Entspannter? Kurztrip an den Bodensee

Einem Spontanentschluss meines Gatten zufolge und auch um das 9-Euro-Ticket nochmals zu nutzen, fuhren wir für 3 Tage mit Bus und Bahn ans Schwäbische Meer zum Baden. So schön und kurzweilig hätte die Fahrt von Lorch nach Kressbronn innerhalb 3 Stunden sein können. Können! Insider wissen um das derzeitige Chaos an deutschen Bahnhöfen, Zugüberfüllungen, -verspätungen und -ausfällen, dazu komplett ausgefallenem Bus wegen Straßensperrung, natürlich ohne Info über die App oder Fahrplanaushang – es kam alles zusammen.

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Genervt und erleichtert über die Ankunft kamen wir irgendwann in Kressbronn am Bahnhof an und die bessere Hälfte stellte mit Entsetzen fest, dass er sein Handy im Zug liegen ließ. Wem dies schon einmal passierte, der kann sich genau in unsere Lage versetzen. Kurz und gut, die nächsten Stunden verbrachten wir mit Recherchen und Kommunikation über mein Telefon, denn irgendwann meldete sich eine Fahrgästin, die das Handy fand und vorsorglich mitnahm (sie war ebenso ein gebranntes Kind) und auf unseren Anruf reagierte. Am Abend trafen wir uns dann in Lindau-Insel am Bahnhof wo die Übergabe stattfand. So eine freundliche, nette, hilfsbereite und grundehrliche Frau – herzlichen Dank an alle Personen, die ebenso handeln.

Unser Hotel befand sich fußläufig in Bahnhofsnähe, beim Einchecken bekamen wir auch die Gästekarte ECHT BODENSEE CARD 2022 überreicht.

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Mit dieser personalisierten Karte fährt man während dem gesamten Aufenthalt kostenlos mit Bus und Bahn im Bodensee-Oberschwaben-Verbundgebiet und profitiert ebenso von vielen Vorteilen bei Freizeiteinrichtungen. Kostenlos oder preisreduziert. Somit lasen wir in der Infobroschüre auch vom Fahrradverleih und dem kostenlosen Zutritt zum Naturstrandbad und da wir sowieso zum Baden kamen, war dies die perfekte Verbindung. Jogi trottete freundlicherweise los und lieh uns zwei Räder, Badesachen gepackt und ab ging die Fahrt. Für mich etwas sehr ängstlich und wackelig, da ich zuletzt 2018 auf dem Drahtesel saß Sommer, Insel, Meer & Fisch und sonst auch nicht zweirädrig unterwegs bin. Aber nach kurzer Zeit fuhr auch ich frei nach der Devise – Fahrradfahren verlernt man nicht – und genoss die Sonne und den frischen Wind um die Nase. Und wie soll es am Bodensee auch anders sein, nicht nur auf dem Wasser fährt das eine oder andere Schiff, auch in der Luft. Da kamen Erinnerungen auf! Silbernes Jubiläum im Luftschiff

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Das Naturstrandbad überraschte uns sehr positiv und wir können diese Anlage wärmstens weiterempfehlen.

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Auf der Website des selbigen wird erwähnt, dass es mit Sicherheit zu den schönsten und größten Naturbädern am Bodensee zählt. Gegenüber ein sehr groß angelegter Fahrradabstellplatz, der Tageseintritt kostet normalerweise 3 Euro, natürlich gibt es Preisstaffelungen für Familien oder Saisonkarteninhaber. Wie bereits erwähnt, für uns mit der Bodensee Card und einem Lichtbildausweis kostenlos. Eine großzügig angelegte Liegewiese unter schattenspendendem altem Baumbestand stach als Erstes ins Auge.

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Nach und nach entdeckten wir dann die weiteren Vorzüge dieses Bades: Liegestuhlverleih, Schließfächer, Warmwasserduschkabinen, Umkleidekabinen, WCs, Kiosk für Getränke, Eis, Imbiss, Biergarten, Spielwiese und Spielplatz, Frischwasserduschen am Kiesstrand, Rettungsschwimmer, Umkleidekabinen auf der Liegewiese, auch ein Stand Up Paddling Verleih war angegliedert. Dazu eine Ruhe, alle Gäste verhielten sich still, vom gut besuchten Spielplatz oder der Spielwiese hörte man kaum was, es verlor sich alles auf dieser riesigen Wiese.

Und dann die Wasserqualität! Mein allererstes Bad im Bodensee – ich hätte nie gedacht, dass hier glasklares Wasser zu finden ist, dazu noch wohl temperiert, es war eine Wucht. Allerdings empfiehlt es sich hier, feste Gummibadeschuhe mitzunehmen. Der Strand und auch der Zutritt bis ins tiefe Wasser ist übersät mit großen Steinen, die im Wasser dann auch glitschig sind, mit Schuhen hat man einen leichteren und sichereren Zutritt.

Wie bereits erwähnt, fuhren wir abends noch nach Lindau-Reutin und weiter nach Lindau-Insel. Ich war noch nie in Lindau, auch war mir bis dato nicht bekannt, dass es eine Insel gibt und ich war beim Verlassen des Bahnhofs und auf dem Weg Richtung Wasser bei diesem Anblick erst einmal sprachlos.

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Egal ob von land- oder seewärts, majestätisch begrüßen der bayrische Löwe und der neue Leuchtturm die Gäste. Das Wahrzeichen der Stadt gilt als die schönste Hafeneinfahrt am ganzen Bodensee. Am Sockel des Löwen prangt die Entstehungszahl des Bauwerks 1856. Das Besondere am Leuchtturm ist die Uhr, die in die Fassade eingefasst ist. Auch dieser Turm wurde 1856 fertiggestellt.

Wir ließen uns erst einmal am Hafenplatz bei einem kühlen Bier nieder, genossen das herrliche Alpenpanorama, die vielen Touristen und den Blick auf den Mangturm aus dem 12. Jahrhundert. Im Mittelalter zugehörig zur Stadtmauer als Signal- und Beobachtungsturm und umgeben von Wasser, wurde dieser während der Hafenanlage 1856 um ein Geschoss erweitert und erhielt die markanten glasierten Ziegel. Der lange blonde Zopf der aus einer Schießscharte hinabgelassen wurde, deutet auf die Märchenstunden hin, die heutzutage im Turm stattfinden.

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Einen weiteren Fahrradausflug unternahmen wir zur historischen Kabelhängebrücke über die Argen.

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Zwischen dem Kressbronner Teilort Gohren und der Nachbargemeinde Langenargen, genau parallel zwischen der Eisenbahnbrücke und seeseits der Spannbetonbrücke für den Verkehr, steht Deutschlands drittälteste Hängebrücke. Die unter dem württembergischen König Wilhelm II. errichtete Straßenbrücke, dient heute als Fußgänger- und Fahrradbrücke und ist natürlich ein großer Touristenmagnet in der Umgebung.

In den Jahren 1896 und 1897 wurde diese 72 Meter lange und 6,2 Meter breite Konstruktion, die als technische Meisterleistung in der Brückenbaukunst gilt, erbaut.

Hier nun der Blick von der Brücke parallel gen Norden zur Eisenbahnbrücke,

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und Richtung Süden auf die parallel verlaufende Spanbetonbrücke. Im Hintergrund der Bodensee.

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Das war es dann auch schon wieder, ich bin mir jedoch sicher, der Bodensee und seine Umgebung wird uns irgendwann abermals begrüßen dürfen. Die Rückfahrt nach Hause war ebenso gespickt mit Zugverspätungen, Überfüllungen und verpasster Busverbindung und somit verspäteter Ankunft zu Hause.

Vielleicht sollte man sich beim nächsten Mal gleich aufs Zweirad verlassen? Bis dahin, Gruß Karin

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Klangreise ins Mittelalter

Abermals war ich mit dem Schwesterlein unterwegs, unser Ziel war die Burg Wäscherschloss in Wäschenbeuren, gerade einmal 9 km von meinem Zuhause entfernt. Zuletzt besuchte ich die Burg vor vielen Jahren. Baufällig, verstaubt und ein wirres Durcheinander von zusammengetragenem Trödel fanden wir damals vor. Die angekündigte Veranstaltung machte uns beide neugierig und wir wurden sehr positiv überrascht! Kein Wunder, dass dieser Ort heutzutage für Feste gebucht werden kann.

Parkmöglichkeiten sind neben der Burg am Wanderparkplatz ausreichend vorhanden. Das Wetter war traumhaft, vom Vorhof der Burg bietet sich ein schöner Ausblick auf die Stauferstele und weit am Horizont sichtbar, der Kaiserberg Hohenstaufen mit seiner Burgruine. Da bemerkten wir beide, dass wir dort auch noch nie waren…

Die Burg Wäscherschloss in Wäschenbeuren liegt zu Füßen des Hohenstaufens, der Stammburg der Staufer. Die kleine mittelalterliche Burg wurde zum Schutz des Hohenstaufens errichtet.

Besonders eindrucksvoll sind die fast zehn Meter hohen Mauern aus Buckelquaderwerk, die auch den trapezförmigen Burghof umschließen. Interessant ist die Ansicht des Models, wie sie 1377 vor ihrer Zerstörung aussah.

Im Burginnenhof warteten schon einige Besucher. Auch Musiker der Band „Lavandera“ mit ihren mittelalterlichen Kostümen machten mich neugierig, obwohl diese Art von Musik nun nicht unbedingt meinem persönlichen Geschmack entspricht – jedoch passte sie zum Ort und zum Thema und somit war dies in Ordnung für mich. Lavandera bedeutet übrigens Waschfrau. Passt doch perfekt hierher.

Nach dem Eröffnungsspiel lief plötzlich eiligst die äußerst redselige „Wäscherin Ada“ die Treppen herab, plauderte aus dem Nähkästchen, dem Leben auf der Burg, seinen Bewohnern und ihrem harten Leben.

Weiterhin musikalisch umrahmt ging unsere Klangreise dann ins Innere der Burg. Von Raum zu Raum hörte man Musik und Gesang zu der jeweils passenden Umgebung einschließlich den gekonnt vorgetragenen Weisheiten unserer Ada. Ohne diese fiktive Person wäre der Abend nur halb so schön gewesen, eine große Schauspielkunst wohnt in diesem Persönchen inne. Von der Schänke, über den Ankleide- und Schlafbereich bis zum Kaminzimmer wurden Lieder und Tänze vom Wein, der Liebe, den Frauen und der Wunderheilung aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert dargebracht.

Nach dem Rundgang ging es hinauf in den Festsaal zu einem gemütlichen Beisammensein mit Musik und Wein. Die vierköpfige Band spielte weiterhin Musik auf den verschiedensten Instrumenten. Flöten, Sackpfeife, Geige, Drehleier, Gitarre, Darabuka, große Trommel, Rahmentrommel,Tamburello und Glockenspiel kamen zum Gehör, auch lieblicher Gesang mittelalterlicher Lieder in verschiedenen Sprachen wurden dargebracht.

Dazwischen die traumhaften Ausblicke ins Umland. Aufgrund der reichhaltigen und hoch gewachsenen Vegetation ist derzeit die Hälfte der Sicht zugewachsen.

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Ebenso fand eine Verköstigung von Weinen zum diesjährigen Themenjahr statt. Die Wäscherburg wird durch Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg verwaltet. Das Thema 2022 lautet Liebe – Lust – Leidenschaft. Dazu kreierten drei renommierte Weingüter zwei Weine und einen Secco, die das Thema kulinarisch verkörpern sollen.

Von der Liebe probierte ich und sie war mir nicht zu lieblich, die Lust war sehr süffig, wenn auch leider viel zu warm, die Leidenschaft war zwar eisgekühlt, jedoch wurde diese nicht zum Verkosten angeboten. Leider, leider hatten die Veranstalter keine Flaschen zum Verkauf parat. Da diese im freien Markt nicht zu erwerben sind, nur über den Shop oder in den jeweiligen Besuchsmonumenten, war dies für auswärtige Gäste etwas ungünstig. Da die Flaschen doch hervorragend zum derzeitigen Hochzeitsboom oder dem nahenden Weihnachtsfest passen, hätte man diese werbewirksamer vermarkten können.

Mal schauen, auf welchen Pfaden wir zwei Burgfräuleins demnächst wandeln werden,

bis dahin, Gruß Karin

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Mit dem Roten Flitzer ins Kloster

Nein – mit dem Roten Flitzer ist nicht mein elektrifizierter Chili-Flitzer gemeint, sondern ein historisches Schienenfahrzeug, welches derzeit sonntags ins Kloster Maulbronn fährt.

Der Rote Flitzer verbindet noch bis 11. September 2022 den Ballungsraum Stuttgart ohne Umstieg mit Maulbronn. Dazu gilt derzeit noch das 9-Euro-Ticket der Deutschen Bahn. Und wer das Kloster besichtigen möchte und mit der Bahn anreist, bekommt dazu noch einen Nachlass von 10% auf den Eintrittspreis. Diese Info las ich in der Tagespresse und plante ganz spontan mit dem Schwesterlein einen Sonntagsausflug.

Bei schönstem Sommerwetter reisten wir natürlich auch anhand unseres 9-Euro-Tickets mit der Bahn nach Stuttgart.

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Allerdings mussten wir am Bahnsteig dann feststellen, dass statt des Roten Flitzers der blaue Classic Courier auf uns wartete.

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Aufgrund Zugausfällen (Bahnreisenden hinlänglich bekannt!) und den damit verbundenen Umdisponierungen konnte der Rote Flitzer nicht eingesetzt werden und somit erlebten wir eine Bahnreise wie zu Zeiten der wilden 60er bis 80er Jahre. Das mondäne Interieur des Classic Couriers versprühte seinen Charme vergangener Zeiten, obwohl ich doch bei den aufwändigen Vorhangverkleidungen so manches Mal an „Bonanza“ und „Unsere kleine Farm“ dachte.

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Dann wieder ein Mix aus nostalgischen Werbe-Blechschildern und Tischdecken auf den Salontischen und nicht zu vergessen, die sehr komfortablen weich gepolsterten Sitze im 1. Klasse-Bereich, die mich an frühere Berufsschulzeiten erinnerten. Immer wenn Not an Zügen herrschte, wurden diese bequemen Abteile mit verwendet und der Schulstress konnte während der Fahrt abgebaut werden und man wurde ruhig und sanft ans Ziel befördert. Die 1. Klasse durften übrigens alle Passagiere belegen.

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In Maulbronn angekommen geht es dann bis zum Kloster ca. 800 Meter zu Fuß weiter. Das ehemalige Zisterzienserkloster gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Übrigens erschien 2013 eine 2-Euro Sondermünze Baden-Württemberg mit dem Abbild der Klosterkirche und dem Klosterbrunnen.

Als großer Besuchermagnet, und nun vor allem während der Ferien mit diesem Sonderzug und dem günstigen Zugticket, rechnete ich mit starkem Besucherandrang und reservierte somit im Vorfeld telefonisch 2 Eintrittstickets mit Führung, da ich sicherstellen wollte, dass wir auch zur auserkorenen Uhrzeit einen Platz in der Gruppe erhalten würden. Dies nur als Tipp https://www.kloster-maulbronn.de/

Das südöstliche Eingangstor aus dem 15. Jahrhundert war eher unspektakulär klein, im Gegensatz zu dem, was nach den Klostermauern sichtbar wurde. Den Torturm, gebaut in Buckelquaderbauweise und früher noch mit Zugbrücke und Pechlade ausgestattet, kann heutzutage jeder ohne jegliche Erschwernisse passieren, so auch das weibliche Geschlecht. Diesem war der Zutritt zum gesamten Areal damals verwehrt. Die Mönche sollten neben der harten Arbeit und der Frömmigkeit nicht abgelenkt werden.

Neben dem Kassenbereich steht ein Modell der Anlage. Hier wird dann ganz schnell ersichtlich, wie ausgedehnt der Fußmarsch werden würde und dass die Zeit bis zur Rückfahrt nach Stuttgart um 17.30 Uhr inklusive Mittagessen, Kaffee trinken usw. auch benötigt wird.

Auf der großflächig angelegten Hoffläche konnten wir zunächst einmal staunend ringsum schauen. So schöne alte Gebäude. Alles lag so friedlich sauber aufgeräumt im heißen Sommersonnenschein vor uns, richtig idyllisch! Die Ursprünge des Klosters gehen auf das 12. Jhd. zurück und es gilt als die am vollständigsten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen.

Über Jahrhunderte hinweg entstand die Klosteranlage, die verschiedenen architektonischen Stilrichtungen sind Zeitzeugen der Baukunst von der Romanik bis zur Spätgotik. Meditation und Beten gehörten zum Tagesablauf wie harte Arbeit. Zu den Idealen des Ordens zählte die Selbstversorgung. Nutz- und Kräutergärten, Weinberge und Seen zur Fischzucht sind heute noch sichtbare Zeugen der Ordensregeln.

Beim Gang über den Hof wird die Linie der ehemaligen Trennungsmauer sichtbar.

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Der vordere weltliche Bezirk war den Arbeitsmönchen, den Laien, zugeteilt, der hintere kirchliche Bezirk den betenden und meditierenden Mönchen, den Herren. Beim Eintritt ins Kloster mussten die Herren damals die lateinische Sprache in Wort und Schrift bereits beherrschen. Dies war jedoch nur bei den höhergestellten Personen und Adligen möglich, somit war die Trennung zwischen Laien und Herren klare Sache. Die Laien durften nur zu bestimmten Zeiten auf das Kirchenareal um zu bestimmten Zeiten in einem bestimmten Bereich der Kirche zu beten oder um im Laienrefektorium das Essen einzunehmen. Dieser Saal war im Vergleich zum Herrenrefektorium deutlich gedrungener. Heute finden hier Kammerkonzerte statt.

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Im Herrenrefektorium nahmen die Mönche schweigend ihr Mahl ein. Auf einer erhöhten Lesekanzel wurde von einem Mitbruder aus der Bibel vorgelesen. Die ehemalige Durchreiche zur Klosterküche sowie der Schacht für die Warmluftzufuhr sind noch vorhanden.

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Das romanische Hauptportal der Klosterkirche mit Eisenbeschlägen aus dem Jahr 1178 ist noch original erhalten und einzigartig.

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Im Langhaus des Kircheninneren fällt auf, dass hinter dem steinernen Altarkreuz, eine halbhohe romanische Arkadenwand steht und die Kreuzgewölbedecke dahinter weiter verläuft.

Hier wird ebenso für die Laien und die Herren getrennt. Die Laien standen hier zum Beten, Sitzbänke gab es keine. Der Zugang für die Herren kam vom Schlafsaal aus. Hier befindet sich dann das Chorgestühl und das Hochaltarrelief. Das Gestühl bot 92 Mönchen Platz und wir erfuhren interessante Details zum Beten und woher der heutige Ausspruch „halte deine Klappe“ kommt.

Des Weiteren ist das Brunnenhaus zu sehen mit Blick hinaus in den Kreuzgarten mit der Magnolie, dessen Blütezeit ich leider verpasst habe. Übrigens werden die Räume über den Speisesälen, den früheren Schlafsälen, dem Brunnenhaus und auch über dem Kreuzgang alle von der angegliederten Schule genutzt. Schule und Kloster bilden somit baulich eine Einheit.

Bei dieser Gelegenheit ist auch endlich einmal Zeit für ein schönes Fotomotiv.

Hinter der Klosterkirche geht die Besichtigung weiter. Die Gebäude gehören alle zum Evangelischen Seminar, ein staatliches Gymnasium ab Klasse 9 mit den Schwerpunkten alte Sprachen, Musik und Religion. Ein Internat ist mit angegliedert. 1588 ließ der Landesherr Herzog Ludwig I. von Württemberg ein Jagdschlösschen über altem Kellergewölbe errichten. Im 19. Jahrhundert war dies das Verwaltungsgebäude des Oberamts Maulbronn. Heute wird es, wie das Ephorat, vom Evangelischen Seminar genutzt.

Gegenüber des Jagdschlösschens befindet sich das ehemalige Krankenhaus des Klosters. Die Mönche gelangten von der Klausur durch einen Gang ins Gebäude. Heute wird es ebenfalls vom Evangelischen Seminar genutzt und nennt sich Ephorat. Übrigens hat die ehemalige Klosterschule spätere Berühmtheiten unterrichtet, so z. B. Johannes Kepler, Friedrich Hölderlin, Hermann Hesse u.a.

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Das ehemalige Gefängnis.

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Nebenan durch die Ruine des Pfründhauses schöner Ausblick auf die Salzach, der Kanal fließt z. T. unterirdisch durch das Klosterareal. Die hintere Ansicht der Klosterkirche.

Alles in allem haben die Schüler hier wunderschöne Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien. Allein die schönen Gärten innerhalb des Kirchareals konnten wir gar nicht besichtigen.

In der südwestlichen Ecke im Wirtschaftshof befindet sich ein Kräutergarten, Koch- und Backhäuser und die Sicht auf den sogenannten Hexenturm.

Ihr seht, es gibt viel zu Sehen und zu Staunen. Zwischen Mittagessen, Kaffee und Kuchen bleibt bei zeitiger Anreise genügend Freiraum um sich in Ruhe umzusehen. Auch außerhalb der Klostermauern können die Weinberge und Gewässer besichtigt werden.

Gegessen haben wir übrigens, wie sollte es in Maulbronn auch anders sein, Maultaschen. Leider vergaß ich gänzlich ein Foto davon zu machen. Berichtet habe ich euch darüber bereits einmal und mit etwas Stolz darf ich auch erwähnen, dass unsere selbst hergestellten um Längen besser waren. Herrgottsbscheißerla.

Im Trippelgang ging es dann wieder zurück zum Bahnsteig. Mit Verspätung, wie sollte es auch anders sein, kam dann irgendwann unser Classic Courier. Ich fand es sehr schade, dass wir auf der Rückfahrt nicht wenigstens in den Genuss des Roten Flitzers kamen. Aber wer weiß, vielleicht berichte ich euch einmal von diesem.

Bis dahin, die Schwestern aus dem Klosterexpress

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