Kürbisausstellung Ludwigsburg

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Seit Wochen schreitet der Herbst mit großen Schritten ins Land und selbst wenn die Temperaturen manches Mal diesen noch nicht einleiten sollten, die Hofläden und Supermärkte machen uns auf unübersehbare Weise darauf aufmerksam, denn es gibt Kürbisse wohin das Auge blickt. Eigentlich kommt man an diesem beliebten und auf viele verschiedene Arten zuzubereitendes Fruchtgemüse nicht vorbei, auch aus den deutschen Küchen ist der Kürbis nicht mehr wegzudenken. Ebenso dient er als ausgehöhlter und geschnitzter Kürbisgeist in der Nacht vom Reformationstag dem 31. Oktober auf Allerheiligen dem 1. November. In unserer Kindheit verwendete man dazu noch Rüben, am besten direkt stibitzt vom Acker des Bauern oder der von den Großeltern angepflanzte Kürbis auf dem Komposthaufen musste daran glauben. Heutzutage zelebriert man das Ende des Sommers als Halloween, was auf den irischen Ursprung All Hallows Eve zurückgeht. Doch ich möchte nun nicht weiter auf dieses schaurig gruselige Spektaktel mit Süßem oder Sauren eingehen, ich möchte beim Kürbis verweilen und somit auf die Überleitung zur Kürbisausstellung auf dem Gelände des Blühenden Barock in Ludwigsburg gelangen. Blühendes Barock nennt sich die einzigartige, etwa 30 ha große Parklandschaft, welches an drei Seiten das Ludwigsburger Residenzschloss umschließt.

Wir wanderten entlang an prachtvoller Gartenkunst und Skulpturen, flanierten um das Schloss herum und gelangten zum Ausstellungsgelände.

Seit dem Jahr 2000 findet hier jedes Jahr zwischen August/September und November/Dezember die angeblich größte Kürbisausstellung der Welt statt. 600 Sorten dieser Herbstfrüchte werden ausgestellt. Zierkürbisse, Schnitzkürbisse, Kalebassen, Winzlinge und Riesen. Zum Teil eingerahmt in die Überbleibsel der Sand-Kunst-Ausstellung vom Sommer.

Kunstvolle Figuren, die sich jährlich einem anderen Thema zuordnen, reihen sich ein in Kürbisarrangements, Verkaufsbuden und Imbissbuden. Das diesjährige Motto der Ausstellung lautet Unterwasserwelt. So thront z. B. Arielle die Meerjungfrau zwischen U-Boot, Fisch und Hai.

Zusammen mit Freundin Christiane und einer weiteren Bekannten namens Birgit – komisch, immer befindet sich in einer meiner Ausflugsgruppen eine Birgit – machte ich mich bei schönstem Herbstwetter auf ins Ludwigsburger Schloss.

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Bereits bei der Öffnung morgens um 10 Uhr waren schon zahlreiche Besucher vorhanden, gegen 15 Uhr herrschte Hochbetrieb! Der Besucherstrom war mir fast schon etwas zu viel, obwohl sich die Massen auf dem weitläufigen Parkgelände sehr gut verteilten. Stets gab es für eine kleines Pause einen Sitzplatz. Zahlreiche Mitbesucher saßen warm eingemummt und genossen die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und ließen sich Kürbiswaffel, Kürbissuppe, Kürbisreisgericht, Kürbispasta, Kürbismaultaschen, Kürbisquiche, Kürbiskuchen, Kürbispommes, Kürbisspätzle und so manches mehr, munden. Zu köstlich war das kulinarische Angebot obwohl wir leider stets das Pech hatten, dass eine Prise Salz oder Pfeffer dem einen oder anderen Gericht gutgetan hätte.

Immer wieder erblickt man Riesen-Kürbisse, Attraktionen der deutschen und europäischen Meisterschaften im Schwergewicht. Dieses Jahr leider beide Male unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Leider steht selten bei den Exponaten dabei, wieviele Kilogramm sie auf die Waage bringen oder woher sie stammen. Dieses Jahr konnte sogar ein neuer Weltrekord prämiert werde. Das aus Italien stammende Schwergewicht wiegt stolze 1217,5 kg

Sie verweilen hier auf dem Gelände, bis sie zum Kürbis-Schlachtfest am 28.11.21 geopfert werden, um so an das begehrte Saatgut zu gelangen.

Mit unserer Eintrittskarte hatten wir ebenso Zutritt zum Märchengarten, der seit dem 16.05.1959 Klein und Groß gleichermaßen verzaubert. Nicht nur Prinzen und Prinzessinen sondern auch Kobolde, Fabeltiere und Riesen sind vertreten und warten darauf, die Besucher in ihren Bann zu ziehen. Leider, leider musste ich beobachten, dass vor den detailgenauen und liebevoll gestalteten Märchenhäuser die mit äußerster Spannung und Aufmerksamkeit lauschenden Kinder von ihren Eltern bereits vor dem Ende der Geschichte weitergezogen wurden und so manches Kind schmollend und weinend wegtrotten musste. Warum nur besucht man so einen Ort und hat keine Zeit zusammen mit seinen Kindern den Märchenerzählern zuzuhören???

Wir lauschten eifrig, ich kannte die ganze Anlage überhaupt noch nicht, selbst zu Kindertagen war ich hier noch nicht. Nun interessiert mich noch eine Führung durch das Schloss, dies wird demnächst einmal folgen. Für die Kürbisausstellung habt ihr noch bis zum 5. Dezember Zeit, dann dürfen wir gespannt warten, was sich die Macher für 2022 einfallen lassen.

Bis dahin, liebe Grüße, Karin

Ein Leuchtturm im Schwabenland?

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Meine eher zufällige Entdeckung ließ mich doch sehr erstaunen! Und wer mich etwas näher kennt der weiß, daß ich sofort ein inneres Verlangen hatte, diesen Turm zu erklimmen 🙂 und der Frage auf den Grund zu gehen, wieso hier ein Leuchtturm steht.

Gerade einmal 2 km vom Lorcher Stadtteil Rattenharz entfernt, jedoch bereits im Kreis Göppingen, steht direkt an der Kaiserstraße zwischen Rattenharz und Breech im Schweizerhof dieser 1916 erbaute Turm.

Benannt nach dem aus Schorndorf stammenden und ersten Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Reinhold Maier. Vor dem Turm ein Fahrradständer, Holz-Tisch-Bankgruppe, einige Meter vom Turm entfernt ein Parkplatz zum Abstellen des Autos. Eine Hinweistafel mit den wichtigsten Infos befindet sich an der Tür.

Im Innern dann ein Kuriosum, eine Parkuhr! Die Eintritts- und Aussichtsspende kann hier eingeworfen werden. Auf der Website des Turms http://www.boertlingen.de/turm/ ist die gesamte Gebührenordnung einsehbar, denn Kinder, Jugendliche, Familien, Gruppen o.ä. haben gesonderte Preise. Nebenbei bemerkt habe ich natürlich auch viele Infos meines Textes aus dieser Website. Fotos sind alle von mir. Gerne werfe ich meinen Obolus in den Münzeinwurf und drehe den Schalter nach rechts – wann habe ich dies das letze Mal gemacht??? Alles ist hier sehr schön angelegt und gepflegt und soll auch möglichst noch recht lange ein Besuchermagnet bleiben.

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20 Meter ging es nun hinauf. Die 110 Stufen bereiteten mir keinerlei Angstgefühl, da die Auftrittsflächen komplett aus Stahl gearbeitet waren, erst oben die Plattform bestand aus Gitterrost, da sah die Sache für mich wieder ganz anders aus. Doch das „Flair der Nordseeküste“ überwog alles und auch das Ruhebänkchen in luftiger Höhe machten mir die Sache erträglicher.

Auf dem Weg hinauf erfuhr ich dann Wissenswertes über Rainhold Maier.

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An den Stufen sind, wie schon an vielen anderen Türmen auch, die Geldgeber verewigt. Und fast oben angelangt dann Infotafeln über das Landeswasserversorgungsamt Stuttgart. Diese bauten 1916 diesen Pendelturm, um Druckschwankungen in den Hauptleitungen auszugleichen. Ahso! Dann war dies einmal ein Wasserturm. Später wurde er dann zu Zwecken der Trinkwasserversorgung nicht mehr gebraucht und 2010 wurde der Turm dann durch die Gemeinde Börtlingen saniert, zum Aussichtsturm umgebaut und dem 1. Ministerpräsidenten des im Jahr 1952 neu gebildeten Baden-Württemberg gewidmet. Wie wir nun schon aus den Infotafeln wissen, liegt dieser Turm direkt am Lieblingsspazierweg Maiers.

Eine stabile Stahltür führte nach draußen, wo mir sofort eine steife Brise um die Nase wehte – ich sag nur See! Doch im 360 Grad Blick ließ sich nichts dergleichen erblicken. Unsere schöne Schwäbisch Alb, den Rosenstein bei Heubach, die drei Kaiserberge Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen bis zur Teck bei Kirchheim erwarteten meine Äuglein. Da wäre dann wieder das Wasser 🙂

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Übrigens fand hier auch schon eine Abseilaktion statt, was ich mich natürlich nie trauen würde. Apropos trauen – standesamtlich heiraten kann man hier oben nebenbei bemerkt auch. Ich habe mich getraut, indem ich ganz allein hier oben auf dieser Plattform herumtappe.

Bis zum nächsten Wiedersehen, auf der Alb, auf der See… Ahoi Karin

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Bunkeranlage in Waldstetten

Es scheint wohl ein Dauerbrenner zu sein – die Wanderung durch die ehemalige amerikanische Bunkerlandschaft im sogenannten Staatswald in Waldstetten, Ostalbkreis, B.-W.. Nachdem 2012 die Sonderausstellung zu diesem Thema vom Heimatverein Waldstetten/Wißgoldingen e.V. sehr großen Anklang erlebte, kam auch die Frage zu diesen Führungen auf. Seit dieser Zeit werden diese Touren vom Verein angeboten und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, sodass diese immer sofort überbelegt sind. Somit bot Herr Barth, 1. Vorsitzender des Vereins und ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde, eine private Führung außer der Reihe nur für Familie und Freunde an, jawohl – dazu kam dann ich in weiterer Verbindung dazu. Die 107. Begehung wohlbemerkt! Aus Radio, Presse und Fernsehen inzwischen ebenso bekannt, man sieht, es besteht sichtlich Interesse.

Die 2-stündige Wanderung durch das Naturschutzgebiet „Erdrutsch 1988“ erfordert gutes Schuhwerk und etwas Ausdauer.

Beim Treffpunkt Wanderparkplatz beim Abenteuerspielplatz am Ende der Wolfsgasse in Waldstetten, bekam unser Grüppchen noch einige erklärende Ausführungen, bevor es dann stetig steil bergauf ging um dann fast eben auf dem Bergrücken durch den Wald zu gehen um in einer Schleife dann final wieder steil bergab zum Ausgangspunkt zu gelangen.

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Während der NS-Zeit wurde das weitläufige Gelände den einstigen Besitzern einfach enteignet, militärische Anlagen sollten entstehen. Das Ende des Krieges kam dazwischen, das Areal ging automatisch an Deutschland über und somit dann auf die damalige amerikanische Militärverwaltung. Diese ließ zwischen 1954 und 1958 auf dem 30 ha großen Gebiet 28 massive oberirdische Bunker errichten. Die Lage war optimal, genau in der Verbindungslinie für die damalige Hardt- und Birmarckkaserne in Schwäbisch Gmünd und den Cooke Barracks in Göppingen. Sicher vor eventuellen Bombenanschlägen auf die Kasernen wurden hier große Mengen an Lebensmittel gelagert, ferner Waffen, Munition, Feldbetten, Zelte und wohl noch so einiges mehr, sowie die Sprengköpfe für die Pershing II-Raketen, die ab 1982 auf der Mutlanger Heide stationiert waren. Der Kalte Krieg, demzufolge die Bedrohungen der andauernden politischen Konflikte, fanden direkt vor unserer Haustüre statt. Weitere Einsatzgebiete dieser Bunker sind nicht bekannt, man weiß nur, dass in einem Anwendungstests für Gasmasken stattfanden, ansonsten kann anhand Wandbemalungen nur spekuliert werden. Leider bieten so viele leere Betonwände natürlich auch Raum für Bemalungen modernerer Art.

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Die Dächer der Bunker wurden zur Tarnung direkt nach Fertigstellung mit viel Grün bepflanzt, Stacheldrahtumzäunungen, Warn- und Verbotsschilder sowie starke Bewachung des Sperrbezirks ließen in der Bevölkerung die wildesten Spekulationen aufkommen. Alle 8 Stunden fanden Wachablösungen statt, Kettenfahrzeuge, schweres Gerät und schwer beladene Sattelschlepper sah man den Berg hinauf und wieder hinabfahren – doch genaue Einzelheiten wusste niemand. Die Bunker sehen ungefähr alle gleich aus, 12 Meter breit, 4 Meter hoch und 14,5 Meter tief. Sie wurden durchnummeriert, beginnen jedoch alle mit einer 8, womit man sie zur Gemarkung Waldstetten zuordnen konnte. Heute stehen nur noch wenige Teile der Umzäunung wie ein Mahnmal zwischen den Bäumen.

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Als die Amerikaner abzogen und die Bunker geräumt wurden, gab man diese an deutsche zivile Stellen zurück. 1988 erfolgte aufgrund starken Regenfällen ein Erdrutsch, 3 Bunker wurden so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass man sie abtragen musste. Das Gelände wurde dann in ein Naturschutzgebiet umgewandelt, einige Bunker wurden zugemauert und dienen als Rückzugsort für Schmetterlinge und Fledermäuse.

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An der Schautafel kann jedoch genau die Lage der verbliebenen 25 Bunker abgelesen werden und somit steht der privaten Erkundungstour nichts mehr im Wege. Wir hatten in den 2 Stunden natürlich nicht alle 25 Relikte erkunden können, hier eine kleine Auswahl.

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Herr Barth ist ein wandelndes Lexikon, unzählige Anekdoten und Geschichten auch aus der Waldstetter Umgebung und seinen Bewohnern gab er zum Besten. Vielen Dank für diesen informativen Sonntag und bis bald einmal im Heimatmuseum https://www.museum-waldstetten.de/das_andere_museum.html und der neuesten Sonderausstellung.

Grüßle, Karin