Was Frauen drunter anhaben

1

Brustattrappe, Body, Bustier, Büstenhalter, Hüftformer, Rundstepper, Schnürmieder, Busenbinde, Korsett, Schnürbrust, Strumpfhalter, Wonderbra, Torselett, Sportgürtel, Hüfthalter, Büstenheber, Reformleibchen, Push-up-BH und so vieles mehr hatten das schöne Geschlecht im Laufe der Jahrhunderte so auf den Leib geschneidert bekommen. Die ganze Entwicklung der weiblichen Unterwäsche aus Heubacher Produktion kann im Miedermuseum in Heubach bestaunt werden.

Seit 2005 befindet sich in historischen Räumen des Heubacher Schlosses dieses Museum. Aktuelle Öffnungszeiten und coronabedingte Bedingungen sollten vor einem Besuch erfragt werden. 100 Meter vom Rathaus entfernt, direkt an einem öffentlichen Parkplatz gelegen, befindet sich dieses ehemalige Adelshaus, welches momentan – oder immer noch – saniert wird. Daher sind Teile des Gebäudes immer wieder für die Öffentlichkeit gesperrt, so derzeit das historische Klassenzimmer.

 

Für den beschaulichen Eintrittspreis (für Erwachsene) von 2 Euro wird dem Besucher anhand 13 Vitrinen anschaulich der Verlauf des Zeitgeistes, der Mode und dem Frauenbild dargelegt. Vieles gibt es zu bestaunen und lesen, in den Schauvitrinen sind Schubladen eingelassen, in denen sich auch noch allerhand Wissenswertes verbirgt. So war ich über eine Stunde lang in den Räumen unterwegs und konnte auch z. T. ein wenig den ehemaligen Glanz dieses alten Gebäudes erahnen.

Nachzulesen war, dass nicht nur Mode und Zeitgeschmack bei der Wahl des Drunter und Drübers galt, auch wurde per Gesetz die Kleiderausstattung geregelt, je nach Klassenstand in der Gesellschaft.

Bereits in Kindheitstagen umschwirrten mich die Begriffe Susa und Triumph, wenn sich erwachsene Frauen darüber austauschten, woher sie nun wieder einmal kostengünstiger ihre Miederwaren beziehen sollten. Von meinem Wohnort der Kindheit bis nach Heubach waren es gerade einmal 10 km. Nachbarinnen und Bekannte waren bei den großen Heubacher Firmen Susa und Triumph beschäftigt und kamen mit ihrem Betriebsausweis somit günstiger zu den begehrten Artikeln und versorgten die eine oder andere Dame ihres Vertrauens mit Unterwäsche, Bademoden und auch Frottierware. Später konnte dann auch Ottonormalverbraucherin mit Ausweis, Gutscheinen oder zu besonderen Verkaufszeiten im Betrieb angegliederten Lädchen einkaufen. Heutzutage gibt es in Heubach bei Susa Outlet und Triumph Factory Outlet die Gelegenheit zum Einkauf für Jedermann und -frau, Öffnungszeiten können online nachgelesen werden.

Allerdings fragte ich mich immer, wieso sich ausgerechnet zwei renommierte Wäschehersteller in Heubach befinden und wieso bitteschön, dieses kleine schwäbische Kleinstädtchen die Urwiege beider Konzerne sind. Im Museum nun habe ich dies erfahren und alles begann hiermit:

14

Heubach liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb und ist an drei Seiten von den Bergen Rosenstein, Glasenberg, Hochberg, Nägelberg, Himmelreich und Scheuelberg umschlossen. Zum Remstal hin öffnet sich eine weite Ebene. Die im 19. Jhrd. noch nicht aufgeforsteten Berge dienten als Obstwiesen, Schaf- und Ziegenweiden. Das Klima war rauh, für Ackerbau stand wenig Fläche zur Verfügung, die Qualität der Böden nur bedingt geeignet. Da die Schwäbische Alb als strukturschwache Region keine Alternative bot, hatten die Menschen vom Leben mit der Landwirtschaft zuwenig zum Leben, zuviel zum Sterben und suchten sich zur Existenzsicherung einen Nebenerwerb: Die Weberei.

15

Die Entwicklung der Heubacher Miederwarenindustrie war nicht möglich, ohne an die ortsansässigen Handweber zu denken.

Den genauen Verlauf der Geschichte über die Heubacher Weber könnt ihr im Museum weiterlesen, wann genau sie ihre eigene Zunft organisierten, ist nicht dokumentiert. Ab Mitte des 19. Jhrd. gehörten zur Heubacher Weberzunft Leinwand- und Barchentweber, Strumpf- und Seidenweber sowie Baumwollweber. Sie alle wurden als Zeuglesweber bezeichnet.

16

Die Verbesserung der Dampfmaschine und die Erfindung des mechanischen Webstuhls leitete den Niedergang des Weberhandwerks ein und führten zu einem Strukturwandel. Mit dem Ende der Kontinentalsperre fielen Handelsschranken und die württembergischen Handwerker bekamen Konkurrenz aus England, Schlesien und Sachsen da diese ihre Waren zu niedrigeren Preisen anboten und schneller auf den Wandel der Mode reagieren konnten.

17

Als Lohnarbeiter für Verleger waren die ehemaligen selbstständigen Weber bei schlechter Auftragslage bald arbeitslos. Fabrikarbeit hingegen bedeutete einen relativ sicheren Arbeitsplatz, gleichbleibenden Lohn und feste Arbeitszeiten. In Kauf genommen wurde eine 6-Tage-Woche, lange Fußmärsche bei Wind und Wetter bis zum Arbeitsplatz, strenge Fabrikregeln und monotone Arbeit. Auch die Kinder mussten mit zur Arbeit erscheinen und leisteten Hilfsarbeit.

Eine weitere Möglichkeit zum Broterwerb bot die Heimarbeit für Frauen und Mädchen. Die Korsettweberei war Männerarbeit, doch die Weiterverarbeitung oblag den Frauen. Sticken, Verschlüsse annnähen und Verstärkungsstäbe einschieben.

Trotz der vielen Firmenpleiten und der anhaltenden Armut stieg die Einwohnerzahl Heubachs und die kleine Landstadt entwickelte sich zum lokalen Industriestandort.

181920

Nun waren meine Fragen bezüglich Gründung dieser Firmenimpere gelöst und ich konnte mich wieder der eigentlichen Ausstellung widmen.

0

Mit Mieder oder Korsett versuchten Frauen, die es sich leisten konnten, ihre Figur dem jeweiligen Zeitgeschmack anzupassen und damit Körperformen zu betonen oder zu verbergen. Mal sollten weibliche Rundungen verborgen bleiben da sie als unschön galten, dann wieder hervorgehoben und betont werden.

Hat man zur Reformmode ab 1910 der Dame mehr Raum gelassen, das Korsett nicht mehr ganz so fest geschnürt, denn nachweislich wurden Organe deformiert, so galten zu Kriegszeiten per Gesetz andere Maßstäbe, Rohstoffe waren Mangelware. BHs wurden selbst genäht, das Körbchen gehäkelt.

In den goldigen Zwanzigern hingegen versteckte man geradezu die weiblichen Formen. Gerade Schnitte, möglichst schlank sollte die Silhouette sein.

1950 hingegen sollte Frau ihre Unterwäsche nach der Tageszeit und dem Geschehen wählen. Zum Hausanzug genügte ein Miederhöschen, für Rock und Pullover musste ein Büstenhalter und Hüftgürtel gewählt werden, für das klassische Cocktailkleid dagegen Korselett mit angesetztem Petticoat. Einheimische Schauspielerinnen verdeutlichten nochmals das Frauenideal der deutschen Nachkriegszeit. Ausländische Darstellerinnen, etwa Sophia Loren und Marylin Monroe, die in den Filmen ihre Kurven mit körperbetonten Dessous in Szene setzten, galten als Sexsymbole.

Mitte der 60er Jahre und mit Aufkommen des Minirocks, verlor der Hüftgürtel immer mehr an Bedeutung. Die praktische Perlonstrumpfhose machte Hüftgürtel, Strumpfhalter und Strümpfe überflüssig, die BHs hatten eine spitze Form. Junge Frauen orientierten sich nicht mehr am Kleidungsstil ihrer Mütter, sie setzten ihre eigenen Trends. BHs, Schlüpfer und Miederhosen wurden nun in leuchtenden Farben, mit Punkten, Streifen und Karos angeboten.

Bereits im nächsten Jahrzehnt erklang die Parole „Mein Körper gehört mir!“ durch Deutschland. Die Damenhose wurde gesellschaftsfähig, die Frauenwelt kaufte mehr Hosen als Röcke. Bequemlichkeit und Bewegunsfreiheit war die Devise. Viele Frauen legten als Zeichen der Emanzipation den Büstenhalter ab. Die Industrie reagierte entsprechend und fertige leichte und transparente BHs aus elastischen Stoffen an. „Frei – aber nicht haltlos, das ist der Busen 1974“ so lautete der Slogan der neuen BH Generation.

In den wilden 80er Jahren nahm die Gleichberechtigung der Frau einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Im Business gehörten Kostüm und Hosenanzug zum Alltagsdress. Ansonsten galt, erlaubt ist was gefällt. Es sollte kleidsam, komfortabel und kultiviert aussehen. Durch Popikonen und Stars bekamen Corsagen, Schnürmieder und Strapse auch wieder einen Platz in der Abendgarderobe, sogar als Oberbekleidung.

Das folgende Jahrzehnt setzte Dessous & Co. ins rechte Licht. Vor allem bei jungen Frauen gehörte die Unterwäsche zum täglichen Outfit. Büstenhalter und Bustier wurde zum Eyecatcher unter Kostümjacken, Blazer und Blusen, Frau ließ Spitze blicken wann immer es ging. Bei Tops mit Spaghettiträgern durfte sich der BH-Träger auch gerne in einer anderen Farbe als das Top abzeichnen. Eine wohlproportionierte Brust war wieder in Mode und die Industrie reagierte natürlich auch darauf.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Modetrends kamen und gingen. Heute wie damals. Was soll den Modeschöpfern auch immer Neues einfallen? Irgendwann wiederholt sich eben alles, ob nur kleine Nuancen eines Stils kopiert werden oder mit anderen Trends verknüpft wird. Auch heutzutage leben wir diese Stile aus, nur in anderer Bezeichnung. Da ist von Push-ups und Minimizern, BH mit und ohne Schalen, für die Stillzeit, Slips und Hipster nebst String und Panty, Bodyformer, Shapewear und Sportwäsche die Rede. Unterbekleidung soll bequem, komfortabel, funktional und manches Mal auch seidig liebkosend und verführerisch sein. Die Materialien haben einen Sprung ins Hightech-Zeitalter erlebt. Nahtlos, Microfaser, schnell trocknend, hochelastisch, atmungsaktiv und temperaturausgleichend. Dazu in allen Farben des Regenbogens.

Alles hat seine Zeit, die einen mögen dies, die anderen befürworten jenes.

4546

Zum Abschluss dieses sehr interessanten Museumsbesuchs möchte ich noch den Wunsch einer jeden Dame und die damit verbunden 7 Regeln zum Besten geben!

47

Bin ich froh, dass ich in einer anderen Zeit lebe und ich denke, der Großteil meiner Geschlechtsgenossinen ist meiner Meinung. Vor allem, dass der Staat nicht diktiert, was Frauen drunter anhaben!

Gruß Karin

Ich hatte die Erlaubnis zum Fotografieren. Sämliche Fotos habe ich selbst im oder vor dem Museum gemacht, Textinhalte sind zum größten Teil vom ausgestellten Lesematerial.

Autokino

Seit meinen Jugendtagen, somit noch in der Blütezeit des deutschen Autokinos, verspürte ich das Verlangen, auch dieses Freizeitvergnügen einmal ausprobieren zu wollen. Herübergeschwappt, wie soll es auch anders sein, kam die etwas andere Variante eines Lichtspielhauses über den großen Teich aus den USA zu uns. Schon in den 1930er Jahren erfreute man sich dort am Freilichtkino. Wobei ich denke, dass man zu früherer Zeit sicherlich kaum die Handlung des Film mitverfolgte. Bei der seltenen Gelegenheit der Zweisamkeit, hat man im engen dunklen Auto wohl eher an ganz andere Handlungen gedacht.

In Zeiten in den es noch kein Internet gab, wusste ich nicht, wo sich das nächste Autokino befindet, dann war ich mir nicht so sicher mit wem ich dort hin sollte, dann kam es in Vergessenheit, dazu war ich viele Jahre nicht in Deutschland wohnhaft. Doch seit einigen Jahren nun verfolge ich meinen Plan mit ernsten Absichten und somit hat mir Göttergatte letztes Jahr zum Geburtstag diesen Besuch geschenkt. Dann jedoch war das Wetter zu kalt, Corona, geschlossen, zu heiß, zu regnerisch, die falschen Filme…

Letzte Woche Montag war es dann endlich soweit. Der ausgesuchte Film versprach laut Trailer doch einige Lacher, ich buchte die Tickets, Jogi machte das Auto klar, Trinken und Knabbereien nebst warmer Decke, Kissen und Jacke wurden eingepackt und los ging die Fahrt ins 54 km entfernt gelegene Kornwestheim. Nicht gerade der nächste Weg, aber was macht Mann nicht alles, um Frau einen weiteren Traum zu erfüllen.

1

Während der Fahrt regnete es bereits, mir schwante nichts Gutes. Am Eingang wurde am Kassenhäuschen nur der CR-Quode der Kaufbestellung gescannt, kurze Einweisung auf welches Gelände es gehen sollte und die Info, welche Radiofrequenz für die Tonübertragung eingestellt werden sollte. Zusätzlich die Mitteilung, dass bei der Imbissbude Abdeckhauben für die Scheinwerfer gegen Pfandübergabe abgeholt werden könnten. Da Jogi schon ein älteres Auto besitzt und dieses somit nicht über automatische Tagfahrleuchten verfügt, war dies für uns hinfällig.

Somit hin zum Parkplatz, in der ersten Reihe eingereiht und mit dem Regenschirm kurz raus aus dem Wagen um dieses Foto zu schießen. Eigentlich wollte ich noch Fotos vom Imbiss oder allgemein dem ganzen Gelände machen, aber es war ja schon stockdunkel, nach 21 Uhr, dazu der Regen – da schlüpfte ich nur wieder ganz schnell zurück ins Auto.

2_LI

Mit der Zeit kamen doch einige weitere Kinointeressenten dazu. Doch leider kapierte der eine oder andere Zeitgenosse nicht gleich, dass die Scheinwerfer seiner Karrosse die vorderen und seitlichen Wageninsassen doch sehr blendeten. Durch Lautsprecherdurchsagen und ermahnende Spots im Werbeblog konnte dies dann doch irgendwann beseitigt werden. Damit die Scheiben nicht gar zu sehr beschlugen, mussten die Fenster etwas geöffnet bleiben, was durch den Regen natürlich nicht ganz so angenehm war, auch musste somit der Scheibenwischer immer wieder in Betrieb sein. Kopfweh setzte ein, die Lacher des Films befanden sich wohl alle im besagten Trailer und der Streifen war nicht wirklich der Brüller… irgendwann dachte ich mir, warum ich blöde Kuh so versessen darauf war, das hätte zu Hause auf dem Sofa wesentlich bequemer sein können.

Aber so ist es mit Träumen, man muss sie gelebt haben, dann ist es auch gut und es kann losgehn zur nächsten Erfüllung. Mal schauen was, wann und wo.

Bis dahin, prost und Gruß

3

Wohnen unterm Regenturm,

so heißt die berühmteste Wohnanlage in Plochingen am Neckar. Unübersehbar thront ein Turm mit vier goldenen Kugeln auf bunten Säulen – bereits von Weitem ist dieses Wahrzeichen der Stadt sichtbar und macht neugierig auf mehr.

15

Im Zuge der Stadtkernsanierung bekamen Plochinger Architekten 1985 den Planungsauftrag für den Neubach eines Wohn- und Geschäftshauses in der Innenstadt. Dazu mussten baufällige Gebäude weichen, stattdessen sollte sich ein Ringbau um einen Innenhof an vorhandenen Straßenzügen einfügen.

Das Besondere: Die Gestaltung der Innenhoffassade mitsamt der Planung des Gartens sollte Friedensreich Hundertwasser übernehmen. Von der Idee war er leicht zu überzeugen und zu begeistern.

0

Der berühmte Wiener Künstler war nicht nur Maler und Grafiker, seine philosophischen Denkansätze auch in Bezug auf natur- und menschengerechter Architektur sind heute aktueller denn je. Sein eigentlicher Name war Friedrich Stowasser, geboren 1928 in Wien, gestorben im Jahre 2000 an Bord der Queen Elizabeth 2 vor Brisbane. 1973 konnte er sich seinen Traum vom Leben erfüllen, zog in eine kleine neuseeländische Gemeinde namens Kawakawa, 200 km nördlich von Auckland und lebte ein weitesgehend sehr einfaches und autarkes Leben mit und in der Natur. Wer einmal in diese Gegend reist, sollte unbedingt die Hauptattraktion dieses kleinen Örtchens (was für ein Namensspiel!) besuchen – das öffentliche stille Örtchen – besser bekannt unter öffentlicher Toilette! Diese wurde von Hundertwasser entworfen und gestaltet und im Jahr 1999 eröffnet.

Sein Künstlername „Hundertwasser“ entstand folgendermaßen: In der slawischen Sprache bedeutet „sto“ „hundert“. Das Pseudonym „Friedensreich“ stammt von seinem richtigen Vornamen Friedrich ab. „Fried“ steht für Frieden, „rich“ kommt von reich. Sein vollständiger Künstlername lautete übrigens Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt. Regentag stammt von seinem Schiff namens „Regentag“ ab, welches er 1967 erwarb und sieben Jahre lang umbaute. Es war sein erstes realisiertes Architekturprojekt und somit ein bedeutender Lebensabschnitt. Jahrelang lebte und arbeitete er auf diesem Schiff, war sein Zuhause, der Fels in der Brandung. Außerdem liebte er es, wie die bungen Farben bei Regen leuchten. Dunkelbunt war für ihn die äußerste Konzentration von satter Farbe und setzte ihr metallische oder phosphoreszierende Farben als Kontrast gegenüber.

Doch zurück nach Plochingen. Diese Anlage wollte ich mir nun etwas genauer anschauen. Zusammen mit meinem Schwesterlein machte ich mich letzten Samstag ins 30 km entfernte Plochingen auf. Das dortige Tourismusbüro bot eine geführte Tour zu der Anlage an. Infos zu den Terminen bitte über die Website der Stadt Plochingen in Erfahrung bringen.

Zunächst wollte die Gästeführerin ihrer Besucherschar noch den Bereich um die Marktstraße etwas näher erläutern. Wir erfuhren Wissenswertes über die Ottilienkapelle, die Stadtbibliothek, dem Rathaus, dem Marktbrunnen und weiteren Skulpturen von Karl Ulrich Nuss (siehe auch Witzige Gestalten), der Gaststätte Grüner Baum und seinem Glockenspiel und noch weiteren Gebäuden entlang des alten Stadtkerns.

1998 befand sich die Landesgartenschau in Plochingen, zu diesem Anlass installierte man auch diese Wegweiser-Damen. Insgesamt 7 solcher Skulpturen wurden an wichtigen Schnittstellen der Stadt installiert. Der Künstler Wolfgang Thiel hat inzwischen eine weitere Dame mit kleinem Kopf und breiten Schultern erschaffen, alle in einer anderen Farbe.

Ein weiteres Schmankerl in der Innenstadt ist, ja – ich schreibe nun schon wieder davon – das öffentliche Toilettenhäuschen. Sehr auffallend, kurios, witzig, toll, super, denkwürdig, abstoßend, hässlich – viele Meinungen grasieren über das Werk des elsässischen Künstlers und Karikaturisten Tomi Ungerer. In Sichtweite zum Hundertwasserbau, hinter der Kirche, direkt an der vielbefahrenden Straße und somit in aller Augen. Einige Anläufe bedarf es, bis es so aussah wie heute. Man beachte das rosafarbene Kuppeldach, wie die Haut am Allerwertesten, die vielen Klobrillen zur Deko.. vieles könnte noch darüber erzählt werden. Der „Eintritt“ ist übrigens frei, und ja – auch innerhalb der Keramikabteilung ist alles schön rosa – auch bei den Männern!

Doch dann kamen wir endlich zur fabenfrohen Hundertwasser-Welt. Bereits seitlich am Treppenaufgang plätschert dieses kleine Rinnsal entlang und stimmt den Besucher noch neugieriger. Oben angelangt, erblickten meine Augen diese tolle Idee einer Kinderzahnarztpraxis – ein Schnullerbaum! Dutzende Trostspender in allen erdenklichen Farben und Modellen hingen an den Zweigen und Erinnerungen wurden wach, als Sohnemann seine sieben Nuckel während der Krabbelgruppenzeit dem Nikolaus übergab, damit er diese an kleine Babys weiterleitet.

Am Zugang zum Innenhof erhielten wir dann ausführliche Informationen zu der Anlage, die ich hier nur stichpunktartig wiedergebe: Bauzeit war von November 1991 bis September 1994. Das Areal besitzt eine Fläche von 1,5 ha, 64 Eigentumswohnungen unterschiedlicher Größe von ein bis fünf Zimmer sind vorhanden, zusätzlich 16 gewerblich genutzte Einheiten. Der Turm ist 33m hoch, die 4 goldenen Kugeln besitzen einen Styroporkern, dieser wurde verstärkt und mit Blattgold belegt. Durchmesser jeder Kugel ist 1,60m. Türme waren für Hundertwasser eine Brücke zwischen Menschen und Höherem, ein Fingerzeig zum Himmel. Unterhalb des Innenhofs befindet sich auf 2.300qm ein Lebensmittelmarkt, außerdem noch zwei Tiefgaragenebenen mit 300 Parkplätzen. Die Fenster sind alle verschieden groß und unterschiedlich angeordnet, es befinden sich Rollläden vor den Fenstern, denn in einer schwäbischen Kleinstadt könnte man keine Eigentumswohnung ohne Rollladen veräußern :)). Die Dachziegel haben für jedes einzelne Haus unterschiedliche Farben, leider sind diese inzwischen sehr verblasst oder die Sonne schien einfach zu nachgiebig an diesem Samstag. Denn getreu dem Künstler beginnen an einem Regentag die Farben zu leuchten. Und farbig ist hier vieles. Jedes Fenster, jeder Rollladen, die Mosaike – alles verschieden bunt. Die rot-blauen Keramikbänder symbolisieren herabrinnende Regentropfen, denn Wasser ist eine wichtige Grundlage für Leben. Es gibt keine geraden Ecken oder Kanten, die Mauern alle schief und krumm. Die Hoffläche wie ein natürlicher Garten gestaltet, unebener Boden, jedoch auch Begegnunsstätte für die Bewohner. Bäume und Sträucher besiedeln das Haus und sprießen von Balkonen und Erkern, somit nennt man diese „Baummieter“. Grüne Farben findet man nicht, das Grün bleibt hier nur der Natur überlassen. Und so könnte man hier unendlich aufzählen, warum und wieso dies und jenes so ist. Zur Wiederholung, Hundertwasser war nur für die Gestaltung der Fassade zum Innenhof, des Turms und des Gartens zuständig. Wenn man sich das Eingangsbild anschaut, dann erscheint die Außenfassade mit dem REWE-Logo auch völlig unspektakulär. Hier auf diesem Foto sieht man den Kontrast sehr deutlich.

25

Und nun endlich die restlichen Fotos:

Wie ihr seht, hielten wir uns die ganze Zeit nur vor dem Absperrzaun auf. Um die Privatspäre der Bewohner zu schützen, kommt man auch bei geführten Touren nicht bis ganz in den Innenhof hinein. Etwas schade finde ich dies, aber mir würde es auch nicht passen, dass gerade am Wochenende Besucherscharen an meiner Terrasse vorbeiziehen.

Zum Abschluss hechteten wir alle nochmals zur Gaststätte Grüner Baum, denn um 15 Uhr spielte das Glockenspiel, dies wollten wir nicht verpassen.

Ein schöner Ausflug, bis bald einmal wieder, Grüße

Weiße Station Lindenturm

Unter den Linden

Die Blätter der Bäume fallen

Die herrlichen Linden entlang

In allen Farben und Formen

Bestreut ist der reizende Gang

Ihr Blätter und Bäume und Menschen

Verschieben an Farbe so sehr

Ein Windstoß weht alles zusammen

Man merkt keinen Unterschied mehr

Friederike Kempner

Das eine oder andere Mal berichtete ich bereits von „Weißen Stationen“, einem Architekturprojekt anläßlich der Remstal-Gartenschau 2019. 16 Orte beteiligten sich daran und konnten sich somit auf eine individuelle Weise präsentieren. Die Stadt Schwäbisch Gmünd entschied sich am Aussichtspunkt Lindenfirst für einen ca. 10 Meter hohen Lindenturm. Das besondere daran, die Holzkonstruktion dieses Bauwerks windet sich um einen alten Lindenbaum. Auf zwei Ebenen bieten sich in Wohnzimmeratmosphäre herrliche Ausblicke auf die Stadt, die Dreikaiserberge und das Remstal. Leider war der Treppenaufgang zur oberen Ebene geschlossen, dies sei pandemiebedingt, so die Auskunft der Touristeninformation. Ebenso schade für das ganze Erscheinungsbild, dass die ehemals weißen wallenden Vorhänge an der oberen Etage nur noch, wenn überhaupt, als vergilbt-vergraute unschöne Lappen herunterhängen.

Die Sicht nun von Osten her bis auf den Fernsehturm auf dem Rosenstein, über den Gaskessel am östlichen Stadtrand, der Stadtmitte mit Kirchen, Klöstern, Türmen, Stadtmauerring und den neuzeitlich entstandenen Bauten, über die Kaiserberge bis zum westlichen Stadtrand ins Remstal.

6785

Da sich der Besucherstrom derzeit somit wohl in Grenzen hält, nutzen einige Mitmenschen diesen Ort augenfällig wohl als Entspannungs- und Freizeitort. Verpackungsmüll von Lebensmitteln, Getränkeflaschen und -becher, Rauchwaren und noch so allerhand anderen Müll findet sich rund um den Turm. Dabei wurde doch extra ein Mülleimer und dieses nette Mahnschild aufgehängt – aber dieses Problem kenn wohl jede Kommune auch an anderen Stellen.

13

Noch eine kleine Anmerkung zu diesem Berg: Die Stadt feiert normalerweise im Sommer (coronabedingt sieht dies die letzten beiden Male etwas anders aus) sogenannte Altersgenossenfeste. Dazu veranstalten die Jahrgangsvereine an Samstagen in Folge sogenannte 40., 50., 60., 70. und 80. Feiern mit Festumzug und Gesang vor der Johanniskirche. Dazu erschallt aus der Turmstube die Hymne der Altersgenossenvereine „Grüß di‘ Gott Alois“. Ebenso donnern vom Lindenfirst aus stadteigenen Kanonen nach dem feierlichen Gottesdienst und zu Beginn des Festumzuges Salutschüsse für die Jubilare.

Desweiteren kann noch erwähnt werden, dass sich am östlichen und westlichen Ende der Stadt jeweils die Einfahrten zum 2,2 km langen Gmünder Einhorn-Tunnel befinden, der seit 2013 die Stadt vom immerwährenden Verkehrsstau befreit. Der Besucher auf dem Lindenfirst befindet sich genau in der Mitte des Tunnels, ca. 150 Meter darüber. In Sichtweite des Lindenturms steht der 30 Meter hohe Abzugskamin auf einem 127 Meter tiefen Abluftschacht. Nebenbei noch der allerhöchste Turm, den die Gmünder in ihrer 859-jährigen Stadtgeschichte je bauten.

14

Ein netter kleiner Rundgang den ich hier oben letzte Woche tätigte. Der Lindenfirst liegt direkt am Limes-Wanderweg und dem Remstalweg. Entweder man wandert vom Bahnhof Schwäbisch Gmünd hier herauf oder man fährt direkt in den Stadtteil Rehnenhof und parkt vor dem Bier- und Jagdmuseum, durch einen Wegweiser gelangt man durch ein kurzes Waldstück ebenso zum Turm.

Nun liebe Naturliebhaber, macht euch auf zur kleinen Wanderung, lasst die Seele baumeln, das Auge weit blicken, Ruhe genießen – über den Unrat müsst ihr einfach hinwegschauen oder ihr sammelt ihn ein – auf jeden Fall ist auch dieser Blick auf die Stadt und das Umland sehenswert! Allerdings nur im Stehen, auf den Ruhebänkchen mit Blick ins weite Land hat man inzwischen nur noch Blick auf Sträucher und Gebüsch :))

Lieben Gruß, Karin

15

Flohmarkt im Hof

Bücher, CDs, Filme, Kleidung, Schuhe, Modeschmuck, Geschirr und Glaswaren, kleine Elektrogeräte, Puzzles, Gesellschaftsspiele, Spielwaren und vieles mehr wurde letzten Samstag bei uns zu Hause zu Schnäppchenpreisen oder gar umsonst angeboten.

1

Zusammen mit Familienangehörigen veranstaltete ich den Flohmarkt. Dazu verteilte ich in der Stadt einige Aushänge, in den sozialen Medien wurde inseriert und in unserer Straße warf ich kleine Handzettel in die Briefkästen. Kostenlose Werbemaßnahmen, dazu kostenlose Standgebühr – bei den Massen unseres Angebotes wollten wir so viel Profit als möglich erbeuten. Final sagten mir dann 4 Standbetreiber ab, die zuvor Interesse angemeldet hatten. Somit hatten wir reichlich Platz auf unserem weitläufigen Gelände.

Da das Wetter die Wochen über nicht so richtig mitspielte und man fast täglich Rudi Carrell’s Kassenschlager „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ aus dem Jahr 1975 hätte trällern können, hatten wir punktgenau am Samstag ein Traumwetter. Blauer Himmel, Sonne, etwas Brise, nicht zu heiß – perfekt! Am Tag zuvor noch schüttete es wie aus Kübeln und ich brauche wohl nicht erwähnen, dass auch der folgende Sonntag nur verregnet war. Ja, mit dem Wetter hatten wir Glück. Wahrscheinlich nutzten dies auch die Lorcher, machten Ausflüge, betätigten sich im Garten, waren vielleicht schon auf Urlaubsfahrt, besaßen eventuell alle selbst viel zu viele Flohmarktartikel – auf jeden Fall war die Besucherzahl sehr überschaubar. Einige Nachbarn kamen und somit lernte ich diese kennen, was mich sehr erfreute. Dazu mir gänzlich Unbekannte oder liebe Freunde und Bekannte.

Auch untereinander kauften, verschenkten oder tauschten wir Waren. Außerdem herrschte den Tag über einfach eine schöne entspannte Atmosphäre. Rumlungern, ausruhen, mit der Familie zusammen zu sein, tratschen, erzählen, Würstchen grillen und Kaffeetrinken.

Wie bereits erwähnt, verschenkten wir auch viele Dinge und zum Schluss packten wir die Gelegenheit am Schopf und überwanden uns, wenn auch schweren Herzens, einige Gegenstände einfach wegzuwerfen. Somit mistete eine jede nochmals kräftig aus um Platz zu schaffen für weitere Ausmistaktionen. Im Gespräch sind bereits weitere Verkaufsveranstaltungen, denn über ein kleines zusätzliches Taschengeld freuen wir uns alle natürlich sehr! Ihr werdet davon lesen.

Bis dahin, schafft Platz in eurem Heim, befreit euch von Ballast, räumt und sortiert aus und bereitet somit anderen Menschen mit euren Schätzen eine Freude!

Grüßle Karin