Siehe, ein Zedernbaum auf dem Libanon, mit schönen Ästen und dichtem Laub und sehr hoch, so dass sein Wipfel in die Wolken ragte. Wasser ließ ihn gross werden und die Flut der Tiefe in die Höhe wachsen. Ihre Ströme gingen rings um seinen Stamm her und ihre Rinnsale sandte sie zu allen Bäumen auf dem Felde. Darum ist er höher geworden als alle Bäume auf dem Felde und trieb viele Äste und lange Zweige; denn er hatte Wasser genug sich auszubreiten. Alle Vögel des Himmels nisteten auf seinen Ästen, und alle Tiere des Feldes hatten Junge unter seinen Zweigen, und unter seinem Schatten wohnten alle großen Völker. Er war schön geworden in seiner Größe mit seinen langen Ästen; denn seine Wurzeln hatten viel Wasser. So war ihm kein Zedernbaum gleich in Gottes Garten, und die Zypressen waren seine Ästen nicht zu vergleichen, und die Platanen waren nichts gegen seine Zweige. Ja, er war so schön wie kein Baum im Garten Gottes. Ich hatte ihn so schön gemacht mit seinen vielen Ästen, dass ihn alle Bäume von Eden im Garten Gottes beneideten. Hesekiel 31, 3-9
Das Neue Jahr ist bereits schon wieder drei Wochen alt, die Zeit rinnt dahin. Sohnemann ist inzwischen wieder abgereist und ich habe seit knapp zwei Wochen Zeit, eine heftige Bronchitis auszukurieren, daher kommt dieser Beitrag so spät.
Am sehr ungemütlichen und regnerischen Dreikönigstag, zugleich der armenische Weihnachtstag und somit arbeitsfrei für Joachim, machte ich mit ihm zusammen einen kleinen Ausflug in Richtung Zedern. Diese wollte ich nochmals sehen obwohl ich mir nicht sicher war, ob dieses garstige Wetter dafür geeignet war. In den Bergen lag Schnee und das konnte dann doch gefährlich werden. Hier gibt es ja keine Winterreifen und leider sind viel zu viele Wagemutige mit normalen Personenwagen bei schwierigsten Straßenverhältnissen unterwegs. Göttergatte witterte jedoch ein kleines Abenteuer – ja klar fuhren wir! Alles war besser als einen weiteren Tag dieser endlosen Regentage in diesem Winter zu Hause zu verbringen.
Über die Berge fuhren wir ins Chouf Gebirge nach Barouk. Im dortigen Zedern-Naturreservat auf 1800 Metern stehen zwar nicht die ältesten Bäume, dafür jedoch die meisten.
Das Gebiet von Chouf ist reich an archäologischen und architektonischen Überresten, die ein Zeugnis der Geschichte dieser Berge und der ethnischen Mischung der Bewohner des Libanon sind. Trotz der großen Entfernung zwischen den Bergen des Chouf und den wichtigsten urbanen Zentren der Antike im Mittelmeerraum finden Sie neben den Ruinen libanesischer Dörfer hellenistische Denkmäler und römische Tempel. Die Mamluk-Ära hinterließ die Überreste von Straßen und Brücken, die Städte und Dörfer miteinander verbanden. Die osmanische Zeit gab uns die Paläste und Residenzen von Emiren und lokalen Führern, die immer noch die architektonische Landschaft beherrschen.
Aus der Website Biospaerenreservat
Die Zedernwälder des Libanon schreiben Geschichte, denn sie gehören zu den ältesten dokumentierten Wälder der Welt. Bei den Libanesen wird die Zeder verehrt und ist in deren Köpfen ständig präsent. Ziert sie doch die Nationalflagge, ist das Logo der nationalen Fluggesellschaft, findet sich als Parteiemblem, ist auf dem libanesischen Geld abgebildet und und und.
Im Schnitt sind die Zedern hier 500 bis 600 Jahre alt, manche auch über 1000. Im Libanon gibt es das Phänomen, dass bei einer Zeder mit 8 Metern Höhe die Spitze abstirbt. Der Baum macht dies instinktiv, da er weitere Höhen aus dem Wurzelwerk heraus nicht mit Wasser versorgen kann. Dann beginnt der Baum seine typische Form zu bilden, wie auf der Nationalflagge abgebildet. Die grösste Bedrohung für den Fortbestand dieser wunderschönen majestätischen Kiefergewächsen ist heutzutage der Klimawandel. Da die Zedernsamen zur Keimung kalte Wintertemperaturen benötigen, liegt der natürliche Lebensraum hier zwischen 1200 und 1800 Metern. Und wenn im Sommer kein Regen fällt, benötigt die Zeder zumindest den Frühdunst um daraus die Feuchtigkeit aufnehmen zu können. Doch es wird jährlich wärmer und wärmer, irgendwann sind die Berge nicht mehr hoch genug, damit dort neue Zedern wachsen können. Dann werden die Zedernwälder im Libanon verloren gehen.
Auch unsere kleine Libanon-Zeder, die wir vor zig Jahren im Koffer mitnahmen, wächst und gedeiht in unserem Garten in Deutschland. Heute, aufgrund der Einreisebestimmungen undenkbar, gab es diese zu jener Zeit am Flughafen im praktisch verpackten sicheren Beutel mit Umverpackung für die Ausreisenden extra zu kaufen!
Doch zurück zu unserem Zedernbesuch. Wir mussten gar nicht allzu hoch fahren, um an die Schneegrenze zu gelangen. Beim Bezahlen des Eintrittsgeldes ins Reservat, bekamen wir bereits mitgeteilt, dass die Strasse bis ganz noch oben schon gesperrt sei, wir wollten trotzdem mal schauen, wie weit wir wohl kommen könnten. Bereits nach einigen Metern kam uns der ersten Kleinwagen schlitternd entgegen. Die Scheiben beschlagen, der Fahrer konnte nur erahnt werden, jedoch war das Handy am Ohr ganz deutlich zu erkennen! Die haben hier Nerven! Schlittern bergab, nahe am ungesicherten Abhang, ohne geeignete Ausrüstung, eingeschränkte Sicht – aber das Handy stets in Aktion!
Tatsächlich kamen wir auch nicht weit, nach weiteren Kurven bergan war Schluss und die Strasse war gesperrt. Weitere geländegängige Fahrzeuge parkten und die Insassen vergnügten sich im Schnee und beim Fotoshooting – so wie wir auch! Der eisig kalte Wind und das stecknadelartige Schneegestöber ließen uns jedoch nicht zu lange verweilen.
Im Frühjahr muss ich unbedingt nochmals in dieses Reservat kommen und den Blick von ganz oben genießen, die Stille hören und den würzigen Zedernduft inhalieren.
Bis dahin, eisige Grüsse mit der Hoffnung, dass bei dieser Kälte recht viele neue Samen heranreifen können und der viele viele Regen auch lange genug zu Nutzen sein wird.
Karin
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