Ein Zuhause für Kunst und Künstler

aus der arabischen Welt. So bezeichnet sich Darat al Funun – The Khalid Shoman Foundation. Ein stimmungsvolles Kunstzentrum in Amman, welches von einem Jordanier, einem Palästinenser, einem Syrer und einem Libanesen erschaffen wurde. Was im Jahre 1988 begann und nun aus 6 restaurierten historischen Gebäuden und einer archäologischen Ausgrabungsstelle besteht. Es bietet Platz für Ausstellungen, Gesprächs- und Diskussionsrunden, Lesungen, Filmvorführungen, Workshops und Konzerten. Auch ein Café, welches während dem Ramadan nun leider geschlossen war, und eine öffentliche Bibliothek für die Recherchen der Kunstliebhaber findet man hier.   mehr Info

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Beim Entdecken durch das am Hang angelegte terrassenartige Areal strömt der Duft von den unterschiedlichsten Obst- und Nadelbäumen und Blumenrabatten in die Nase. Mitten in der Stadt die totale Oase des Friedens und der Ruhe.

Die Ruinen einer byzantinischen Kirche aus dem 6. Jh. wurden 1992 restauriert und rekonstruiert. Heute finden hier Open-Air-Veranstaltungen statt.

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Auch eine Höhle mit Grabkammern wurde gefunden

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Die ersten Häuser wurden um 1920 erbaut und gehörten renommierten Familien der Stadt, auch Mitglieder der Königsfamilie lebten einst dort. Die wunderschönen Steinfliesen in den unterschiedlichsten Mustern und Farben und auch die alten Türen und Fenster sind Zeitzeugen dieser Ära.

Der verträumt angelegte Garten vor dem Café mit dem Springbrunnen in der Mitte – gerne hätten wir uns für eine Erfrischung niedergelassen.

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Unter dem Dach des Hauptgebäudes fand die Bibliothek ihren Platz.

Allzu viel Kunst war nicht ausgestellt. Einige Werke mit politisch-religiösem Hintergrund und die Bilder eines privaten Sammlers konnten besichtigt werden.

Doch diese Installation von Schaukeln mit dem Titel „We“ der syrischen Künstlerin Buthayna Ali war wirklich sehenswert.

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Im Dunkeln gelegen, nur durch Spots erhellt, steht auf jeder Schaukel die Antwort für die Frage: Was bedeutet Leben? So z. B. Hoffnung, Schlaf, Frieden, Essen usw.

Als die Künstlerin dieses Projekt plante, befragte sie die verschiedensten Menschen und schrieb deren Antwort, welche jeweils nur aus einem Wort bestehen durfte, auf die Schaukeln. Der Sand am Boden soll an ihre unbeschwerte Kindheit erinnern, als sie im Garten spielte und in unbekümmerter Freiheit schaukeln konnte.

Ihr Fazit dazu: Wir befinden uns immer zwischen den Seilen und müssen die Balance halten, um nicht runterzufallen. Dies lässt sich auf alle Lebenslagen übertragen.

Ursprünglich wurde das Projekt 2006 mit 350 Schaukeln gearbeitet. Dies muss gigantisch ausgesehen haben.

Durch Lautsprecher wurde in die Stille hinein etwas auf Arabisch gesprochen.  Leider war niemand da, der es uns übersetzen konnte, vielleicht war es das Gedicht, welches zu dem Kunstwerk gehört, vielleicht wurde auch nur die Frage mit den verschiedensten Antworten gesprochen.

Everyone chooses his own swing
We all swing like children
Yet someone else is pulling the strings
The greatest push is yet to come

Politics, Economy, Religion, Love,
War versus peace
Love versus hate

We are here and there, we are alive.
We are Humans.

text by Buthayna Ali

Eventuell komme ich im Herbst einmal wieder, wenn die leeren Wände der Ausstellungsräume gefüllt sind. Trotzdem war es ein schöner Ausflug mit meiner Bekannten, die Ende Juli leider das Land verlässt. Zum Abschluss waren wir noch im legendären Books@Café, unweit der bekannten Rainbow Street, wo wir auch während dem Fastenmonat mitten am Tag verköstigt wurden. Ein schöner Abschluss für einen schönen Tag, bis zum nächsten Mal

Gruß Karin


We all swing like children

 

Yet someone else is pulling the strings
The greatest push is yet to come,
Politics, Economy, Religion, Love,
War versus peace
Love versus hate
We are here and there, we are alive.
We are Humans.

„We“ (2006)

Die Höhle der Siebenschläfer

Letztes Wochenende fuhren wir in südöstlicher Richtung nach Abu Alanda, um uns die Pilgerstätte Cave of the seven sleepers anzuschauen. Mitten im Industriegebiet steht auf einer Anhöhe eine moderne Moschee mit einem Schulungszentrum für Imame und daneben kann das zu der Legende gehörende Areal besichtigt werden.

Es waren viele Besucher unterschiedlicher Nationalität da, jedoch musste ich als einzige Nichtmuslima meinen Kopf und die nackten Unterarme bedecken und bekam somit einen Kapuzenmantel verpasst. Bitte hierzu keinerlei Kommentare, musste mir schon einiges anhören. Wie ich mich bei über 35 Grad darin gefühlt habe, kann sich wohl jeder denken.

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Die Legende wird erstmals im 6. Jahrhundert schriftlich ins Lateinische dokumentiert. Es gibt christliche, syrische und griechische Varianten, auch der Islam erzählt eine Version der Legende. Und genauso oft stellen die einzelnen Länder für sich den Anspruch, die Ruhestätte der Siebenschläfer zu haben.

Unter Kaiser Decius (249-251) versteckten sich sechs junge Christen und ein Hund vor der Christenverfolgung in einer Berghöhle und verfielen in einen 200-jährigen Schlaf. Nachdem das Christentum zur Staatsreligion aufgerückt war, erwachten die Schlafenden, bezeugten die Auferstehung der Toten und verstarben kurz danach friedlich.

Über der Höhle wurde eine Kirche errichtet, die später in eine Moschee umgebaut wurde.

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Der Eingang zur Höhle. Links und rechts flankiert von Halbsäulen und Bogennische

Im Innern sind Sarkophage aus dem Felsen gehauen, in einem wird durch eine Glasscheibe der Blick zu einem Wirrwarr von Knochen freigegeben. Allerdings wurden die Fotos nichts, auch in der Höhle konnte ich aufgrund der vielen Menschen nicht in Ruhe fotografieren. Vom Touristenführer, der in arabischer und englischer Sprache etwas zu der Pilgerstätte erwähnte, wurde man in schnellem Tempo durch die Höhle gehetzt und aufgrund der vielen Menschen darin und meinem Umhang, spürte ich bereits Rinnsale auf meinen Rücken und meinem Gesicht entlanglaufen, sodass ich zusah, schnellstens vom Gelände und aus meinem Umhang zu kommen.

Hier noch einige Fotos – weil’s so schön war! Joachim wartet am Eingang, bis der Touristenführer zum Aufschließen der Höhle per Telefon gerufen wird. Karin wandert durchs Gemäuer wie im Filmklassiker Im Namen der Rose und Joachim beim Fotografieren eines Pilgers vor dem Hinweisschild der Höhle.

Ein kurzer Ausflug der sich trotzdem gelohnt hat. Mal sehen wann und wo wir uns beim Betrachten der Gebeine von den Siebenschläfern erneut treffen,

bis dahin, Gruß Karin