 20.000 e-Ladesäulen in Deutschland, wie auch über meine Wallbox zu Hause, jederzeit frisch aufgeladen emissionsfrei unterwegs sein kann. Der lautlose E-Motor senkt den Verkehrslärm, das dezente Fahrgeräusch – meine Familie meint mein Mini würde singen – warnt den Fußgänger, trotzdem fahre ich immer noch höchst konzentriert an Passanten vorbei.

Nun wünscht mir allzeit gute Fahrt mit stets genügend Saft im Akku damit ich demnächst einmal bei euch vorbeiflitzen kann,

eure Chili-Karin

Carina’s Sprungbrett

Heute möchte ich euch die Skischanzen des Ski-Club Degenfeld vorstellen.

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Degenfeld ist ein kleiner Stadtteil von Schwäbisch Gmünd. 2014 zählte man hier 455 Einwohner, eine aktuelle Zahl konnte ich leider (noch) nicht in Erfahrung bringen. Idyllisch im Grünen gelegen auf 500-700 Höhenmetern, umgeben vom Eierberg, dem Bernhardusberg, dem Galgenberg, dem Hornberg und dem Kalten Feld. Die beiden letzteren gelten als Erholungsgebiet und Wintersportparadies.

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Blick auf Degenfeld

 

Was lag da näher, als einen Ski-Club zu gründen? Bereits im Jahr 1922 wurde dieser Club aus der Wiege gehoben mit dem Grundsatz:

Zweck des Clubs ist es, den Skilauf am Kalten Feld zu fördern, zu pflegen und zu verbessern.“

 

1926 wurde bereits die 1. Schanze eingeweiht, im folgenden Jahr fand die Erste Schwäbische Meisterschaft statt und Das Kalte Feld rückte in den goldenen 20er Jahren zum Wintersportort im Großraum Stuttgart auf. Das Vereinswappen, welches 1926 kreiert wurde, findet bis heute seine Verwendung.

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Aus dem Kader des Ski-Clubs kamen einige Sportgrößen hervor:

1952 gewann bei einer Skisprungveranstaltung auf der Großen Schanze an der Winterhalde Ewald Roscher, der spätere Bundestrainer im Deutschen Skiverband.

Desweiteren gelang es 1956 der mehrfachen Deutschen Meisterin Stefanie Köhrer sich als erste Sportlerin des Skiclubs bei den Olympischen Spielen 1956 in Cortina d´Ampezzo im Skilanglauf zu qualifizieren.

Schließlich kommt nun „unsere“ Carina Vogt ins Spiel – sprich auf die Schanze. Als Sechsjährige durfte sie im Zuge eines Sommerferiencamps die Bekanntschaft mit dem Skispringen machen. Ihre ersten Sprünge absolvierte sie auf kleineren Schanzen und war begeistert von der Sportart. Sechszehn Jahre später gelang es ihr als zweite Sportlerin des Skiclubs sich bei den Olympischen Spielen, im Skispringen 2014 in Sotschi, zu qualifizieren und den ersten Sieg im Skispringen der Damen bei den Olympischen Spielen nach Degenfeld zu holen.

Die Gmünder sind natürlich stolz auf ihre Carina, immer wieder wird damit ein Zeichen gesetzt.

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Doch nun endlich einige Fotos der Schanzen, die wirklich eine beeindruckende Anlage sind, sowohl aus der Ferne, wie auch in der Nähe. Momentan ist alles aufgrund Corona außer Betrieb, uns wunderte es schon, dass wir überhaupt so weit hinaufwandern konnten.

Hier nun ganz links im Bild die Sommerschanze K75, eine 75 Meter Mattenschanze. Der Spatenstich erfolgte im April 2013 und das Eröffnungsspringen im Sommer 2017.

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Direkt daneben die Kalte-Feld-Schanze K43.

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Ganz rechts die Galgenbergschanze K15. Obwohl sie von unten so klein aussieht, braucht es aus Sicht von oben doch gehörigen Mumm, sich da hinunter zu wagen. (Von den beiden anderen rede ich erst gar nicht!)

Diese mit Kunststoffmatten belegte Schanzen werden mit Wasser befeuchtet und erhalten somit eine ähnliche Gleiteigenschaft wie bei Schnee.

Leider hatten wir bei der Besichtigung keine Ahnung von der Winterschanze K88, die ein Stück abgelegen im Gelände liegt, erst bei der Recherche für diesen Beitrag las ich davon.

Ebenfalls recherchieren musste ich, was das „K“ bei der jeweiligen Schanzenbezeichnung bedeutet. Da ich vom Skisport so gar keine Ahnung habe und vielleicht hier der eine oder die andere ebenso, möchte ich dies kurz erklären: Der Konstruktionspunkt oder auch Kritischer Punkt in Metern angegeben, bezeichnet die Stelle, wo das Gefälle des Aufsprunghangs flacher wird. Der K-Punkt als Ausgangspunkt spielt bei der Puntebewertung eine Rolle. Heutezutage wird eher der Hillsize-Punkt zur Berechnung herangezogen.

Atemlos machte uns der Aufstieg, an diesem warmen, schwülen und sonnigen Tag und somit war es eine schweißtreibende Angelegenheit und abermals war nichts Trinkbares mit dabei. Mehr aus Zufall kamen wir nach Degenfeld und von weitem sah ich die Anlage und entschloss kurzerhand, dass wir uns das mal anschauen sollten.

Lieber Leser, vielleicht bist du ja bald der Überflieger?

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Wir wünschen jedenfalls Hals- und Beinbruch! (Auch wenn diese Redewendung zwischenzeitlich gänzlich aus der Mode gekommen sein soll)

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Gruß Karin

 

Nachtrag im August 2020:

Schaut mal, welcher Artikel am 18.08.20 in unserer Tageszeitung kam.

 

 

Erneutes Golfen

Eine andere Art zu Golfen

Abermals haben wir zum bekannten Minigolfen eine andere Art des Golfspiels endeckt. SpielGolf am Himmelsstürmer im Schwäbisch Gmünder Stadtteil Wetzgau haben wir im Familienverbund getestet.

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Himmelsstürmer nennt sich der Aussichtsturm im Landschaftspark Himmelsgarten in Wetzgau – doch dazu in einem späteren Beitrag mehr.

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SpielGolf unterscheidet sich zum herkömmlichen Minigolf in mehrfacher Weise. Großflächig angelegte Spielbahnen, in dieser Anlage hier 18 an der Zahl, sind mit Kunstrasen ausgelegt und ausdrücklich begehbar. Der Schläger ähnelt mehr den richtigen Golfschlägern als denen der Minigolfausgabe. Auch die Strafpunkte werden verschieden gezählt, doch dazu können die Spielregeln am Eingang studiert werden.

Für jede Bahn gibt es einen Paten. Handel- und Gewerbetreibende unterstützen somit die Einrichtung, deshalb ist auch hier und dort ein Werbebanner vertreten.

Bei schönstem Sommerwetter ging es nach Feierabend ins 12 km entfernte Wetzgau für uns los und was soll ich sagen – wir hatten Spaß, Häme und Verdruss – je nach Können und Siegerwille!

Besonders schön fand ich, dass selbst bei unserem erwachsenen Sohnemann noch der Familientarif galt – denn schließlich wären wir ja Familie! So die Auskunft des Kassenwarts.

 

Dass unser Können auch hier durchaus verbesserungsfähig wäre, zeigen die Punktekarten – aber für uns zählte der Spaßfaktor.

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Bis zur nächsten Aktion! Mal schaun‘ was uns weiterhin einfällt. Am gleichen Platz würde sich noch Fußball-Billiard anbieten oder ich besuche doch lieber nochmals den angrenzenden Biergarten. Wer weiß!

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Sommerliche Grüße, Karin

Auf der schwäb’sche Eisebahne…

gibts gar viele Haltstatione… genau dieses alte schwäbische Volkslied hatte ich letzten Sonntag im Kopf, als wir mit der Schwäbischen Waldbahn mit ordentlich Dampf in schönster Eisenbahnromantik von Schorndorf nach Welzheim und zurück fuhren.

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Doch der Reihe nach: Bei meinem letzten Ausflug nach Welzheim Baumriesen, Teil 2 sah ich beim Vorbeifahren am ehemaligen Bahnhof Breitenfürst das große Werbeschild für die Schwäbische Waldbahn und die Info für den damaligen Bahnhof.

Zuhause sofort recherchiert und mit Freude vernommen, dass nach der langen Winter- und Coronapause letzten Sonntag zum 1. Mal die historische Bahn ihren Dienst wieder aufnahm. Die Frage ob Dampf- oder Diesellok musste gar nicht gestellt werden, selbstredend kam nur der Dampfer für uns in Frage. Tickets online gekauft und voller Vorfreude vorgestern bei garstigem Dauerregen ins 15 km entfernte Schorndorf gefahren, wo auf Gleis 5 der Zug abfahren sollte.

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Bei Interesse ist es ratsam, auch die Website vom DBK Historische Bahn e.V.  zu besuchen, auch die Sicherheitsvorkehrungen zu Corona Zeiten sind zu beachten. Auf den Websites sind ebenfalls Tonspuren eingerichtet, die während der Fahrt mit dem Mobiltelefon genutzt werden können. Doch auch online kann der interessierte zukünftige Bahnfahrer im Vorfeld Wichtiges und Interessantes abfragen. Der Schaffner Christian Schnauffer, oder Zugbegleiter – wie die Berufsbezeichnung heute lautet – gibt so manche Anekdoten und wissenswerte Fakten über die schönste Nebenstecke im Ländle bekannt.

Die Bahnstrecke besteht seit über 100 Jahren. Damals brauchte der Zug rund 80 Minuten, heute schafft dieser die Strecke in durchschnittlich 66 Minuten – je nachdem, ob es bergauf, also von Schorndorf nach Welzheim oder wieder -ab geht. In den frühen Anfangsjahren war am Sonntag die Bahn stets überbelegt, da die Städter raus in den Welzheimer Wald zur Erholung fuhren. Auch heute noch ist Welzheim ein Kurort. Der in den 1960-er bis 1980-er Jahren bis dahin schon sehr bescheidene tägliche Personenverkehr wurde jedoch immer weniger. Als 1988 dann noch ein Erdrutsch die Strecke blockierte und der Betrieb und Erhalt nicht  mehr lohnenswert war, verfiel die gesamte Strecke in einen Dornröschenschlaf. Schließlich gründeten engagierte Freunde der Eisenbahn 1985 den Verein und arbeiten seither stetig an ihrem Traum, historischen Schienenfahrzeugen sowie Strecken und Gebäude der Nachwelt zu erhalten. 2010 wurde die gesamte Strecke bis Welzeim wiederbelebt. Pro Jahr genießen nun ca. 30.000 Fahrgäste diese atemberaubenden Landschaftsausblicke über imposante Schluchten und Viadukte, an herrlichen Obstwiesen und rauschenden Wäldern vorbei in schnaufender und dampfender Eisenbahnnostalgie.

Eigentlich legen die 22,83 km lange Bahnstrecke genaugenommen ja zwei Bahnen zurück. Eine Berg- und eine Talbahn, die Wieslauf- und die Wieslauftalbahn. Somit wird die Bahn im Volkmund auch Wiesel genannt. Eingebettet zwischen 2 Brücken und 3 Viadukten liegen z.T. noch sehr verträumt aussehnde Bahnhosgebäude im ganz speziellen Jugendstil. Heute, sofern noch erhalten, liegen diese Gebäude in Privatbesitz und stehen unter Denkmalschutz.

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Die Ingenieure von damals leisteten hervorragende Arbeit bei diesen schwierigen Bedingungen. Das Keuperbergland mit seinen vielen verschiedenen Bodenschichten, es wurde quer über tief eingeschnittene Klingen gebaut, Rampen und Dämme aufgeschüttet, Hänge gekappt, Rutschungen mit Stützmauern abgefangen, Hangschutt stabilisiert, Siedlungen durchgeschnitten, Straßen, Häuser und Scheunen verlegt, dazu monatelanger Regen wo vieles wieder abrutschte – und doch wurde es geschafft!       Beim Bau der Viadukte wurden viele Gastarbeiter aus Italien beschäftigt, diese haben dann die schwäbischen Spätzle und Mädle kennen und lieben gelernt und sind sesshaft geworden.

Doch nun genug der Theorie! Einsteigen, die Türen schließen, zurücklehnen, Seele baumeln lassen und relaxen, wie der Stuttgarter heutzutage sagt.

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Pünktlich um 10.30 Uhr ging die Fahrt lo. Der 1. Halt war kurz darauf in Haubersbronn und schon zückte ich abermals meine Kamera um dieses schöne Bahnhofsbäude abzulichten.

6Haubersbronn

Weiter ging es nach Miedelsbach und schon war mein Gemüt etwas getrübt und gleichzeitig doch erfreut dass wenigstens das Schild auf die ehemalige Funktion des wunderschönen Häuschens hinweist.

7Miedelsbach

Zwischendrin kam der Schaffner und kontrollierte die Fahrkarten, auch Kalt- und Heißgetränke wurden verkauft. Eltern verwöhnten ihre Kinder mit Zuckerperlen, die in den rot-grünen Kellen versteckt waren und die Sprösslinge nahmen das Spielzeug mit leuchtenden Augen entgegen. Hier außerdem noch eine Aufnahme unseres Abteils.

 

Kurz darauf folgte Michelau und ich war wieder beseelt, ob des schönen Anblicks.

8Michelau

Rudersberg ließ mich verständlicherweise unberührt. Vielleicht gibt das Haus im Inneren seinen Charme preis? Wer weiß!

11Rudersberg (Kopie)

Als kurz darauf das Strümpfelbachviadukt zu sehen war, kam Bewegung in die Gäste. Zum Glück war das Abteil nicht allzu voll, so dass ich bequem auf der anderen Seite zum Fenster hinaus fotografieren konnte. Auf der Rückfahrt wird die Lok ans andere Ende des Zugs rangiert und unser ehemals vorderstes Abteil wird zum letzten des Zugs. Somit ergibt sich bei Kurvenlage ein gigantischer Ausblick.

12Strümpfelbachviadukt (Kopie)

20Strümpfelbach (Kopie)

Auch die Klingenmühle, der Wasserfall und die beschwerliche Fahrt bergauf, die die Bahn viel Mühe, Schweiß und Kohlen kostet, waren eine Augenweide. Herrlich, wie der Dampf in den Bäumen hängenbleibt!

An der Klingenmühle schrieb Justinus Kerner seine lyrischen Zeilen „Der Wanderer in der Sägemühle“, welche ich bereits schon auf dem Poetenpfad im Welzheimer Stadtpark erwähnte. Diese und die Laufenmühle zusammen bilden das Tor zum Welzheimer Wald und seinen Ausflugszielen.

21 Laufenmühle

Von den eisernen Brücken haben wir leider nichts mitbekommen, diese scheinen als Zuschauer auf der Straße besser wahrgenommen zu werden. Übrigens haben uns im zeitweise strömenden Regen unzählige Passanten, Anwohner und Wanderer mit Winken begrüßt. Tagszuvor kam in der Tagespresse noch ein Artikel über die beginnende Saison. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich die Grüße freudig erwiederte.

Das Laufenmühleviadukt war ein weiteres Highlight.

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Am ehemaligen Bahnhof Breitenfürst, dieser wurde 1974 abgerissen – wohlweislich noch bevor dieser unter dem Siegel des Denkmalschutzes gelandet wäre – große Zuschauermenge, da eine Kreuzung komplett gesperrt war, um unserem Bähnchen Vorfahrt zu gewähren.

Es folgte der Bahnhof Tannwald, ein Teilort von Welzheim. Der Name macht dem Ort alle Ehre, viele Bäume – aber dies erwähnte ich ebenso in meinem letzten Beitrag.

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11.30 Uhr, Endstation Welzheim. Herzlich Willkommen. Als letzte württembergische Ober-Amtsstadt wurde Welzheim an das Bahnnetz angeschlossen und bekam diesen Bahnhof. Dieses Bahnhofsgebäude macht nun bei diesem tristen kühlen verregneten Sonntag so gar keinen Staat!

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Die Lok wird abgekoppelt, rangiert und fährt ein winziges Stück weiter zum Wasserkran. 9 m³ Wasser fasst die Lok!

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Nach einer halben Stunde wird abermals rangiert, ans andere Ende angekoppelt und die Fahrt geht wieder zurück nach Schorndorf.

Nicht mehr ganz so interessant, bis auf die Tatsache wie ich oben bereits beschrieb, dass sich nun in Kurvenlage super Ausblicke erboten. Jogi war so ermüdet, dass er auf der sanften Fahrt doch tatsächlich in einen Dämmerschlaf fiel.

Um 13 Uhr zurück in Schorndorf war es gerade Zeit zum Mittagessen – wie praktisch!

Doch ich möchte nicht enden, bevor wir euch nicht obligatorische Grüße senden!

Bis bald, vielleicht in Schtuegert, Ulm oder Biberach, Meckebeure oder Durlesbach!

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Baumriesen, Teil 2

Baumriesen, Teil 1

Nach meinem schönen Erlebnis mit den Mammutbäumen hier im Lorcher Wald wollte ich nun auch andere Anpflanzungsgebiete der Riesen kennenlernen. Somit machte ich mich am Pfingssonntag in das nur 14 km entfernte Welzheim auf, um dort im Tannwald die Wellingtonien anzuschaun, ein wenig spazieren zu gehen und zur Ruhe zu finden.

Auf dem weitläufigen Parkplatz fand mein Auto gerade noch Platz, mir schwante Böses! Im Geiste sah ich mich schon von lärmenden Menschenmassen umringt, aufgrund Corona ausgehungert nach „Freilauf“!

Das erste Mal vor Ort informierte ich mich zunächst einmal an den Infotafeln:

Die linke Tafel erklärt dem Wanderwilligen, dass dieser im Schwäbischen Wald auf FeenSpuren anhand des Premiumwanderweges „Drei Schluchten“ zum Edenbachtal, der Wieslaufschlucht und dem Strümpfelbachtal gelangt. Der 14,5 km lange Weg auf abwechslungsreichen Pfaden mit Schluchten, Klingen und Wasserfällen setzt festes Schuhwerk, geeignete Wanderkleidung, Verpflegung und gute Kondition voraus – nicht unbedingt dies, was ich in meinem Spaziergepäck mit dabei hatte.

Die rechte Tafel informiert, dass man ebenso auf FeenSpuren des Premiumspazierwanderweg „Römerwald“ u.a. zu den imposanten Mammutbäumen gelangt. Somit war mein Weg besiegelt, ich wusste nun nur nicht, welchen der drei abzweigenden Pfade ich einschlagen sollte. Ohne nach weiteren Wegweisern Ausschau zu halten, entschied ich mich für den linken Weg und betrat den Stadtpark.

Augenblicklich betrat ich eine andere Welt. Das üppige Grün das Geräusche und Lärm auschloss, das Zwischern der Vögel und leise in sich gekehrte entgegenkommende Spazierer ließen mich ebenso ruhiger werden. Tief durchatmend schlenderte ich so für mich allein durch den zwei Hektar großen Park, zwischen altem Baumbestand, an liebevoll angelegten Blumenrabatten und Ruhebänken vorbei, bis meine Aufmerksamkeit auf rote hölzerne Torbögen gelenkt wurde. Durch das wildsprießende Blattwerk sah ich weitere dieser asiatisch anmutenden Pfosten tief im Dickicht stehen und dann stoß ich auch schon auf eine Infotafel.

Anlässlich zum 100. Geburtstag des Stadtparks schuf die Stadt Welzheim 2012 einen Ort, an dem Geist und Körper durch Poesie und Bewegung zusammengeführt werden – den Poetenpfad. Diesen Satz entnahm ich der Website des Tourismus-Vereins Schwäbischer Wald und ich finde, er sagt genau dies aus. Ein weiterer Anlass ein Denkmal zu setzen war der 200. Jahrestag der Ankunft des Arztes und Dichters Justinus Kerner in Welzheim. Dieser war von 1812 bis 1815 in Welzheim als praktischer Arzt tätig, bevor er dann eine Stelle als Oberamtsarzt in Gaildorf annahm.

Somit wurden lyrische Zeilen des Dichters zeitgenössischen Gedichten anderer Künstler gegenübergestellt. An dem 200 m langen Pfad wurden an den 12 Torbögen beidseitig Tafeln angebracht. Auf den Rückseiten der Pfosten finden sich die Texte in Brailleschrift.

Links nun bekannte Zeilen Kerners, mir taten es jedoch die Weisheiten auf der rechten Tafel an und schwupps fühlte ich mich mindestens um ein Jahrzehnt jünger!

Entlang des Weges stehen die tollsten Ruhemöbel, ich sag euch, eine überdimensionale freischwingende Hängematte aus Holz mitten im Dickicht mit Blick auf ein Himmelszelt aus Blattwerk hat was für sich!

Beim Verlassen des Poetenpfades widmete ich mich eingehend diesem riesigen alten Baumbestand. Ein Gewächs schöner als das andere, majestätisch wiegten sie ab und an in der leichten Brise, dazu das Gezwischter der Piepmätze – es war herrlich!

Desweiteren grenzt ein großer Erlebnis-Spielplatz an, eine Boulebahn, die Haltestelle der Schwäbischen Waldbahn,  ein Bewegunsparcour mit 10 Fitnessgeräten und dieser wunderschöne Pavillion aus den 1920er Jahren.

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Nun war ich schon so verzückt und beseelt – nun wollte ich unbedingt auch noch die typischen Mammutbäume sehen. Über den Parkplatz hinweg gegenüber in den Wald hinein kommt man bereits nach ca. 100 Metern auf eine Lichtung und sofort schoss mir der Libanon vor Augen. Mein erster Blick fiel auf diese Stämme und ich kam wie vor als ob ich in Baalbek die sechs noch stehenden Säulen des Jupitertempels vor mir habe.

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Eine schön angelegte Lichtung mit vielen Tischen und Sitzgelegenheiten und einer Infotafel über diese Wellingtonien runden den Platz ab.

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Anschaulich wird erklärt, welche Bäume aus welchem Anpflanzungsjahr stehen und es ist immer wieder schön zu lesen, dass aus König Wilhelms Saatbestellung noch mehrere Ableger vorhanden sind. Übrigens stehen diese Altbäume heutzutage fast ausnahmslos unter Naturschutz, sie dürfen nicht beschädigt oder gefällt werden!

Ich war neugierig geworden. Viele Menschen kamen mir aus dem Wald entgegen, in alle Richtungen zogen sie wieder von Dannen. Ich schlug einen eher schmäleren, ruhigeren Weg ein, mein Handy und mein Tierabwehrspray gaben mir Angsthase etwas Sicherheit. Dann und wann kamen mir Frischluftkollegen entgegen, manches Mal zum Gruß kopfnickend, ein andermal ein leises zartes Hallo oder Grüß Gott oder nur stumm auf den Boden blickend! Dass ich nicht so ganz allein zu sein schien, darüber war ich inzwischen mehr als froh. Mountainbiker und normale Radler schossen aus verzweigten Wegen heraus, an den Geräten des Trimm-Dich-Pfads probierten sich auch die ein und anderen Spaziergänger aus, mich nicht ausgenommen.

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Irgendwann kreuzte dann auch das Schienenbett der Schwäbischen Waldbahn, es müsste doch herrlich sein, hier entlang zu tuckeln.

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So langsam bekam ich Durst, meine vergessene Wasserflasche rächte sich. So viele Möglichkeiten zur weiteren Freizeitgestaltung gab es hier auf dem Wanderweg. Mühlenbesichtigung, Quelle, Fischteich, die Ruine eines römischen Wachturms, der archäologische Park Ostkastell, doch nach über 3 Stunden herumwandern hatte auch ich genug, mich zog es zurück gen Parkplatz.

Diesen komisch gewachsenen Baum sah ich noch auf meinem Weg.

Mit meinem nichtvorhandenen Orientierungssinn überraschte es mich nicht, dass ich nicht direkt am Parkplatz aus dem Wald traf sondern wieder bei meinen Mammutbäumen, was ich besonders schön fand.

Somit heute kein Selfie sondern einen Gruß des Waldes,

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bis bald, Karin

Die Anhäuser Mauer

Letztes Jahr kam in der hiesigen Tagespresse ein kurzer Bericht über die Anhäuser Mauer bei Satteldorf im Landkreis Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Auch wenn nicht wirklich viel zu sehen ist, hat mich auch dieses Relikt aus verganger Zeit direkt magisch angezogen und gestern nun war es endlich soweit, auch diese alten Steine (Jogis Kommentar) zu besichtigen. Zusammen mit meinem leidgeprüften Gatten machte ich mich bei schönstem Sonnenscheinwetter auf die 100 km lange Autofahrt.

Schon vom weitem ragt einsam aus den grünen Feldern der 18 Meter hohe Mauerrest empor.

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Ein Hinweisschild zeigt einem noch den Weg, Auto geparkt und die wenigen Meter zu Fuß zurückgelegt.

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Hier steht sie nun, die 10 Meter lange Ruine eines ehemaligen Pauliner-Eremiten-Klosters

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Sonst gibt es nichts weiter zu sehen oder zu lesen. Das Internet gibt noch einige Infos her, so z.B. über die Entstehung und weiterem Verlauf des Klosters und dass Luftaufnahmen anhand des Grünbewuches darlegen, dass unterirdisch mit Spuren des Konventhauses, des Hauses des Priors sowie Wirtschaftsgebäuden zu rechnen sei. Da bin ich doch mal gespannt, ob hier irgendwann einmal Ausgrabungen stattfinden werden.

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Oberirdisch zeigten sich in diesem Mauerrest der nördlichen Seitenwand des gotischen Chors der sogenannten Crailsheimer Kapelle 5 Grabdenkmäler von Angehörigen der Familie Bebenburg, die zwischen 1363 und 1472 verstarben. Heutzutage geschützt durch ein Vordach mit Regenrinne,…

deren Ablauf auf der Rückseite des Mauerrets erfolgt.

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Sonst ist dort wirklich nichts! Meiner Meinung nach trotzdem sehenswert und sehr interessant, deshalb nochmals ein Foto von der anderen Seite…

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bevor wir dann weiter den Feldweg entlangwanderten, um uns etwas weiter entfernt in der Blumenwiese niederzulassen und den Blick nochmals gen Sehenswürdigkeit zu richten,

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um uns dann mit unserem obligatorischen Selfie von euch zu verabschieden.

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Gebt auf euch acht und bleibt gesund!

Gruß Karin

Baumriesen, Teil 1

Gestern hat’s mich gepackt, bin aus dem Dornröschenschlaf erwacht, aus der Kultur-Lethargie auferstanden, dem täglichen Einerlei von wochenlanger massenhafter Garten- und Hausarbeit entkommen, die Eintönigkeit wöchentlicher Supermarkteinkäufe und Telefonate mit der Familie und einigen wenigen Freunden um mich nach deren Befinden zu erkunden hinter mir gelassen und nachdem hin und wieder Einkaufsdienste bei älteren Verwandschaftsangehörigen erledigt wurden, dürstete es meine Seele nach etwas Abwechslung. Langweilig war es mir in all den vielen Wochen der Coronakrise nun wahrlich nicht geworden. Die Tage waren ofmals zu kurz für all die viele Arbeit die anstand, nur die Energie wollte so manches Mal nicht mehr. Dazu das Wetter – zuerst eine andauernde Wärme ohne einen Tropfen Regen, dann tagelang das vermisste Nass  das sich dann, nun Anfang Mai, in Aprilwetter zu wandeln scheint. Wolkenverhangen, dann Sonnenschein um letztendlich in heftigen Regengüssen zu enden. Das schlägt aufs Gemüt, auf die Seele, das ständige Zuhausehocken macht es wahrlich nicht leichter. Zum Glück gibt es da meinen Strandkorb, den ich nun bereits schon einige Male nutzen konnte. Schlafend, lesend, lümmelnd, die Rotmilane am Himmel beobachtend, einfach faul daliegen und die Ruhe, die Natur ringsherum und das faule Nichtstun am Sonntag genießen.

Doch wie bereits erwähnt, hatte es mich gestern gepackt. Mit Sohnemanns Begleitschutz, denn allein wollte ich nicht im Wald umherspazieren, haben wir bei schönstem Frühlingswetter die Mammutbäume bei Lorch besucht. Natürlich doppelt so schön, da ich mal wieder etwas gemeinsam mit meinem Spross unternahm. Vor vielen Jahren wanderten wir einen Tag lang rund um die Schelmenklinge und das Kloster und entdeckten dabei die Bäume. Heute sind für mich solche ausgedehnten Wandertouren aufgrund meines Knies undenkbar. Unterhalb des Lorcher Stadtteils Bruck und somit am oberen Zugang der Schelmenklinge, haben wir das Auto geparkt und sind den Forstweg entlang der Wiesen bis zum Waldrand spaziert. Von dort ist es nicht mehr weit, bis das aufmerksame Auge am rechten Wegesrand die ersten Riesen stehen sieht.

Eine Infotafel klärt den Wanderer auf, diese stand damals noch nicht da und somit sind wir nun schlauer.

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Ich hoffe, dass ich euch den Text wiedergeben darf, die Informationen sind zu interessant um sie euch zu verwehren. Vielleicht bekommt ihr ja Lust und besucht die stummen Waldbewohner einmal:

DER BAUM AUS DER SIERRA NEVADA. Der Riesen-, Berg oder Gebirgs-Mammutbaum ist ein immergrüner Nadelbaum aus der Familie der Zypressengewächse. Sein wissenschaftlicher Name „Sequoiadendron giganteum“ leitet sich vom Namen des berühmten Cherokee-Indianers „Sequo Yah“ und seiner „gigantischen“ Größe ab. Der Mammutbaum ist auch unter dem Namen Wellingtonie bekannt.

Die Heimat des Riesenmammutbaums liegt an den Westhängen der Sierra Nevada in Kalifornien. Sein natürliches Vorkommen beschränkt sich dort auf ein Gebiet von 420 km Länge und 24 km Breite in Höhenlagen zwischen 1350 bis 2500 m ü. NN. In seinem natürlichen Ausbreitungsgebiet ist er eine vom Aussterben bedrohte Art.

Vor der letzten Eiszeit waren Mammutbäume auch in Europa heimisch. 1850 wurden Samen durch den englischen Sammler Lobb wieder eingeführt. Versuche zum Anbau des Baumes wurden zunächst in Parkanlagen Englands, nach 1860 auch in Deutschland unternommen.

1864 beauftragte der württembergische König Wilhelm I. die königliche Bau- und Gartendirektion gemeinsam mit der Forstdirektion, Samen des Sequoiadendron giganteum aus Nordamerika zu beziehen. Wahrscheinlich durch ein Missverständis wurde ein Pfund des Samens geordert. Woher sollte man auch wissen, dass der riesige Baum den allerkleinsten Samen hat, wovon etwa 100 000 Stück nur 500 Gramm wiegen. Diese kamen zur Aussaat im Kalthaus der Stuttgarter Wilhelma.

Die königlichen Forstdirektionen begannen 1865/66  1- bis 2-jährige Jungbäume im Land auszupflanzen. Der Erlass der königlichen Forstdirektion vom 17.04.1866 sagt hierzu, „da die Pflanzen erst einjährig und deshalb noch ziemlich klein sind, so sind dieselben zunächst in passend gelegenen, frostfreien Saatgärten zu verschulen, wobei der Abstand nicht unter zwei Fuß zu machen wäre, um mit Umgehung eines wiederholten Umschulens gehörig starke Heister erzielen zu können“. Ab 1870 wurden die Bäumchen auf ihre endgültigen Standorte verpflanzt.

1987 waren gemäß einer Erhebung der Forstdirektion Stuttgart in ihrem Bereich noch 106 Wellingtonien aus dieser ersten Aussaat vorhanden.

Die aktuellen Standorte von Mammutbäumen aus der Wilhelma-Saat in Baden-Württemberg finden sich in der Online-Plattform http://www.mammutbaum-projekt.de

Aha! Somit darf ich mich an das Ergebnis der Aussaat vergangener königlicher Zeiten anlehnen. Auf Schulterhöhe haben wir diesen Riesen mit einem vorsoglich mitgenommenen Maßband vermessen. Stolze 6,60 m Umfang hat der Kleine!

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Doch seine Artgenossen stehen ihm in nichts nach. In diesem Waldabschnitt konnten wir 8 Giganten zählen und die normalen Bäume zwischendrin wirken wie Schaschlikspieße.

Weiter ist auf der Infotafel zu lesen:

Beeindruckend ist die rotbraune Rinde, die den Stamm vor häufig vorkommenden Waldbränden in seiner Heimat schützt. Sie ist über 50 cm dick und isoliert den Baum wirksam gegen die Hitze. In den kleinen Zapfen bilden sich ca. 200 Samen, die von Eichhörnchen verbreitet werden. Die Samen keimen vor allem nach Waldbränden, wenn der Boden durch das Feuer sterilisiert und frei von Konkurrenten ist und durch die Asche gedüngt wurde.

Das rötliche Holz ist leicht und elastisch und durch den fäulishemmenden Gerbstoff Tannin sehr dauerhaft. So kann es z. B. für Verschalungen an Fassaden ohne chemischen Holzschutz verwendet werden.

Hier so ein Zapfen der am Boden lag. Nach dem Fotografieren hab ich ihn brav wieder auf den Waldboden zurückgelegt, ich denke mal, wenn die Bäume ein Naturdenkmal sind, dann sind es die Zapfen auch.

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Und zu guter Letzt noch weitere Fakten von der Infotafel:

Mammutbäume zählen zu den eindrucksvollsten, ältesten und mächtigsten Bäumen der Erde. Der berühmteste ist der General Sherman Tree im Sequoia National Park mit einer Höhe von 84 m und einem Durchmesser von 11,1 m an der Stammbasis. Mit einem Volumen von ca. 1,489 m³ ist er der voluminöseste lebende Baum der Erde. Dieser Gigant ist ca. 3500 Jahre alt.

Die Riesenmammutbäume in Deutschland sind mit bis zu 150 Jahren bedeutend jünger. In Baden-Württemberg stehen aktuell (März 2014) mit 55,8 m der höchste (Auenwald, Pflanzung 1872) und mit einem Durchmesser in Brusthöhe von 4,1 m der stärkste Riesenmammutbaum Deutschlands (Neuweiler, Pflanzung 1867). Beide Bäume gehen aus der Wilhelmasaat hervor.

Nun habe ich natürlich diese besagte Website besucht, unsere PLZ eingegeben und war sprachlos! So viele Mammutbäume im Register, sehr interessant gemacht, mit Foto, Standortangabe und z. T. ist auch das Pflanzjahr mit angegeben. Ich bin mir sicher, in Zukunft wieder etwas mehr Aufmerksamkeit beim Gang durch die Natur walten zu lassen.

Hoffe wir sehn uns auf einer der nächsten Besichtigungstouren durch den Wald, natürlich immer schön auf Abstand zu Zeiten Corona.

Bleibt gesund und zuversichtlich, Gruß Karin

 

Baumriesen, Teil 2

 

 

 

Über den Dächern von Gmünd…

wird man mit unvergesslichen Eindrücken konfrontiert. So auch vorletzten Samstag, kurz bevor der Coronavirus uns alle zu Stubenhockern degradierte (was ich in diesem Fall zu 100 Prozent befürworte!). Die Volkshochschule Schwäbisch Gmünd bat unter der Rubrik „Entdecken Sie Gmünd“ zur Münster Dachstuhlführung. Dies war wieder einmal genau mein Ding, meldete mich an und freute mich darauf.

Kein geringerer als Paul Weinmann, inzwischen pensionierter Gmünder Münstermesner und bekannt wie ein bunter Hund, wie er selbst zugibt, erzählt aus seiner langjährigen Dienstzeit die von 1973 – 2009 doch so einige Anekdoten und Geschichten hervorbringen kann und führt die gut 20 köpfige Truppe durch die Halle der Kirche und auf den Dachstuhl des Münsters. Der rüstige Mittsiebziger läuft, bis auf eine kurze Pause, in gutem Schritttempo die enge Wendeltreppe mit ihren 100 Stufen bis hinauf zur Balustrade, welche einmal komplett um die Kirche führt.

Doch bevor es losging, wurden uns draußen auf dem Münsterplatz an der Südseite des Heilig-Kreuz-Münsters, einige Grundkenntnisse vermittelt.

Begonnen wurde mit dem Bau 1315. Das Münster ist heute die älteste gotische Hallenkirche im süddeutschen Raum und steht auf einem kleineren Vorgängerbau, einer romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Diese war damals flankiert von 2 Chortürmen. In den folgenden Jahrzehnten wurde weitergebaut. Das Langhaus kam in der Zeit von 1325-1341 dazu, der Chor 1354-1410, die Choreinwölbung 1491-1504. Da im Inneren die Sicht auf den Chor durch die Bögen versperrt war, wurde einer entfernt, was sich als fatal erwies. In der Karfreitagsnacht, dem 24.03.1497 stürzten die beiden Türme ein und beschädigten somit die im Bau befindliche Kirche. Zahlreiche Altäre und einige Säulen waren zerstört, noch heute sieht man im Innern die neu errichteten Säulen. Zum Glück gab es keine Verletzten, nur einige Eingeschlossene, die dann durch Zerschlagen von Fensterscheiben befreit werden konnten. Die Entfernung des Bogens gab den Türmen den Halt, diese Theorie wird heute für den Einsturz zugrundegelegt. Die beiden Glocken konnten geborgen werden, wurden außerhalb im Münster in einem benachbarten Turm aufgehängt und machen bis heute ihren Dienst im sogenannten Glockenturm.

Im Jahr 1507 kam die Kapelle dazu, 1515 die Sakristei, 1521 erfolgten die letzten Einwölbearbeiten, 1550 die Kanzel und 1552 wurde der Bau durch die Orgelempore vervollständigt.

Das Münster hat eine Länge von 78 Meter, eine Höhe von 51 Metern. Vom Boden bis zur Balustrade sind es 22 Meter, von dort bis zur Dachspitze noch einmal 19 Meter. Die restlichen Meter gehen auf die Turmuhr. Verbaut wurde vor allem Stubensandstein aus der Gegend um Schwäbisch Gmünd, doch im Laufe der langen Renovierungs- und Ausbesserungsarbeiten wurde auch anderer Stein wie z. B. Muschelkalk verwendet. Meine ganze Jugend hindurch kannte ich das Münster nur im Restaurationszustand. Von 1975 bis 2009 erfolgten umfangreiche Arbeiten, auch war das Gebäude 1975 wegen Einsturzgefahr eine Zeit lang ganz geschlossen.  Zur Zeit beginnen ebenfalls Außenrestaurierungen und Verbesserungen des Brandschutzes sollen vorgenommen werden, in den kommenden 10 Jahre sollen dafür rund 5 Millionen Euro aufgewendet werden. Ob in dieser Zeit dann weiterhin Führungen stattfinden bleibt fraglich, umso erfreuter war ich nun, diesen Termin doch noch angeboten bekommen zu haben.

Im Münster sind mehrere Stilrichtungen zu sehen, die verschiedenen Epochen der Gotik, Renaissance und Barock. Das Gewölbe dient nur dem Zweck der Zierde und wird innen von 22 Säulen getragen.

Das älteste Kirchenfenster stammt aus dem Jahr 1505 und wurde von Sebald Schreier gestiftet.

24 ältestes Fenster von Sebald Schreier 1505 (Kopie)

Stundenlang könnte man über das Münster erzählen, doch heute geht es einzig allein um den Dachstuhl. Alle waren gespannt, als der Weg vom Innern der Kirche endlich hinauf ging. Oben angelangt wird man auf allen vier Seiten mit einer beeindruckenden Sicht belohnt. Sehr eng ging es manches Mal zu, deshalb ist es ratsam, keine zu ausladende Jacke oder sperrige Tasche zu tragen.

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Die folgenden Fotos zeigen den Gang auf der Balustrade, der Blick zum Glockenturm und Schwäbisch Gmünds Wappentier etwas abgeändert, das Einhorn als Wasserspeier.

Als dann alle die 360° Grad Aussicht genossen hatten, ging man durch eine unscheinbare kleine Pforte in den Dachstuhl hinein und sofort erwartete mich dieser typische Geruch nach altem Holz und Staub.

Riesige Ausmasse herrschen hier! Holz so weit das Auge reicht! Balken und Dielen die z. T. 600 Jahre alt sind. Das Holz stammt vom Fuß der Mutlanger Heide, vor allem Tanne, Eiche und Fichte wurde verbaut. Unterschiedliche Balkenkonstruktionen sind sichtbar.

1970 wurde der Dachstuhl neu eingedeckt, 110.000 Dachziegel wurden gelegt, dies noch als Randnotiz. Auffallend sind zwei große hölzerne Laufräder, diese dienten als Lastenkran. Das ältere der beiden ist aus dem Jahr 1497! und Berühren war ausdrücklich verboten, zu groß sei die Angst, dass es einfach zusammenfallen würde.

15 (Kopie) Jahr 1497

Das andere Rad ist ungefähr „erst“ 200 Jahre alt und noch voll funktionsfähig. Zusammen mit Kindern demonstrierte Herr Weinmann die Funktion.

22 (Kopie)~200 Jahre alt

Desweiteren verteilen sich auf einer Seite des Dachbodens Gipsmasken und Modelle.

Diesen interessanten Plan entdeckte ich noch auf einem Tisch. Ansonsten war außer einem Staubsauger und etwas Werkzeug gähnende Leere.

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Einige Besucher wunderten sich, dass keinerlei Tiere auf dem Dachstuhl waren. Als das Dach in den 1970er Jahren neu gerichtet wurde, wurde sämtliches Holz imprägniert und von da an, nahmen Fledermäuse, Siebenschläfer und sonstiges Getier Reißaus. Die unzähligen Einflugschneißen der Tauben und Vögel sind zum Dach zu verdrahtet, halboffene Nistkästen sozusagen. Lediglich das Gurren und Piepsen ist zu vernehmen.

Herr Weinmann hätte noch ewig erzählen können, die Zeit war jedoch um. Die 100 Stufen Abstieg waren schneller vollbracht als gedacht. Der zuvor trockene, jedoch auch kühle und etwas windige Samstag hatte sich in einen garstigen regnerischen Tag verwandelt, somit blieb nur noch die Heimfahrt und ich verzichtete auf Fotos weiterer Außenansichten.

Bleibt mir gesund, bis bald, Karin

Eine andere Art zu Golfen

Letztes Wochenende hat uns Sohnemann aus München besucht und kurzentschlossen waren wir abends eine Runde beim Golfen. Jawoll, Ende Februar, abends bei Regen ist dies nun auch möglich. In Schwäbisch Gmünd, genauer gesagt mitten im Ortskern der Teilgemeinde Unterbettringen, gibt es eine 3D-Schwarzlicht-Indoor-Minigolf-Anlage.

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SIMIGOLF Schwäbisch Gmünd bietet diesen Freizeitspass natürlich auch im Sommer an, klimatisierte Räume dürften dann bei allzu heißen Sommertagen für Abkühlung sorgen.

Auf über 500 Quadratmeter verteilt sich die Anlage mit ihren 18 Spielbahnen in drei Räumen mit unterschiedlichsten Themen. Umgeben von bemalten Wänden in leuchtenden Farben die im Schwarzlicht und zusätzlicher 3-D-Brille tolle Effekte geben. Auch die Bahnen sind bemalt und durch die dreidimensionale Erscheinung bekommt man beim Spielen eine zusätzliche Herausforderung.

Leider ist der Spaß nicht ganz billig, genaue Preise bitte über die Website erfahren. Auch Öffnungszeiten und die Verfügbarkeit von Plätzen sind hierüber zu entnehmen. Desweiteren empfiehlt es sich, zu reservieren. Gegen Hinterlegung eines Pfandes bekommt die jeweilige Spielgruppe kostenlos ein Schließfach zugeteilt. Jacken, Taschen und sonstiger Krimskrams braucht somit nicht umhergetragen werden. Mitgebrachte Getränke oder Esswaren dürfen nicht mit in die Spielhalle genommen werden, Getränke können jedoch erworben werden und mit in den Spielraum genommen werden. Ball, Schläger und die 3-D-Brillen sind im Preis inklusive, letztere passen übrigens problemlos über die eventuellen eigenen Sehhilfen. Jede Spielgruppe bekommt ein mobiltelefon-ähnliches Gerät in die Hand gedrückt. Darin werden die Namen der Spielteilnehmer und die jeweiligen Spielergebnisse eingegeben. Für uns total neu, wir kannten noch Zettel und Bleistift. Und so sah unser Ergebnis nach einer Stunde Spielzeit aus – durchaus verbesserungsfähig!

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Auf jeden Fall hatten wir zusammen als Familie etwas unternommen, etwas Neues ausprobiert, dem Corona-Virus getrotzt und uns unter Menschen gewagt und sichtlich Spaß gehabt!

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Bis bald, Gruß Karin

 

Erneutes Golfen

Schrägtonmusik

in Schwäbisch Gmünd – dem Mekka der Guggenmusik.

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Was soll man sich darunter vorstellen? Für diejenigen, die überhaupt nicht wissen, wovon ich schreibe, versuche ich hier eine kleine Erklärung abzugeben:

Ihren Ursprung hat die Guggenmusik 1874 in Basel und ist inzwischen im schwäbisch-alemannischen und schweizerischen Raum nicht mehr wegzudenken. Zur Faschingszeit kostümiert sich eine Gruppe Musiker und spielt laute, schräge, stark rhythmisch unterlegte Musik möglichst in falschen Tönen. Zumindest war dies noch so zu meinen Anfangszeiten des Faschingstrubels. Man hatte das Gefühl, alle spielen irgendwas und irgendwie falsch und trotzdem passte es zusammen. Dieses Jahr nun, nach vielen Jahren Abwesenheit, hatte ich des öfteren das Gefühl, es spielen Musikvereine nach Noten. Wild kostümiert nach einem Thema, auch laut und rhythmisch – aber eben nach erkennbaren Melodien und Liedern. So sollte es eben nicht sein und es nimmt den Reiz der eigentlichen schrägen Töne.

Das 37. internationale Guggenmusiktreffen in der ältesten Stauferstadt brachte trotzdem jede Menge Trubel nach Schwäbisch Gmünd. Die 20 Guggenkapellen mit ihren 800 Musikern aus der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland verwandelten die Innenstadt mit ihren Plätzen, Gassen und Gaststätten in ein wahres Tollhaus.

Das traumhafte Wetter brachte Menschen jeder Altergruppe auf die Straße, immer umherziehend mit den Kapellen oder zum auserkorenen Getränke- und Essensstand. Die beliebten aber wenigen Plätze der Straßencafes oder sonstigen Sitzgelegenheiten waren stets belegt, dienten sie doch auch nach stundenlangem Umherziehen zum Durchatmen und Ausruhen.

Wir fanden irgendwann ein Plätzchen in einem kleinen Restaurant, um die typischen Fasnachts-Kutteln mit Bratkartoffeln zu verspeisen, bevor es dann weiter ins Getümmel ging.

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Direkt auf dem Marktplatz beim Rathaus neben dem Narrenhaus war auch noch die Eis-Arena aufgebaut. Eine schöne Atmosphäre, bei schönstem Sonnenschein aber Kälte mit fetziger Musik im Hintergrund, den Eisläufern zuzuschauen, wie sie ihre Runden drehen.

Nach Sonnenuntergang machen die Gruppen dann Stationen in den verschiedensten Kneipen und spielen dann dort vor Ort. Was das für eine Stimmung bringt brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Auch wir wanderten in diesen Stunden viel umher, hatten viel Spaß und Vergnüngen und wir können es jedem nur empfehlen, so etwas einmal erlebt zu haben.

Vielleicht zum 38. Treffen?

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Hella, hella Gamundia!

Hexen, Narren, Gugga, Mariechen,

Wölfe, Füchse, Geister und so manches mehr, gab es letztes Wochenende in Lorch zu bestaunen.

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Welche Freude, nach 19 Jahren Abwesenheit, dieses Spektakel wieder live mitzuerleben. Und wir hatten Spaß, Jogi und ich. Leider konnte ich mich nun bei der Auswahl der Fotos so gar nicht für die schönsten entscheiden. Alle haben was für sich und verdienen es, hier veröffentlicht zu werden, obwohl ich längst nicht alle Akteure abgelichtet habe.

Der Lorcher Narrenbaum, der Ende Januar mit großem Brimborium feierlich aufgestellt wurde, symbolisiert den Start in die 5. Jahreszeit. Gülden geschmückt im Zeichen des diesjährigen Mottos – die goldenen Zwanziger – steht die 12 Meter hohe Birke beim Bäderbrunnen am Rathaus.

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85 Gruppen mit über 2000 Beteiligten liefen dieses Jahr mit. Untergliedert in Hexengruppen, Tanzgarden, Musikkapellen und Einzelfiguren. Bei schönen kalten Temperaturen damit man sich auch wie im Winter fühlt, jedoch bei schönstem Sonnenschein feierten z. T. verkleidete und gutgelaunte Zuschauer den Fasnetzug.

Eine ganz neue Sitte die ich aus früheren Zeiten gar nicht kenne, ist der Raub von Schnürsenkeln. Vornehmlich junge, hübsche, kesse Damen werden von Hexen gewaltsam gepackt und solange festgehalten, bis es gelingt die Schnürsenkel auszufädeln. Oftmals wird dazu am besten gleich der ganze Schuh ausgezogen, um diesen nach dem Erfolgreichen Ausfädeln einige Meter weiter irgendwo hinzuwerfen. Die Trophäen zieren dann die Hexenbesen oder Krückstöcke. Ebenso beliebt scheint das Konfetti- oder Holzwollenbad im Zuber zu sein. Wie Haare und Kleidung danach aussehen, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Zum Glück wurde mein Haupt nur mit Federn benetzt, die waren wesentlich leichter zu entfernen, was ja nun nicht automatisch als Beweis gilt, dass ich jung, hübsch und kess war – nein – ich war nur so unverschämt und hab nach einem Bonbon gebettelt. Wahrscheinlich müsste ich mich noch bedanken, dass ich nicht noch mit Pech übergossen wurde!

Joachim hingegen hat nur nach einem Foto gefragt und bekam als Strafe den Schriftzug HEX auf die Stirn und wohl zum Dank einen Glückskeks. So kanns auch gehn.

Akteure aus nah und fern waren dabei. Aus benachbarten Gemeinden, von der Ostalb, dem Remstal, Stuttgart, Renningen, Pfulligen, dem Schwarzwald. Sogar aus dem 150 km entfernten Trossingen war eine Gruppe angereist. Für so ein rund 11.000 Einwohner zählendes Kleinstädtchen mit all seinen Teilgemeinden, Weilern und Gehöften eine stramme Leistung!