Über den Dächern von Gmünd…

wird man mit unvergesslichen Eindrücken konfrontiert. So auch vorletzten Samstag, kurz bevor der Coronavirus uns alle zu Stubenhockern degradierte (was ich in diesem Fall zu 100 Prozent befürworte!). Die Volkshochschule Schwäbisch Gmünd bat unter der Rubrik „Entdecken Sie Gmünd“ zur Münster Dachstuhlführung. Dies war wieder einmal genau mein Ding, meldete mich an und freute mich darauf.

Kein geringerer als Paul Weinmann, inzwischen pensionierter Gmünder Münstermesner und bekannt wie ein bunter Hund, wie er selbst zugibt, erzählt aus seiner langjährigen Dienstzeit die von 1973 – 2009 doch so einige Anekdoten und Geschichten hervorbringen kann und führt die gut 20 köpfige Truppe durch die Halle der Kirche und auf den Dachstuhl des Münsters. Der rüstige Mittsiebziger läuft, bis auf eine kurze Pause, in gutem Schritttempo die enge Wendeltreppe mit ihren 100 Stufen bis hinauf zur Balustrade, welche einmal komplett um die Kirche führt.

Doch bevor es losging, wurden uns draußen auf dem Münsterplatz an der Südseite des Heilig-Kreuz-Münsters, einige Grundkenntnisse vermittelt.

Begonnen wurde mit dem Bau 1315. Das Münster ist heute die älteste gotische Hallenkirche im süddeutschen Raum und steht auf einem kleineren Vorgängerbau, einer romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Diese war damals flankiert von 2 Chortürmen. In den folgenden Jahrzehnten wurde weitergebaut. Das Langhaus kam in der Zeit von 1325-1341 dazu, der Chor 1354-1410, die Choreinwölbung 1491-1504. Da im Inneren die Sicht auf den Chor durch die Bögen versperrt war, wurde einer entfernt, was sich als fatal erwies. In der Karfreitagsnacht, dem 24.03.1497 stürzten die beiden Türme ein und beschädigten somit die im Bau befindliche Kirche. Zahlreiche Altäre und einige Säulen waren zerstört, noch heute sieht man im Innern die neu errichteten Säulen. Zum Glück gab es keine Verletzten, nur einige Eingeschlossene, die dann durch Zerschlagen von Fensterscheiben befreit werden konnten. Die Entfernung des Bogens gab den Türmen den Halt, diese Theorie wird heute für den Einsturz zugrundegelegt. Die beiden Glocken konnten geborgen werden, wurden außerhalb im Münster in einem benachbarten Turm aufgehängt und machen bis heute ihren Dienst im sogenannten Glockenturm.

Im Jahr 1507 kam die Kapelle dazu, 1515 die Sakristei, 1521 erfolgten die letzten Einwölbearbeiten, 1550 die Kanzel und 1552 wurde der Bau durch die Orgelempore vervollständigt.

Das Münster hat eine Länge von 78 Meter, eine Höhe von 51 Metern. Vom Boden bis zur Balustrade sind es 22 Meter, von dort bis zur Dachspitze noch einmal 19 Meter. Die restlichen Meter gehen auf die Turmuhr. Verbaut wurde vor allem Stubensandstein aus der Gegend um Schwäbisch Gmünd, doch im Laufe der langen Renovierungs- und Ausbesserungsarbeiten wurde auch anderer Stein wie z. B. Muschelkalk verwendet. Meine ganze Jugend hindurch kannte ich das Münster nur im Restaurationszustand. Von 1975 bis 2009 erfolgten umfangreiche Arbeiten, auch war das Gebäude 1975 wegen Einsturzgefahr eine Zeit lang ganz geschlossen.  Zur Zeit beginnen ebenfalls Außenrestaurierungen und Verbesserungen des Brandschutzes sollen vorgenommen werden, in den kommenden 10 Jahre sollen dafür rund 5 Millionen Euro aufgewendet werden. Ob in dieser Zeit dann weiterhin Führungen stattfinden bleibt fraglich, umso erfreuter war ich nun, diesen Termin doch noch angeboten bekommen zu haben.

Im Münster sind mehrere Stilrichtungen zu sehen, die verschiedenen Epochen der Gotik, Renaissance und Barock. Das Gewölbe dient nur dem Zweck der Zierde und wird innen von 22 Säulen getragen.

Das älteste Kirchenfenster stammt aus dem Jahr 1505 und wurde von Sebald Schreier gestiftet.

24 ältestes Fenster von Sebald Schreier 1505 (Kopie)

Stundenlang könnte man über das Münster erzählen, doch heute geht es einzig allein um den Dachstuhl. Alle waren gespannt, als der Weg vom Innern der Kirche endlich hinauf ging. Oben angelangt wird man auf allen vier Seiten mit einer beeindruckenden Sicht belohnt. Sehr eng ging es manches Mal zu, deshalb ist es ratsam, keine zu ausladende Jacke oder sperrige Tasche zu tragen.

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Die folgenden Fotos zeigen den Gang auf der Balustrade, der Blick zum Glockenturm und Schwäbisch Gmünds Wappentier etwas abgeändert, das Einhorn als Wasserspeier.

Als dann alle die 360° Grad Aussicht genossen hatten, ging man durch eine unscheinbare kleine Pforte in den Dachstuhl hinein und sofort erwartete mich dieser typische Geruch nach altem Holz und Staub.

Riesige Ausmasse herrschen hier! Holz so weit das Auge reicht! Balken und Dielen die z. T. 600 Jahre alt sind. Das Holz stammt vom Fuß der Mutlanger Heide, vor allem Tanne, Eiche und Fichte wurde verbaut. Unterschiedliche Balkenkonstruktionen sind sichtbar.

1970 wurde der Dachstuhl neu eingedeckt, 110.000 Dachziegel wurden gelegt, dies noch als Randnotiz. Auffallend sind zwei große hölzerne Laufräder, diese dienten als Lastenkran. Das ältere der beiden ist aus dem Jahr 1497! und Berühren war ausdrücklich verboten, zu groß sei die Angst, dass es einfach zusammenfallen würde.

15 (Kopie) Jahr 1497

Das andere Rad ist ungefähr „erst“ 200 Jahre alt und noch voll funktionsfähig. Zusammen mit Kindern demonstrierte Herr Weinmann die Funktion.

22 (Kopie)~200 Jahre alt

Desweiteren verteilen sich auf einer Seite des Dachbodens Gipsmasken und Modelle.

Diesen interessanten Plan entdeckte ich noch auf einem Tisch. Ansonsten war außer einem Staubsauger und etwas Werkzeug gähnende Leere.

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Einige Besucher wunderten sich, dass keinerlei Tiere auf dem Dachstuhl waren. Als das Dach in den 1970er Jahren neu gerichtet wurde, wurde sämtliches Holz imprägniert und von da an, nahmen Fledermäuse, Siebenschläfer und sonstiges Getier Reißaus. Die unzähligen Einflugschneißen der Tauben und Vögel sind zum Dach zu verdrahtet, halboffene Nistkästen sozusagen. Lediglich das Gurren und Piepsen ist zu vernehmen.

Herr Weinmann hätte noch ewig erzählen können, die Zeit war jedoch um. Die 100 Stufen Abstieg waren schneller vollbracht als gedacht. Der zuvor trockene, jedoch auch kühle und etwas windige Samstag hatte sich in einen garstigen regnerischen Tag verwandelt, somit blieb nur noch die Heimfahrt und ich verzichtete auf Fotos weiterer Außenansichten.

Bleibt mir gesund, bis bald, Karin

Eine andere Art zu Golfen

Letztes Wochenende hat uns Sohnemann aus München besucht und kurzentschlossen waren wir abends eine Runde beim Golfen. Jawoll, Ende Februar, abends bei Regen ist dies nun auch möglich. In Schwäbisch Gmünd, genauer gesagt mitten im Ortskern der Teilgemeinde Unterbettringen, gibt es eine 3D-Schwarzlicht-Indoor-Minigolf-Anlage.

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SIMIGOLF Schwäbisch Gmünd bietet diesen Freizeitspass natürlich auch im Sommer an, klimatisierte Räume dürften dann bei allzu heißen Sommertagen für Abkühlung sorgen.

Auf über 500 Quadratmeter verteilt sich die Anlage mit ihren 18 Spielbahnen in drei Räumen mit unterschiedlichsten Themen. Umgeben von bemalten Wänden in leuchtenden Farben die im Schwarzlicht und zusätzlicher 3-D-Brille tolle Effekte geben. Auch die Bahnen sind bemalt und durch die dreidimensionale Erscheinung bekommt man beim Spielen eine zusätzliche Herausforderung.

Leider ist der Spaß nicht ganz billig, genaue Preise bitte über die Website erfahren. Auch Öffnungszeiten und die Verfügbarkeit von Plätzen sind hierüber zu entnehmen. Desweiteren empfiehlt es sich, zu reservieren. Gegen Hinterlegung eines Pfandes bekommt die jeweilige Spielgruppe kostenlos ein Schließfach zugeteilt. Jacken, Taschen und sonstiger Krimskrams braucht somit nicht umhergetragen werden. Mitgebrachte Getränke oder Esswaren dürfen nicht mit in die Spielhalle genommen werden, Getränke können jedoch erworben werden und mit in den Spielraum genommen werden. Ball, Schläger und die 3-D-Brillen sind im Preis inklusive, letztere passen übrigens problemlos über die eventuellen eigenen Sehhilfen. Jede Spielgruppe bekommt ein mobiltelefon-ähnliches Gerät in die Hand gedrückt. Darin werden die Namen der Spielteilnehmer und die jeweiligen Spielergebnisse eingegeben. Für uns total neu, wir kannten noch Zettel und Bleistift. Und so sah unser Ergebnis nach einer Stunde Spielzeit aus – durchaus verbesserungsfähig!

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Auf jeden Fall hatten wir zusammen als Familie etwas unternommen, etwas Neues ausprobiert, dem Corona-Virus getrotzt und uns unter Menschen gewagt und sichtlich Spaß gehabt!

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Bis bald, Gruß Karin

 

Erneutes Golfen