Beeindruckende Mineraliensammlung

Die VdFL, die Vereinigung deutschsprachiger Frauen im Libanon, bekam das Angebot, eine geführte Tour durch das MiM Museum in Beirut website zu bekommen. Für mich war dieser Ort völlig unbekannt, hatte ich doch vom Mineral Museum noch nie etwas gehört! Somit informierte ich mich vor der Anmeldung erst wieder einmal im Internet und siehe da – es handelt sich um ein privates Mineralien und Fossilien Museum, eröffnet im Jahr 2013, gilt die Kollektion als bedeutendste private Sammlung der Welt! Mehr als 2000 Mineralien aus 450 verschiedenen Arten und aus 70 Ländern dieser Welt zusammengetragen! Ich interessiere mich zwar eher für funkelnde wertvolle Kristalle aus Kohlenstoff –  ihr versteht mich – aber diese Sammlung wollte ich mir dann doch anschauen.

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Herrr Salim Edde höchstpersönlich, der seit 1997 all die herrlichen Mineralien selbst zusammensammelte und diese dann letztendlich dem Museum übergab, brachte uns die Welt dieser Kostbarkeiten nahe. In einem zweistündigen sehr eindrucksvollen und enthusiastischem Vortrag, in dem er all seine Liebe, seine Begeisterung und Leidenschaft für diese Objekte zum Ausdruck brachte, lauschten wir gespannt und bekamen auf unsere Fragen geduldig Antwort bzw. erfreuten ihn an unserem Interesse. Die Ausstellungsräume im Untergeschoss der Saint-Joseph University, direkt an der Damascus Street, sind eindrucksvoll gestaltet. Die Exponate werden speziell ausgeleuchtet in Schaukästen demonstriert, auch interaktiv bekommt der Besucher Wissen vermittelt.

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Sehr verständlich wurde uns erklärt, dass bestimmte Mineralien immer dieselbe Wuchsform haben, egal aus welchem Land sie stammen. Mehr als die Hälfte der Exponate kommen aus Brasilien, Mexiko, den USA, Namibia, Afghanistan, Pakistan und China. Nicht überall auf der Welt sind Mineralien zu finden, da die geologischen Verhältnisse dafür gar nicht gegeben sind. Auch kommt es vor, dass auf verschiedenen Kontinenten, tausende Kilometer entfernt und getrennt durch Ozeane, wiederum dieselben Objekte zu finden sind, woran die Verschiebungen der Kontinentalplatten beteiligt sind. Im Libanon werden keinerlei Minerale zu finden sein, dafür stammt der wohl älteste Bernstein von hier. Frühe Blüteneinschlüsse in seinem Inneren weisen darauf hin. Ein wirklich ganz besonders eindrucksvolles Stück!

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Die Mineralien werden in 9 Klassen eingeteilt:

Klasse 1 – Einheimische und Legierungen (z. B. Gold, Silber und Platin)

Klasse 2 – Sulfide und Sulfosalze (Beispiele: Pyrit, Galena)

Klasse 3 – Halogenid (Beispiele: Halit, Fluorit)

Klasse 4 – Oxide und Hydroxide (Beispiele: Korund, Hämatit)

Klasse 5 – Karbonate und Borate (Beispiele: Calcit, Rhodochrosit)

Klasse 6 – Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate (Beispiele: Gips, Baryt)

Klasse 7 – Phosphate, Vanadate und Arsenate (Beispiele: Apatit, Mimetit und Vanadinit)

Klasse 8 – Silikate (Beispiele: Quarz, Topas, Beryll)

Klasse 9 – Organische Stoffe (Beispiele: Mannit, Whewellit)

Auch dass je nach Lichteinfall oder Ansicht andere Farbspektren ersichtlich sind, ist ganz besonders faszinierend. In der Schatzkammer kommen dann auch Gold und Silber – und nicht zu vergessen – gepresster Kohlenstoff zur Achtung!

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Ein weiterer Teil des Museums ist die Fisch-Fossilien-Sammlung aus dem Libanon. Anhand vielen Schaumaterialen und interaktiven Einspielungen wird dem Besucher die Entstehung dieser Versteinerungen erklärt. Schwer vorstellbar, dass sich hier vor Millionen von Jahren Rochen, Mantas und Schildkröten im Wasser tummelten. Sogar eine sehr seltene einzigartige Schlange mit Füssen, eine Kreuzung zwischen Eidechse und Schlange kann ganz deutlich im Gestein ausgemacht werden und wurde als Plastik rekonstruiert.

Zu guter Letzt wird noch einer großen Entdeckung eines Fossils gedacht. Einzigartig ihrer Spezies, entdeckt im Libanon, das Fossil eines Pterodaktylus, einer bestimmten Art von Flugechse.

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Lebensgroß rekonstruiert, wurde dieses urzeitliche Tier nun amtlich Mimodactylus libanensis genannt. Das Fossil zeigt den gesamten Flugsaurier mit seiner Speisekammer mit Fisch und Schalentieren. Dieses fliegende Reptil hat die Größe eines großen Huhns. Es hat keine Federn. Im Gegensatz zu den Flügeln von Vögeln oder Fledermäusen bestehen seine aus einer großen Membran, die zwischen dem Körper und dem 4. Finger verläuft und extrem lang ist. Die anderen drei Finger bilden eine kleine Hand, die auf den Flügeln platziert sind. „Mimo“ hat am Ende seines abgerundeten Schnabels scharfe Zähne. Gestorben wohl vor 95 Millionen Jahren. Unvorstellbar!

Ebenso, für mich als Laien, unvorstellbar, dass all diese Mineralien, die den Hauptteil des Museum einnehmen, genauso in der Natur gewachsen sind. Wunderschön!

Kann jedem den Besuch in diesem Museum nur empfehlen! Vorher bitte auf der Website die Öffnungszeiten einsehen.

Farbenfrohe, glitzernde und ein wenig versteinerte Grüsse,

Karin

Der Baum Gottes, Teil 1

Siehe, ein Zedernbaum auf dem Libanon, mit schönen Ästen und dichtem Laub und sehr hoch, so dass sein Wipfel in die Wolken ragte. Wasser ließ ihn gross werden und die Flut der Tiefe in die Höhe wachsen. Ihre Ströme gingen rings um seinen Stamm her und ihre Rinnsale sandte sie zu allen Bäumen auf dem Felde. Darum ist er höher geworden als alle Bäume auf dem Felde und trieb viele Äste und lange Zweige; denn er hatte Wasser genug sich auszubreiten. Alle Vögel des Himmels nisteten auf seinen Ästen, und alle Tiere des Feldes hatten Junge unter seinen Zweigen, und unter seinem Schatten wohnten alle großen Völker. Er war schön geworden in seiner Größe mit seinen langen Ästen; denn seine Wurzeln hatten viel Wasser. So war ihm kein Zedernbaum gleich in Gottes Garten, und die Zypressen waren seine Ästen nicht zu vergleichen, und die Platanen waren nichts gegen seine Zweige. Ja, er war so schön wie kein Baum im Garten Gottes. Ich hatte ihn so schön gemacht mit seinen vielen Ästen, dass ihn alle Bäume von Eden im Garten Gottes beneideten.   Hesekiel 31, 3-9

Das Neue Jahr ist bereits schon wieder drei Wochen alt, die Zeit rinnt dahin. Sohnemann ist inzwischen wieder abgereist und ich habe seit knapp zwei Wochen Zeit, eine heftige Bronchitis auszukurieren, daher kommt dieser Beitrag so spät.

Am sehr ungemütlichen und regnerischen Dreikönigstag, zugleich der armenische Weihnachtstag und somit arbeitsfrei für Joachim, machte ich mit ihm zusammen einen kleinen Ausflug in Richtung Zedern. Diese wollte ich nochmals sehen obwohl ich mir nicht sicher war, ob dieses garstige Wetter dafür geeignet war. In den Bergen lag Schnee und das konnte dann doch gefährlich werden. Hier gibt es ja keine Winterreifen und leider sind viel zu viele Wagemutige mit normalen Personenwagen bei schwierigsten Straßenverhältnissen unterwegs. Göttergatte witterte jedoch ein kleines Abenteuer – ja klar fuhren wir! Alles war besser als einen weiteren Tag dieser endlosen Regentage in diesem Winter zu Hause zu verbringen.

Über die Berge fuhren wir ins Chouf Gebirge nach Barouk. Im dortigen Zedern-Naturreservat auf 1800 Metern stehen zwar nicht die ältesten Bäume, dafür jedoch die meisten.

Das Gebiet von Chouf ist reich an archäologischen und architektonischen Überresten, die ein Zeugnis der Geschichte dieser Berge und der ethnischen Mischung der Bewohner des Libanon sind. Trotz der großen Entfernung zwischen den Bergen des Chouf und den wichtigsten urbanen Zentren der Antike im Mittelmeerraum finden Sie neben den Ruinen libanesischer Dörfer hellenistische Denkmäler und römische Tempel. Die Mamluk-Ära hinterließ die Überreste von Straßen und Brücken, die Städte und Dörfer miteinander verbanden. Die osmanische Zeit gab uns die Paläste und Residenzen von Emiren und lokalen Führern, die immer noch die architektonische Landschaft beherrschen.

Aus der Website Biospaerenreservat

Die Zedernwälder des Libanon schreiben Geschichte, denn sie gehören zu den ältesten dokumentierten Wälder der Welt. Bei den Libanesen wird die Zeder verehrt und ist in deren Köpfen ständig präsent. Ziert sie doch die Nationalflagge, ist das Logo der nationalen Fluggesellschaft, findet sich als Parteiemblem, ist auf dem libanesischen Geld abgebildet und und und.

Im Schnitt sind die Zedern hier 500 bis 600 Jahre alt, manche auch über 1000. Im Libanon gibt es das Phänomen, dass bei einer Zeder mit 8 Metern Höhe die Spitze abstirbt. Der Baum macht dies instinktiv, da er weitere Höhen aus dem Wurzelwerk heraus nicht mit Wasser versorgen kann. Dann beginnt der Baum seine typische Form zu bilden, wie auf der Nationalflagge abgebildet. Die grösste Bedrohung für den Fortbestand dieser wunderschönen majestätischen Kiefergewächsen ist heutzutage der Klimawandel. Da die Zedernsamen zur Keimung kalte Wintertemperaturen benötigen, liegt der natürliche Lebensraum hier zwischen 1200 und 1800 Metern. Und wenn im Sommer kein Regen fällt, benötigt die Zeder zumindest den Frühdunst um daraus die Feuchtigkeit aufnehmen zu können. Doch es wird jährlich wärmer und wärmer, irgendwann sind die Berge nicht mehr hoch genug, damit dort neue Zedern wachsen können. Dann werden die Zedernwälder im Libanon verloren gehen.

Auch unsere kleine Libanon-Zeder, die wir vor zig Jahren im Koffer mitnahmen, wächst und gedeiht in unserem Garten in Deutschland. Heute, aufgrund der Einreisebestimmungen undenkbar, gab es diese zu jener Zeit am Flughafen im praktisch verpackten sicheren Beutel mit Umverpackung für die Ausreisenden extra zu kaufen!

Doch zurück zu unserem Zedernbesuch. Wir mussten gar nicht allzu hoch fahren, um an die Schneegrenze zu gelangen. Beim Bezahlen des Eintrittsgeldes ins Reservat, bekamen wir bereits mitgeteilt, dass die Strasse bis ganz noch oben schon gesperrt sei, wir wollten trotzdem mal schauen, wie weit wir wohl kommen könnten. Bereits nach einigen Metern kam uns der ersten Kleinwagen schlitternd entgegen. Die Scheiben beschlagen, der Fahrer konnte nur erahnt werden, jedoch war das Handy am Ohr ganz deutlich zu erkennen! Die haben hier Nerven! Schlittern bergab, nahe am ungesicherten Abhang, ohne geeignete Ausrüstung, eingeschränkte Sicht – aber das Handy stets in Aktion!

Tatsächlich kamen wir auch nicht weit, nach weiteren Kurven bergan war Schluss und die Strasse war gesperrt. Weitere geländegängige Fahrzeuge parkten und die Insassen vergnügten sich im Schnee und beim Fotoshooting – so wie wir auch! Der eisig kalte Wind und das stecknadelartige Schneegestöber ließen uns jedoch nicht zu lange verweilen.

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Im Frühjahr muss ich unbedingt nochmals in dieses Reservat kommen und den Blick von ganz oben genießen, die Stille hören und den würzigen Zedernduft inhalieren.

Bis dahin, eisige Grüsse mit der Hoffnung, dass bei dieser Kälte recht viele neue Samen heranreifen können und der viele viele Regen auch lange genug zu Nutzen sein wird.

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Karin

Der Baum Gottes, Teil 2