Vor über 40 Jahren wurde am Limes bei Rainau-Dalkingen im Ostalbkreis, ein rätselhafter Baukomplex ausgegraben. Spuren von Türmen, Sperranlagen und Gebäuden mehrerer Bauphasen wurden gefunden. Seit diesen Forschungen ist der Fundplatz als „Limestor Dalkingen“ bekannt. Einzigartig auf diesem Limesabschnitt ist, dass ein Übergang mit einem Bogen gestaltet wurde. Das Unesco-Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes durchzieht auf einer Länge von ca. 6 km das Gebiet der Gemeinde Rainau mit seinen Ortsteilen Buch, Schwabsberg und Dalkingen. Auf dieser Strecke haben sich einige der schönsten Teilstücke und Denkmäler des Limes in einer einmaligen Konzentration erhalten. Ob Wachtürme, Limestor, Römerbad oder Kastell, an allen Sehenswürdigkeiten befinden sich Infotafeln, an denen sich der Besucher orientieren kann. Über mehrere Parkplätze und einem 11 km langen Rundwanderweg kann die Geschichte der Befestigungsanlage erlebt werden. Eingebettet in den Limes-Park Rainau entstand somit ein attraktives Freizeitangebot, zumal sich der Bucher Stausee ebenfalls in der Nähe befindet.
Mich interessierte am Wochenende explizit jedoch nur das Limestor. Zusammen mit meiner Freundin Birgit machte ich mich auf den Weg. Bereits am Eingang zum Parkplatz wird man im Reich der Römer begrüßt und eine große Infotafel klärt den Besucher über den Limes-Park Rainau auf.
Vom Parkplatz aus, geht es entlang der „Teufelsmauer“ eine geteerte kleinen Anhöhe hinauf, somit rollstuhl- und kinderwagenfreundlich, zum eigentlichen Besuchermagnet. Entlang dieses Weges wurde eine Hecke gepflanzt, genau auf den Fundamenten der ehemaligen Steinmauer. Die Begriffserklärung „Teufelsmauer“ könnt ihr der Infotafel entnehmen. Wir befanden uns somit auf ehemaligem römischen Boden, jenseits dem Land der „Barbaren“.
Und dann steht man auch schon vor dem riesigen Schutzhaus, welches die Überreste des ehemaligen Tores umhüllen.
Mitten auf einer Anhöhe schön ruhig im Grünen mit imposanten Ausblicken in alle Richtungen, bis nach Heubach zum Rosenstein mit seinem Fernmeldeturm. Strategisch wieder einmal genial gewählt – wie immer zu damaligen Zeiten. Ruhebänkchen mit Blick auf den Glasbau runden das Ganze ab.
Um die Ruine vor wechselnden Witterungseinflüssen zu schützen, wurde sie im Jahr 2010 mit einem gewaltigen Glaskubus umhüllt. 23 Meter breit, 21 Meter lang und mit einer Höhe von 7-16 Metern bietet es der original römischen Bausubstanz dauerhaften Schutz.
Im Inneren fällt sofort der abgehängte Stoffkubus auf, dieser gibt im Verhältnis 1:1 die architektonischen Besonderheiten des ehemaligen Limestors wieder. Leider kam nur von der Rückseite ein brauchbares Foto heraus. Die Vorderseite ist auf dem Bild mit dem Glaskubus zu erahnen.
Hier ist die Ruine des monumentalen Bogens, dessen Entstehung mit dem Germanenfeldzugs des Kaisers Caracalla (213 n. Chr.) in Verbindung gebracht wird. Bei den Ausgrabungen wurden außerdem Reste einer bronzenen Kaiserstatue gefunden, die heute im Limesmuseum in Aalen bestaunt werden kann.
Doch nun endlich die Aufnahmen der steinernen Überreste. Eigentlich fehlt am Eingang eine Erhöhung, damit das Ganze von der Vogelpespektive betrachtet werden könnte. Meine Fotos halten sich somit in Grenzen.
Weitere Trasparente klären über den Limes auf und auch seiner Entstehung von den Anfängen eines einfachen Holzturms mit einem Flechtwerkzaun bis zur gemauerten Prunkfassade, die jedoch dann 233 n.Chr. einem Brand zum Opfer fiel und nicht mehr aufgebaut wurde.


Desweiteren ist ein Römischer Meilenstein ausgestellt, das Original kann ebenfalls im Limesmuseum in Aalen besichtigt werden.
Dem legendären Kaiser Caracalla wurde natürlich auch ein Denkmal gesetzt. Eigentlich hieß er mit vollem Namen Marcus Aurelius Severus Antoninus. Caracalla bedeutet übersetzt Kapuzenmantelmann. Stets trug er einen weiten keltischen Mantel mit Kapuze, der um ihn wehte. Ansonsten hatte er nicht den besten Ruf, galt er als Tyrann und blutrünstig. So erstach er z. B. seinen Bruder, um keinen weiteren Rivalen für den Thron zu haben. Er selbst wurde kurz nach seinem 29-jährigen Geburtstag erstochen.
In diesem Glashaus war es heiß, keine Öffnung an der gegenüberliegenden Tür, die Sonne brannte aufs Glas – es wurde Zeit zu gehen. Zu erwähnen bleibt noch, dass der Eintritt frei war, auf dem beschriebenen Parkplatz ebenso, eine Aufsichtsperson anwesend war und laut Coronaverodnung vorhandene Besuchszettel ausgefüllt werden mussten. Die Öffnungszeiten variieren derzeit, vor einem geplanten Besuch bitte aktuell abfragen.
Es wurde Zeit zum Mittagessen, wir beratschlagten, dass wir am Bucher Stausee beim dortigen Imbiss direkt am See etwas essen würden. Das „Naherholungsgebiet Rainau-Buch“ ist mit seinen 60 ha eines der größten seiner Art in Nord-Württemberg. Schwimmen, spielen, segeln, surfen, wandern, Tretboot fahren, radeln, inlinern, sonnenbaden… und dies bei freiem Eintritt! Parken und der Toilettengang muss bezahlt werden. Somit bitte an Kleingeld denken.
Wir ergatterten auf der ins Wasser vorgelagerten Terrasse noch ein super Schattenplätzchen, aßen wirklich gut, beobachteten die Wassersportler und weitere Gäste – nach der langen Coronapause kam ich mir vor wie in einem anderen Leben.
Beim anschließenden Verdauungsspaziergang entlang des Sees trafen wir nicht nur auf sonnehungrige Mitmenschen. Diese beiden kamen ganz zutraulich und hoffnungsvoll schnatternd auf uns zu. Leider gab es für sie keinen Leckerbissen.
Wir zwei ließen uns an den Sitzgelegenheiten noch etwas am Ufer nieder, beobachteten die Badenden und prosteten uns zu.
Auf unseren nächten Urlaub,
sonnige Grüße Karin