Schulmuseum

Ein weiterer Punkt meiner Unternehmungen diesen Sommer war der Besuch des Schulmuseums in Schwäbisch Gmünd. Zusammen mit meiner Freundin Christiane bin ich durch die Ausstellung gewandert und obwohl sie etwas jünger ist als ich, konnten wir gemeinsam Erinnerungen an die vergangene Schulzeit auffrischen.

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Themen wie Entwicklung der Schrift, Mädchenbildung, historisches Klassenzimmer und Schulbildung, Ranzen und Zeugnisse werden eindrucksvoll Dank vielen originellen und originalen Details erklärt.

Anhand Schaumaterial werden die Wurzeln unserer Schrift beginnend von Felszeichnungen, Keilschrift, Hieroglyphen bis zu der Deutschen Schrift über Sütterlin, Lateinischer Ausgangschrift die ich noch erlernte, bis zur vereinfachten Ausgangsschrift, die unser Sohnemann dann schon lernte, gezeigt.

Im nächsten Raum hätte dann wohl die Generation unserer Mütter lächelnd und kopfnickend die vielen kleinen Gegenstände, Schriften und Ausstellungsstücke betrachtet. Meiner Freundin und mir stand wohl eher der Protest im Gesicht obgleich solcher Ausdrücke:

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Das sagt mehr aus als tausend Fotos! Davon welche zu machen, dazu hatte ich schon gar keine Lust mehr, stand ich doch wie gebannt vor den Wänden und bestaunte, belächelte und betrachtete ich teils kopfschüttelnd – teils empört – die vielen Exponate zu diesem Thema.

Hauswirtschaft und Handarbeit waren die Lerninhalte für Mädchen! Fremdsprachen, Algebra und Musik lehrten vor 100 Jahren in Schwäbisch Gmünd nur die Höheren Töchterschulen!

Weiter ging es zum nächsten Raum mit der Aufschrift:

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Gezeigt wird ein historisches Klassenzimmer, eingerichtet wie um 1930 mit Griffelkasten, Schiefertafeln und Putzschwämmen und vielen weiteren Dingen in Schaukästen, die einen innehalten lassen.

Nachdenklichkeit erfüllt mich, wenn ich die vielen uralten Fotographien von Anfang des 20. Jahrhunderts und zu Kriegszeiten von Schulkindern betrachte. Deren Gesichter erfroren und verhärmt, ausgemergelt und abgemagert, unglücklich und freudlos in die Kamera stieren. Die bereits das Glück hatten zur Schule gehen zu dürfen und trotzdem vor und nach dem Unterricht nur harte Entbehrungen und Arbeit erwartete, um dem kargen Leben entgegentreten zu können.

Dann wieder wohlgenährte, grinsende und lachende Kinder so wie wir sie heute auch kennen. Eine unbeschwerte Kindheit! Und auch diese dürfen leider viele Kinder dieser Welt gerade heutzutage wieder nicht erleben. Da greift der Satz erneut: Schule im Wandel!

Hier noch einige Aufzeichnungen aus einem Schulheft vom 24.04.1956, wozu ich sagen muss, dass auch 60 Jahre später immer noch einiges zutrifft:

10 Gebote für Kinder!

  1. Spiele nicht auf der Straße!
  2. Stehe nicht an Straßenecken herum und versperre den Weg!
  3. Der Schupo hilft dir beim Überqueren der Straße.
  4. Gehe schnurstracks auf dem Zebrastreifen hinüber!
  5. Habt es nicht zu eilig!
  6. Springe nicht auf die Fahrbahn!
  7. Fahrzeuge sind nicht zum Spielen da!
  8. Renne nicht hinter Fahrzeugen her und hängt euch nicht an!
  9. Helfe Alten und Kranken beim Überqueren!
  10. Schau beim Überqueren der Straße erst nach links, dann nach rechts!

Die große Zeugnisausstellung lässt einen immer wieder erstaunen ob der z. T. harschen Kommentare.

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Zum Schluss noch eine Ansammlung von Ranzen. Wir konnten unseren aus der Grundschulzeit entdecken, wenn auch in einer anderen Farbe. Und ihr?

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Dann wird es Zeit, dass ihr euch aufmacht ins Schulmuseum im Klösterle in Schwäbisch Gmünd, bis dahin,

Gruß Karin

Die Türme von Gmünd

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Den Sommer über habe ich nun endlich mein Projekt vom letzten Jahr beendet. Ich wollte noch alle vorhandenen 6 Türme der Stadt Schwäbisch Gmünd entlang der ehemaligen Stadtmauer besichtigen, sofern möglich, auch begehen. Außerdem durfte der Johannisturm der gleichnamigen Kirche nicht fehlen. Glücklicherweise stimmten die Öffnungszeiten und meine Urlaubspläne überein, sodass ich mein Vorhaben verwirklichen konnte.

Den Anfang bildete der Fünfknopfturm, im Schwäbischen kurz Knöpflesturm genannt. Für mich das Schmuckkästchen der Stadt. Sein Grundriss weist eine fünfeckige Form auf. Allein sein Äußeres, vor allem beleuchtet bei Dunkelheit, ist ein echter Hingucker. Um 1420 erbaut, diente er an der westlichen Stadtmauer als Wehrturm, auch als Wachturm für Brandwächter. Ab 1918 bis 2003 diente er als Wohnturm, heute nur noch als Aussichtsturm für Besuchergruppen. Seine Gesamthöhe liegt bei 27 Metern und somit hat man durch die Fenster der kleinen Wohnung einen schönen ruhigen Rundumausblick auf die Stadt. Doch keiner möchte heute mehr auf die Wohnqualität von Bad und Heizung verzichten, auch den beschwerlichen Aufstieg möchte man im täglichen Leben nicht meistern.

Als nächstes kam der Faulturm in der Honiggasse dran. Diesen Turm hatte ich in der Vergangenheit nie bemerkt, er liegt direkt an der äußeren nördlichen Stadtmauer, etwas nach hinten versetzt und ich habe ihn nur durch eine Hinweistafel entdeckt. Leider war der Turm verschlossen, er wird seit 1952 von den Sankt-Georgs-Pfandfindern genutzt. Ursprünglich um 1350 gebaut, brannte er 1969 aus. Seine Höhe beträgt 20 Meter. Mehr ist leider nicht bekannt.

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Weiter zu einem zusätzlichen Schätzchen, dem Königsturm:

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An der ehemaligen äußeren südlichen Stadtmauer gelegen, mit knapp 40 Metern Höhe, ragt dieser begehbare Turm aus dem Jahr 1350 als markantes Zeichen in den Himmel. Er diente wegen seiner Lage als Hochwacht im Mauerring. Einen Raum im Untergeschoss nutzte man vom Anfang des 17. Jhd. bis 1810 als Verlies. Vor allem zu Zeiten der Hexenverfolgung im 17. Jhd. wurden dutzende Frauen gefoltert und hier eingekerkert.

140 Stufen führen nach oben, an den Wänden befinden sich Malereien von wechselnden Künstlern. Hin und wieder erhellt ein Sprüchlein das angestrengte Antlitz:

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Und dann ist man oben, rundum liegt einem die Stadt wahrlich zu Füßen, man sieht das Münster, den Fünfknopfturm, den Glockenturm, die Johanniskirche mit Turm, den Faulturm, den Schmiedturm, den Wasserturm und den Rinderbacher Turm.

Das Verlies im Untergeschoss war nur durch eine Luke im Boden zu erreichen, erst später wurde von außen eine Tür errichtet. Eine eingeritzte Jahreszahl ist Zeitzeuge.

Frohen Mutes ging meine Entdeckungsreise weiter zur Johanniskirche. Den Innenraum der Kirche aus dem 13. Jhd. besichtigte ich zwar, doch mein eigentliches Ziel war ja der Turm, der an diesem Sonntag nur noch eine Stunde geöffnet haben sollte.

Also ging ich los. Nach der Entrichtung der Besichtigungsgebühr ging es über 5 Ebenen und ca. 165 Stufen hinauf in den Turm, der eine Gesamthöhe von ca. 45 Metern hat.

Abermals auch hier schöne Rundumperspektiven auf den direkten Marktplatzbereich.

Völlig beseelt vom Höhenrausch entschloss ich mich dazu, weiter zu marschieren. Es ging zum Rinderbacher-, Wasser- und Schmiedturm, die alle an der östlichen äußeren Stadtmauer stehen.

Der Rinderbacher Turm, vor 1350, mit einer Höhe von ca. 35 Metern ist nicht begehbar.

In nördlicher Blickweite steht der Wasserturm aus dem Jahr 1350 mit einer Höhe von ca. 26 Metern. Auch dieser Turm ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Durch eine Bogenöffnung unter dem Turm floss der Höferlesbach in die Stadt hinein.

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Abermals in Sichtweite steht der Schmiedturm. Auch dieser Turm ist von ca. 1350 und misst 32 Meter Höhe. Ebenfalls nicht zugänglich, leider.

Oberes Turmgeschoss mit der ehemaligen Türmerwohnung wurde wohl 1498 aufgesetzt.

Zum Schluss nun noch der Glockenturm direkt gegenüber dem Münster. Er diente ursprünglich als romanisches Steinwohnhaus eines begüterten Gmünder Bürgers in der Stauferzeit und wurde wohl 1227/28 erbaut. Der ca. 35 Meter hohe Turmbau ist vollständig unterkellert. 1497 stürzten jedoch die beiden Türme des romanischen Münsters ein und demzufolge wurde der Glockenturm in seiner jetzigen Form ausgebaut. Alle vier Glocken, die Liebfrauenglocke, ältere und jüngere Evangelistenglocke sowie Marienglocke stammen noch aus den eingestürzten Münstertürmen.

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2015-07-04 Türmer4 Blick auf Glockenturm

Ums Gmünder Münster rum mit Blick auf den Glockenturm

Das war es – mein langersehntes Projekt. Noch viele weitere werden folgen.

Bis dahin, Gruß Karin