Buchtipps!

Heute möchte ich euch zwei wunderbare Bücher vorstellen. Nein! Keine Krimis, keine Liebesschnulzen, keine Belletristik! Obwohl – spannend, verliebend und schön sind sie allemal.

Nachdem ich letzten Sommer während der Kräuterwanderung das Potenzial unseres vermeintlichen Unkrautgartens mit ganz anderen Augen sah und versuchte, mich etwas genauer damit zu beschäftigen, stieß ich bei meiner Freundin Gaby auf ein super tolles Bestimmungsbuch, welches mich auch nach zig Recherchen nach anderen Quellen, nicht mehr los ließ. Und siehe da, ich bekam es zu Weihnachten von Sohnemann geschenkt!

Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen, von Fleischhauer/Guthmann/Spiegelberger, erschienen im AT Verlag.

Bis jetzt habe ich vom Verlag noch keine Erlaubnis zur Veröffentlichung von Schrift und Text bekommen. Sollte ich diese doch noch bekommen, werde ich einige Fotos hier mit reinsetzen.

Welche Freude, nun kann ich diesen Sommer in Deutschland so richtig loslegen. Wer weiß, was ich außer Massen von Brennnessel, Löwenzahn, Giersch, Frauenmantel, Nacht- und Königskerze, Rot-Klee und Spitz-Wegerich noch so alles finden werde. Richtig interessant wird es erst einmal, wenn wir ganzjährig dort wohnen werden und ich die Entwicklung der Pflanzen das Jahr über beobachten kann.

Das Buch ist sehr gut aufgebaut und gegliedert. Eine Übersicht der Blätter und Blüten, Grundregeln zum Sammeln von Wildpflanzen bezüglich dem Naturschutz, sowie Unterteilungen nach verschiedensten Fundorten finden sich in dem praktischen DIN A 5 Format wieder. Ebenso gibt es kurze Rezepthinweise für die Verwendung in der Küche. Eine Tabelle zur Erntezeit sowie Gefahrenhinweise der giftigen Doppelgänger findet sich ebenfalls.

Ein weiteres ebenso tolles Buch bekam ich zu meinem Geburtstag von einer lieben Bekannten geschenkt.

Die Einkochbibel von Ulrich Jakob Zeni, erschienen im Löwenzahn Verlag. An dieser Stelle meinen Dank an den Verlag zur Erlaubnis von Bild- und Textveröffentlichung.

Fotocredits ©www.fotowerk-aichner.at

In diesem Buch finde ich die verschiedenen Stichwort-Register einfach toll. Zu Beginn des Buches von A wie Ananas bis Z wie Zwiebel  finden sich die Rezepte nach der jeweiligen Hauptzutat. Am Ende des Buches das Register, alphabetisch nach Warengruppen-Endprodukt aufgelistet. Von A wie Aromatisches über Chutney, Gelee, Pesto…Süß, Saures. So gibt es die verschiedensten Nachschlagemöglichkeiten.

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Neulich bekam ich eine große Tüte Bio-Zitronen geschenkt. Was sollte ich mit dieser Masse auf einen Schlag veranstalten? Erst habe ich von einem Teil die Schale abgerieben und getrocknet. Dann die sauren Teile ausgepresst und in Eiswürfelbehälter portioniert eingefroren. Als ich dachte, ich bin über ein Jahr mit Zitronensaft eingedeckt, kam mir die Idee, in dieses Buch zu schauen. Und siehe da! Unter dem Stichwort Zitrone fand sich u.a. ein Rezept für Zitronenmarmelade. Nachgekocht, als höchst interessant bewertet und in meine Rezeptsammlung mit aufgenommen. Gewöhnliches findet ebenso seinen Platz wie Außergewöhnliches. Oder wer hätte gedacht, dass es Ingwerkonfitüre gibt und sich aus Eberesche und Vogelbeere ebenso etwas Leckeres zubereiten lässt?

Spannend zu lesen wie ein Krimi, schöne Fotos und vor allem kurze, verständliche Rezepte in die man sich verlieben kann.

Ihr lieben Leser, ich denke ihr habt in eurer Familie und eurem Bekanntenkreis bestimmt die oder den anderen  Kräuterliebhaber oder  begeisterte/n Hobbykoch/in die/der Spaß  an Selbstgemachten hat. Zwei tolle Geschenkideen – Möglichkeiten zum Verschenken gibt es das ganze Jahr über – auch an sich selbst!

Bis demnächst im Buchhandel…

Gruß Karin

 

 

Das Gelbe Haus in Beirut

„The Yellow House“ – wie es umgangssprachlich unter Kennern genannt wird – wurde 1924  von einem libanesischen Architekten erbaut und 1932 von einem anderen Konstrukteur um zwei weitere Etagen aufgestockt. Die ockergelben Sandsteine, die zum Bau verwendet wurden, gaben dem Gebäude seinen Namen. Es steht genau an der Kreuzung Damascus- und Independence Street, somit in Verlängerung zum deutsch-französischen Friedhof und somit ebenfalls an der, zu Kriegszeiten genannten, grünen Grenze.

2 - 2018

Es war besetzt durch die Scharf- und Heckenschützen und diente als Vorposten. Somit ist es nicht verwunderlich, dass das Haus durch den Krieg stark beschädigt wurde. Auch der Zerfall aufgrund des Alters und Zerstörung durch Vandalismus Ende der 1990er Jahre setzten dem Gebäude stark zu. Gerettet wurde es durch Bemühungen der Stadt Beirut und Bürgergesellschaften, indem es im Jahr 2003 zu einer Zwangsenteignung aufgrund bürgerlichem Interesse kam.

Kriegsruinen dieser Art, vor allem in der Innenstadt Beiruts, hatten bis dahin meinst nur ein Schicksal. Einreißen und platt ebnen um somit teuren, begehrten Bauplatz für noch höhere, noch moderne Prunkbauten anbieten zu können. Die schönen alten, charmebehafteten Häuser wichen mehr und mehr dem Straßenbild. Zum Glück gibt es immer Personen, die für eine gute Sache kämpfen.

Mit der Enteignung, damit das Gelbe Haus nach der Restauration als Zeitzeuge und Mahnmal erhalten bleiben kann, wurden verschiedene Auflagen erstellt, z. B. dass es als Museum und Kultur- und Veranstaltungsort genutzt werden kann.

Das Projekt wurde somit 2008 in Kooperation der Stadt Beirut und der Stadt Paris initiiert und nannte sich dann „Beit Beirut“. Was im Arabischen so viel wie „Haus Beirut“ bedeutet.

Heute besticht dieses Haus mit seiner ungewöhnlichen Struktur mit einem Mix aus einheimischer, sehr moderner und „Kriegs“-Architektur. Denn die Soldaten, die das Haus während des Krieges besetzten, mussten mit unkonventionellen Baumitteln ausbessern.

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Das Gebäude beinhaltet eigentlich zwei Häuser in einem. Nach dem Eingang gingen damals links und rechts mächtige Treppen hinauf, diese sind inzwischen fast komplett eingestürzt. Heute kommt man mit mehreren Fahrstühlen oder einer großen Treppe vom Innenbereich in die verschiedenen Stockwerke.  Die zentrale Achse des Gebäudes führt in den Innenhof des Hauses und ist komplett offen bis unter den Himmel. Eine Dachterrasse rundet alles ab.

Die Fassade des Mittelteiles, die beide Häuser miteinander verbindet, ist zur Straße hin somit offen und nur mit markanten Säulen gestaltet, die weithin sichtbar sind. Welcher Baustil zur damaligen Zeit! In die hintere Ecke des Gebäudes wurde, meiner Meinung nach, ein zu modern gestalteter Komplex angebaut, jedoch passend zu dem Stahl, der sonst zur Restauration sowie für Türen oder Fenster verwendet wurde.

Manche Fotos musste ich durch verschmutzte Fensterscheiben knipsen, daher sind sie milchig und verwaschen.

Hier der Link zu  Beit Beirut , falls jemand näher nachlesen möchte.

Und genau an diesem Ort findet derzeit eine Gemäldeausstellung  mit dem Titel „Echo of the Silence“ von dem libanesischen Maler Brahim Samaha statt. Der Künstler war selbst anwesend und ich bekam die Erlaubnis, einen Teil seiner 20 Exponate zu fotografieren. Für sich selbst scheint mir der gute Mann jedoch etwas kamerascheu zu sein, vehement wehrte er ab, als ich nach einem Foto mit ihm fragte.

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Beirut, die Stadt aller Stimmen und Klänge, die Stadt, wo sich die Resonanz der Sprachen der Welt mit dem Klang der Glocken und religiösen Vorschriften trafen. Ganz Beirut sollte still sein. In ständiger Stille lebt die Erinnerung von hunderten von Generationen, tausenden von Jahren und sich ständig veränderten Erfahrungen…Durch all dies hat sich Beirut immer noch nicht offenbart, noch die letzten Worte ihrer eigenen Geschichte kundgetan.     (freie Übersetzung zur Titelbeschreibung der Ausstellung )

Die Fotos können den Glanz, die Tiefe und je nach Anschauungswinkel die entstandene 3D-Optik nicht einfangen. Gold- und Silberfarbe dominieren, sind jedoch geschickt großflächig oder nur akzentuiert eingesetzt, geben Licht und Schatten und lassen manches Bild sehr edel erscheinen.

Unseren Geschmack traf es trotzdem nicht ganz. Der Sonntagsausflug gestern hatte sich trotzdem gelohnt, auch wenn wir 50 Minuten warten mussten, bis endlich geöffnet wurde. Ein Dutzend Menschen wartete bereits auf dem Gehsteig und machten den Wachmann schon ganz nervös, bis dieser dann doch endlich erfolgreich den Verantwortlichen zum Öffnen des Gebäudes vor Ort zitieren konnte.  Das ist halt Libanon!

Im Erdgeschoss war noch eine kleine Ausstellung mit uralten Porträtfotos und allerlei Auftragszetteln, Rechnungen und dergleichen von AGFA und KODAK. Zu Beginn stand dieses Foto mit der Ansicht von 1960. Im Erdgeschoss vom Haupteingang die 2. Tür rechts mit dem gelben Schild, war damals der Laden und diese Exponate fand man dort.

1 - 1960

Mal schauen, was wir als nächstes hier noch so entdecken,

bis dahin, Gruß Karin

 

Kreatives Matschen

so lautete zwar nicht die Mitteilung für den Workshop im MACAM, jedoch lief es genau darauf hinaus. Angekündigt wurde „Experiment with Terracotta – Creative Workshop“. Unter der Leitung des irakisch-niederländischen Künstlers Nedim Kufi werden die Teilnehmer mit den Händen Ton bearbeiten.

Das hörte sich für meine Freundin Anne und mich doch höchst interessant an, vor allem sah ich mich selbst in die 5. Klasse zurückversetzt, wo ich mich nachweislich mit dem Töpfer-Virus infiziert hatte. Voller Spannung und Vorfreude sah ich den vielen Tricks und Tipps entgegen, mit den verschiedensten Techniken ohne Töpferscheibe ansehnliche Werke zu kreieren.

Somit machten wir uns letzten Samstag bei kaltem Regenwetter in das knapp von hier aus 50 km entfernte Bergdorf Alita bei Byblos auf. MACAM

Dort befindet sich das MACAM, das MODERN AND CONTEMPORARY ART MUSEUM, das einzigste Museum seiner Art im Libanon. Ein grandioses Anwesen in friedlicher und idyllischer Ruhe inmitten der Natur mit schönem Panorama auf die Berge und das Meer, mit 4000 qm Ausstellungsfläche in alten riesigen Fabrikhallen. Wechselnde und bleibende Ausstellungen und Veranstaltungen verschiedenster Art geben immer einen frischen Impuls zum erneuten Besuch des Museums.

Meine Fotos sind z. T. unscharf, das war gewollt, schließlich sollt ihr das Museum selbst besuchen und euch einen eigenen Eindruck verschaffen.

Im angrenzenden Kreativbereich saßen dann wir 14 Teilnehmer vor unserer Arbeitsplatte mit einem Klumpen Ton. Bei der viel zu kurzen Arbeitseinweisung durch unseren Meister, stellte sich dann heraus, dass bereits richtige Profis unter totalen Grünhörnern anwesend waren. Eine genauere Eventbeschreibung im Vorfeld wäre sicher hilfreich gewesen. Somit erhofften sich die einen wertvolle praktische Anregungen, die anderen hatten direkt Berührungsängste mit dem kalten nassen Matsch und befingerten diesen erst einmal mit gespreizten Fingerspitzen. Die gestellte Aufgabe einer Espressotasse mit festgesetztem Durchmesser und Höhe ließ so manchen fast verzweifeln, um sich somit letztendlich komplett für ein anderes Werkstück umzuentscheiden.

Wir kamen mit den anderen Teilnehmern in Kontakt, lachten viel und hatten wirklich Spaß, auch wenn mir dieser langsam aber sicher verloren ging. Ich fror erbärmlich, bei der durchdringenden allgegenwärtigen Kälte in dem abgeteilten Bereich zog es durch Mark und Bein. Liebe Veranstalter, die Zugänge zu dem Bereich mit Folien abdämmen und generell Sitzkissen auf den Plastikstühlen wäre bei solchen Temperaturen sicherlich eine gute Investition. Das frühe Aufbrechen der Teilnehmer lag mit Bestimmtheit daran, dass uns einfach die Lust fehlte. Wir saßen zwar schon vermummt mit allem was zur Verfügung stand da, aber die Finger klamm, das Kreuz, die Beine, die Knie und Füße kalt, viele wollten einfach nicht mehr.

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Die zwei Heizstrahler reichten nicht aus, doch die liebevolle Verköstigung mit Tee, Kaffee, Softdrinks und Wein, frischen sehr leckeren Fladen und allerlei anderen Köstlichkeiten brachten kurzfristig ein warmes, wohliges Gefühl für Körper und Geist.

Unsere Werkstücke werden nun noch gebrannt und sind in ein paar Wochen abholfertig. Ich bin mal gespannt, ob aufgrund der Schrumpfung oder meiner Verarbeitung mit meinen Schätzen dann überhaupt etwas anzufangen ist.

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Es war mir jedenfalls eine Herzenssache, dabei gewesen zu sein!

Außerdem hoffe ich, der 2. Kurs am morgigen Samstag kann unter weniger widrigen Umständen starten.

Bis demnächst,

Gruß Karin