Am gestrigen Samstag machte ich mich trotz Rekordhitze auf ins „Städtle“, ins 8 km entfernte Schwäbisch Gmünd. Dort war an diesem Tag allerlei geboten. Gmünder ART, Festumzug, lange Einkaufsnacht, Ausstellungen, Kinobesuch, und am Abend dann eine Gmünder Turmwächterführung – da hatte ich mir einiges vorgenommen. Begonnen hab ich mit einem Flohmarktbesuch auf dem Schießtalgelände. Viel los war an diesem Tag nicht, die meisten Autos fuhren auf diesem Weg direkt weiter ins Bud-Spencer-Bad im Schießtal. Doch den einen oder anderen in der Sonne dahinschwitzenden Marktständler konnte ich um seine feilgebotene Ware erleichtern.
Anschließend fuhr ich in die Innenstadt. Den Festumzug des Altersgenossenvereins Jahrgang 1945 hatte ich knapp verpasst. Somit machte ich einige Erledigungen, hielt mich einige Zeit bei meinem Optiker auf und konnte mich somit im gekühlten Laden erholen. Dann ging es weiter, schaute in verschiedene Läden hinein und informierte mich über dieses und jenes und genoss einfach meinen Urlaubstag. Viele Passanten pausierten in den zahlreichen Straßencafés, suchten Schutz an Tischen unter Sonnenschirmen und labten sich an Erfrischungen und Speisen.
Auf dem Johannisplatz waren zahlreiche Kunstgebilde ausgestellt, Livemusik und Darbietungen. Ich sah mir in der Prediger Galerie in gekühlter, stiller und lichtdurchfluteter Atmosphäre vom japanischen Bildhauer Masayuki Koorida unter dem Motto „Flowers and Seeds“ seine Steinskulpturen aus Granit und Marmor an, die sich auch in einigen Ecken der Fußgängerzone wiederfanden.
Ebenso fanden im Prediger die Gmünder Schmucktage statt. Einzigartig in der Region, präsentierten und verkauften Gmünder Schmuckschaffende ihre Unikate außerhalb der Ateliers gemeinsam Stand an Stand im Ausstellungsraum, auch hier arbeitete die Klimaanlage und somit war auch das ein schönes Erlebnis.
Weiter ging es die Bocksgasse entlang. Nachdem ich durch Zufall etwas seit langer Zeit Gesuchtes erstanden hatte, setzte ich mich im Schatten unter einen Baum auf ein Bänkchen, erfrischte mich an meiner Wasserflasche und chattete mit einer Freundin, die gerade auf Reisen ist. Danach marschierte ich zur Volkshochschule, bestaunte dort die Bilderausstellung und setzte mich anschließend beim Griechen in die schattige Gartenwirtschaft und genoss die kalte Vorspeisenplatte nebst kühlem Mineralwasser. Im Anschluss suchte ich den nächsten Supermarkt auf, um meine Trinkwasservorräte aufzufüllen, denn am Nachmittag wollte ich im Turmtheater ins Kino um mir den 2. Teil von Die Kirche bleibt im Dorf anzuschauen. Klimatisiert, versteht sich.
Leider kann ich mir all die
derben schwäbischen Sprüche
nicht merken, nur so viel:
„Au von denne Spätzla
kriagsch an fedda Arsch!“
KÖSTLICH!
Hinterher war erst einmal Pause angesagt, ich fuhr nach Hause und schrieb den gestrigen Blogbeitrag. Auf meinem Außenthermometer, welches den ganzen Tag im Schatten liegt, zeigte es um 17.30 Uhr immer noch 35°C an. Doch am Abend ging es erneut in die Stadt, denn von 21.00 bis 23.00 Uhr hieß es. „Hört Ihr Leut’…“ Wenn es dunkel wird in der ältesten Stauferstadt, werden Geschichten aus längst vergessenen Tagen wieder lebendig. Der Gmünder Turmwächter, beeindruckend dargestellt von Frank Messerschmidt, nimmt einen auf seinem Streifzug durch die Gassen und Straßen mit und erzählt von den Bränden, der Pest, der Hexenverfolgung, der Stadtgeschichte, von 23 Türmen der Stadt und so manchem mehr. Ein Jahr lang hat er in den Archiven recherchiert und die Geschichten und Zitate sind alle wahrheitsgetreu. Ein für mich beeindruckendes Erlebnis, kann ich nur weiterempfehlen.
Drumherum eine kuriose Szenerie. Die Stadt war voller Menschen, überall Livebands, Darbietungen und dann wir. Der Turmführer, trotz der anhaltenden Wärme in voller Montur, schritt voraus durch die Gassen. Eine Meute von ca. 40 faszinierten Mitwanderern hinterher. Ich kam mir vor wie beim Rattenfänger von Hameln. Natürlich schauten die Leute und so mancher Jugendliche meinte: „Hey, wie schaut denn der aus?!“ Wir hörten vom Mittelalter, die Geschichten verleiteten zum Schmunzeln und regten zum Nachdenken an und um uns herum pulsierte das Leben im Jetzt.
Mit dem Kirchturmleuten um 23 Uhr und dem Segen des Wächters, dass er uns nun allein, ohne Schutzgeleit nach Hause schickt und somit ohne Strafen (denn das war zu damaliger Zeit undenkbar), war dann auch für mich Zapfenstreich. Ich fuhr nach Hause, obwohl ich mich noch so gerne auf ein kühles Radler irgendwohin gesetzt hätte und das pulsierende Flair, die Musik und die ganze gelöste Urlaubsstimmung genossen hätte, doch so allein? Nichts für mich.
Eigentlich wollte ich heute um 14 Uhr bei uns in Lorch bei einer Stadtführung teilnehmen. Mein Thermometer zeigt jedoch 39 °C an, da streike ich, das muss nicht sein.
Doch ich bin mir sicher, Ihr lieben Leut‘, dass ihr bald wieder von mir hört, bis dahin,
Gruß Karin