Ein Besuch auf dem Cimitero di Staglieno, dem Friedhof im Stadtteil Staglieno, war ein weiteres Highlight meines Genua-Urlaubs. Immer wieder erwähne ich es, dass ich eine besondere Beziehung zu Friedhöfen besitze und möglichst im Ausland einen besichtigen möchte. Nun las ich davon, dass Genua über einen der bedeutendsten Monumentalfriedhöfen in ganz Europa verfügt. Diesen wollte ich mir natürlich genauer ansehen. Joachim verspürte dazu überhaupt keine Lust und somit machte ich mich mit den verschiedensten Buslinien in den Stadtteil auf und war schlichtweg überwältigt.
Zuvor möchte ich erwähnen, dass bereits am Eingang ein Schild in verschiedenen Sprachen hängt, ich hatte mich sowieso dementsprechend gekleidet.
Über Verhaltensregeln bezüglich Fotografieren konnte ich nichts entdecken, ich war jedoch sehr dezent, unterbrach wenn jemand in der Nähe war, versuchte diskret und mit Respekt vor dem Heiligen Ort aufzutreten. Die Bilder sind alle von mir und nur für meinen privaten Blog bestimmt.
In den Jahren 1844-1851 von bedeutenden Genueser Stadtplanern angelegt, erstreckt sich das Areal über einen Quadratkilometer.
Es fährt sogar eine eigene Buslinie hindurch! Ein rechteckiger Zentralbau mit umlaufenden Bogengängen, vom Haupteingang blickt man auf das Pantheon, welches über eine monumentale Treppe zugänglich ist.
Inmitten grüner Hügellandschaft sind die verschiedensten Grabanlagen terrassenförmig angelegt. Halbkreisförmige Galerien dienten der Erweiterung, in mehrstöckigen Häusern befinden sich zudem Zimmer für Zimmer, vom Boden bis zur Decke Urnengräber.
Bereits direkt am Haupteingang verschlug es mir die Sprache – hätte ich mit jemandem gesprochen. In den 6 umlaufenden Bogengängen reiht sich eine Monumentalgrabstätte an die andere. Mit unglaublichem Pomp und bildhauerischer Detailtreue wurden hier Skulpturen geschaffen, die dem Verstorbenen ein Denkmal setzen. Es heißt auch, Staglieno ist ein pompöses Museum der Bildhauerei der letzten 150 Jahre.
Es gibt einen katholischen und einen evangelischen Bereich, direkt am Eingang vielen mir die nach Osten gerichteten Gräber der Muslime auf. Auch ein jüdischer, griechisch-orthodoxer und englischer Sektor soll vorhanden sein. Ebenso all die Soldatengräber. Obwohl ich stundenlang dort war und mich in den verschiedensten Bereichen auch kurz verirrte, habe ich längst nicht alles gesehen, zu riesig ist diese Anlage und ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen, wie viele Millionen Seelen, darunter natürlich auch viele Prominente, bis heute dort ihre Ruhe fanden. In der Stadt der Toten – und doch unvergesslich.
Und nun dürft ihr einen Blick auf eine kleine Auswahl der Fotos werfen:
Zahlreiche historische Persönlichkeiten, Schriftsteller, Reisende, Künstler und Philosophen wandelten bereits durch die großen monumentalen Galerien und hinterließen ihre Eindrücke. Nietzsche, Kaiserin Sissi, Ernest Hemingway, Oscar Wilde und viele weitere Berühmtheiten besuchten diese Anlage bereits.
Nun schließe ich mit den Worten von Mark Twain, der 1869 nach seinem Besuch folgendes vermerkt haben soll:
„Mein letzter Besuch war dem Friedhof bestimmt – eine Begräbnisstätte, die mehr als 60.000 Tote aufnehmen soll. An diesen Ort werde ich mich erinnern, selbst wenn ich die Paläste vergessen habe. Ein breiter Säulengang aus Marmor umgibt eine große leere Fläche, auch der Boden ist aus Marmor, und auf jeder einzelnen Platte ist eine Inschrift. Auf beiden Seiten entlang des Ganges kann man Denkmäler und Skulpturen bewundern, die bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind und Harmonie und Schönheit ausstrahlen.“
Gruß Karin