Ich hab noch Sand in den Schuhen…

… aus Wadi Rum.

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„Die Sieben Säulen der Weisheit“ des T. E. Lawrence

Das größte Wadi des Landes, ganz im Süden östlich von Aquaba gelegen, haben wir letzte Woche als weiteren Entdeckungspunkt auf unserer persönlichen To-do-Liste abhaken können. Sohnemann war für eine Woche zu Besuch da und somit haben wir dieses Abenteuer endlich in Angriff genommen.

Mit meinem Jeep, der ausreichend mit Getränken, Essen, Decken, warmer Kleidung und allem eventuell nötigen Krimskrams ausgestattet wurde, sind wir am Dienstagmorgen losgefahren. Die 317 km bis zum Visitor Center haben wir mit mehreren Trinkpausen für Auto und Besatzung in 4,5 Stunden bewältigt. Nach dem Bezahlen des Eintritts für Fahrzeug und 3 Personen sind wir in die Wadi Rum Protected Area eingefahren und haben uns erst einmal ein schönes Plätzchen für ein Picknick gesucht.

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Frisch gestärkt sind wir bis zum späten Nachmittag kreuz und quer durch die sehr einsame Gegend gedüst. Eigentlich ein absolutes Verbot, so alleine und ohne Mobilempfang zu fahren. Der Sand war teilweise sehr tief, meine Männer haben sich immer wieder verschwörerische Blicke zugeworfen, doch ich vertraute total auf die Afrika- und Utah-Erfahrungen meines Mannes und hab nicht im Traum daran gedacht, dass wir irgendwo steckenbleiben würden – obwohl es manchmal haarscharf daran vorbeiging. Doch Dank Vierradantrieb und Vierradantrieb untersetzt mit Vorder- und Hinterradsperren kamen wir überall durch.

Das Wadi Rum entstand vor ca. 30 Mio. Jahren. Bei der Bildung des ostafrikanischen Grabenbruchs wurden Verwerfungen aus Sandsteinfelsen auf Granitsockeln angehoben. Die Trockentäler zwischen diesen gigantischen Bergen nennt man Wadi.

Die zum Teil sehr erhabenen Sanddünen und die schroffen Berge zeugen von jahrelanger Erosion. Körniger Sand und bizarre Formen und Muster wohin das Auge blickt.

Auch gibt es interessante Sehenswürdigkeiten im Wadi Rum. Trotz GPS-Daten derselben und einer, zugegebenermaßen sehr einfachen, Übersichtskarte haben wir nicht alle gefunden. So z.B. die Felszeichnungen aus der Zeit der Nabatäer und Felsenbrücken. Das Wadi war bereits zu prähistorischer Zeit von vielen Kulturen bevölkert worden. Auch diente es als Filmkulisse unter anderem für Lawrence von Arabien, Red Planet und der Marsianer.

Irgendwann wurde es Zeit, das Gebiet wieder zu verlassen, um zu unserer gebuchten Camp-Unterkunft zu fahren.

Camp     Sun City Camp war groß ausgeschildert, es sollte das Luxus-Camp unter den vielen Anbietern sein. Beim Betrachten meiner Fotos und der Website war es dies bestimmt einmal. Leider hat auch hier seit langem die Erosion des Alterns eingesetzt. Vieles wirkt auf uns Europäer heruntergekommen, schmuddelig und Defektes wurde einfach nie ausgetauscht und somit ist auch dieses Domizil im Preis-Leistungs-Verhältnis überteuert.

Trotzdem haben wir in unserer 2-Zimmer-Suite noch schöne erholsame Stunden erlebt.

Am Abend haben wir mit den anderen Gästen zusammen der Zeremonie beim Ausgraben von „Zarb“ zugesehen. Auf traditionelle Weise wird Lammfleisch im Boden vergraben und dort gegart. Auch Huhn, Kartoffeln, Karotten und Safranreis wurden auf diese Weise mitgegart.

Nachdem arabische Vorspeisen, Zarb, Nachtisch und allerlei Softdrinks verputzt waren, kam die Müdigkeit und wir sind im Schein unserer Taschenlampe zu unserem Zelt marschiert, haben dort auf der Veranda noch einen Drink eingenommen und uns in unsere Zimmer zurückgezogen.

Am nächsten Morgen beim Frühstück habe ich dann einsam und verlassen unseren treuen Begleiter auf dem Parkplatz stehen sehen, zusammen mit zwei Vorgängermodellen. Fragt sich nur, wer wen beneidet oder bemitleidet hat.

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Nach dem Auschecken haben wir uns nochmals ins Wadi aufgemacht und sind von dort aus direkt nach Aquaba und auf dem Wüstenhighway Richtung Amman zurückgefahren. Schön war es, vor allem, da Junior mit dabei war. Wer weiß, wie oft dies noch der Fall sein wird.

Gestern ist Sohnemann wieder zurück nach Beirut geflogen. Morgen fängt sein Sommersemester an, doch Ende Juli sehen wir uns in Deutschland wieder.

Bis dahin, Gruß Karin

Nahrung für die Kunst

Da ich die letzten Wochen ja nicht gerade mit sprühendem Schreib-Enthusiasmus geglänzt habe, möchte ich dies heute nachholen. Wenn ich einen Beitrag nicht gleich schreibe, schiebe ich dies immer weiter hinaus, bis ich dann denke, so interessant wäre es nun auch nicht gewesen, sodass ich dann gar nichts mehr veröffentliche.

Vorletzte Woche war ich mit einer Freundin und deren Tochter zusammen auf Entdeckungstour im Shams El Balad Café, nahe der Rainbow Street in der Innenstadt. Eigentlich haben wir uns aufgemacht, um uns eine Fotoausstellung anzuschauen, die dort für eine Woche zu besichtigen war.

Doch erst einmal haben wir uns im lauschigen Gärtchen zwischen allerlei Bäumen, Sträuchern und Kakteen arabische Kleinigkeiten zum Essen bestellt. Das Konzept des bodenständigen Cafés besteht darin, dass Nahrung vom Erzeuger ohne Zwischenhändler direkt auf den Tisch kommt. Es werden ausschließlich frische einheimische saisonale Produkte umliegender Bauern, wenn möglich in Bioqualität, verarbeitet. Außerdem wird Wert auf die traditionelle Verarbeitung gelegt, jedoch auch mit Einschlag modernen Impulsen. Zudem herrscht innerhalb des Cafés striktes Rauchverbot, was bisher in Jordanien sehr selten ist.

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Leider kein Grapefruitsaft zu bestellen, die Früchte sind noch nicht reif!

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Herrlicher Blick zur Zitadelle

Für manch einen mag das Café auf den ersten Blick etwas alternativ anmuten. Tatsache ist jedoch, dass ein künstlerisches Sammelsurium von Uhren, Weckern, Schreibmaschinen und dergleichen an den Wänden und Sideboards verteilt ist.

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Ein Teil der Inneneinrichtung

Ein Teil unserer Bestellung. Alles war sehr köstlich und empfehlenswert! Trinkwasser kann keines bestellt werden, dafür kommt frisch abgefülltes, gefiltertes Wasser in verschließbaren Glasflaschen auf den Tisch.

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Frisch gestärkt sind wir dann treppauf, treppab und quer durch das ganze Haus, um uns die Ausstellung historischer Fotografien des Künstlers Kelvin Bown mit dem Titel

From Ruins to Rebirth – Amman 1900-1950 anzuschauen. Die Fotos können auch erworben werden.      Kelvin Bown

Hier ein kleiner laienhafter Ausschnitt von den 26 Exponaten:

Amman, View of Nympheum, Jabal Ashrafeih 1900-1920

Amman, Jabal Ashrafeih 1900-1920

View towards Jabal Ashrafeih 1920-33

Amman, Jabal Ashrafeih 1920-1933

Ariel View of Roman Theatre, Hotel Philadelpia and fields

Amman, Blick aufs Roman Theatre, Hotel Philadelphia 1932

King Faisal Street, View of Jabal Webdeh 1938

Blick auf Jabal Webdeh, King Faisal Street, 1938

Railway Station 1900-1920

Amman Bahnhof, 1900-1920

View of donwton Amman, 1940

Amman Innenstadt 1940

Das waren noch Zeiten! Bestimmt nicht so laut, so grell, so bunt! Aber leben hätte ich zu dieser Zeit an diesem Ort trotzdem nicht wollen.

Im Anschluss sind wir einige Straßen weiter ins „Soap House“ von TRINITAE

Seifen Haus    und bereits beim Eingang auf das Gelände war ich in einer Duftwolke aus unterschiedlichsten Aromen gefangen.

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Zum Teil von der reichhaltigen Blumenpracht im Garten, zum anderen kamen Zitronenaromen und Moschusdüfte aus der offenstehenden Ladentür.

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Glücklicherweise habe ich im Laden aufgrund eines Tipps meiner Freundin eingekauft und kann mich täglich in der Dusche am Zitrusduft des Fuß-Bimsstein dran erfreuen.

Inzwischen habe ich dieselbe Tour mit Jogi gemacht, auch er hat eingekauft und ich bin mir sicher, das war nicht der letzte Besuch im Café und im Soap House.

Bis dahin, vielleicht begegnen wir uns mal

Karin