Freiburg in Amman

Gestern erhielt ich über den Nachrichtenverteiler unserer Deutschen Frauengruppe die Info über einen besonders urigen Laden. Die beigefügten Fotos ließen mich fast sprachlos werden, das mussten wir mit eigenen Augen sehen.

Da Göttergatte nun 2,5 Wochen auf Reisen war und seit Donnerstagabend wieder zurück ist, war dies heute die richtige Gelegenheit für einen Kurzausflug. Die beschriebene Sehenswürdigkeit lag schon außerhalb des Stadtkerns, nordwestlich in Richtung Salt. Nachdem wir im Al-Hussein Youth City (The Sport City) walken waren, fuhren wir anschließend dorthin.

Der Laden heißt „Freiburg“ und befindet sich im Bezirk Al-Kamaliyya, direkt an der Al-Salt Street, No. 8. Mithilfe meines Navis fanden wir es auch auf Anhieb. Ich gebe das hier so genau an, damit ich oder meine Mitleser das gut wiederfinden.

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Im Laden erwartete uns eine Mischung aus Gelsenkirchener Barock, Schwarzwald und Frankreich.

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Ich kam mir zeitweilig vor, als ob ich durch den Antik-, Trödel- oder Flohmarkt schlenderte. Einige Dinge kannten wir aus unserer Kindheit, auch so manche Farbe oder das Muster von Vasen ließen Erinnerungen wach werden.

Französisches Porzellan trifft auf röhrenden Hirsch und Kuckucksuhr. Letztere hat der Besitzer bei unserem Eintritt in den Laden sofort aufgezogen und nach kurzer Zeit gongte es hier und da und die verschiedensten Tonarten der Kuckucke schallten durch den ansonsten menschenleeren Laden.

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Der Besitzer, der auch ein wenig deutsch sprechen konnte, importiert die Waren von Haushaltsauflösungen aus dem Elsass und dem Schwarzwald.

Wirklich gefunden haben wir nichts, wir haben dort drin jedoch unzählige Teller, Schüsseln, Figuren und Schalen gedreht und gewendet. Immer auf der Suche nach einem Schätzchen, nach der richtigen Markierung oder Stempel. Fündig geworden sind wir allerdings noch nicht, aber wer weiß – vielleicht beim nächsten Mal?

Bis dahin, Gruß Karin

„Melodies from Jordan“

So nennt der jordanische Künstler Sami Nabeel seine derzeitige Fotoausstellung, die ich gestern in der Jordan National Gallery of Fine Arts besucht habe.

Gigantische Fotos von einer Klarheit und einem Lichtspiel, die mich total verzaubert und in ihren Bann gezogen haben, dass es mir wert ist, hier davon zu berichten.

Ich weiß, meine laienhaften Aufnahmen mit Spiegelungen vom Bilderrahmen können diese Kunst nicht wiedergeben, trotzdem möchte ich hier einen kleinen Einblick geben.

Sechs Jahre lang hat sich der Künstler mit diesem Projekt beschäftigt. Leider sind diese großen Fotos eher als Kapitalanlage wie als Souvenir zu sehen.

Weitere Fotos aus dieser Serie und sonstige Projekte Arbeiten von Sami Nabeel

In der Galerie können auch noch andere Ausstellungsobjekte besichtigt werden, wobei ich doch oft dachte, diese Kunst kann ich auch! Und dann wieder das totale OH Erlebnis.

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Bookworm

Es bleibt weiterhin spannend, bis zum nächsten Mal

Gruß Karin

Volkstanz aus Rajasthan

Am Donnerstagabend sind wir ins Al-Hussein Cultural Center in Amman, wo wir zu einer Darbietung der RAJASTHANI CULTURAL TROUP eingeladen waren.  Der indische Botschafter, Mr. Anil Trigunayat, hatte zum Anlass des 65. Jahrestag der diplomatischen Verbindung zwischen Jordanien und Indien zu dieser Kulturveranstaltung geladen.

Rajasthan ist ein indischer Bundesstaat, welcher im Nordwesten an Pakistan grenzt. Dieser Staat ist flächenmäßig der größte Indiens, und nur ein wenig kleiner als Deutschland. Seine Hauptstadt ist Jaipur und im Staat selbst sollen derzeit ca. 73 Millionen Menschen leben.

Jede Region in Indien hat auch ihre eigene Folklore, Musik und Art von Tänzen. Und ehrlicherweise muss ich sagen, dass die Art von Musik, die ich bei einem Kurzbesuch Ende der 90er Jahre, damals im Taxi rund um Mumbai so hörte, nun nicht unbedingt etwas für meine Ohren war. Auch der Boom der Bollywood Filme vor einigen Jahren hat da nicht unbedingt dazu beigetragen, ganz im Gegenteil. Umso gemischter waren meine Erwartungen für den Event.

Der ganze Abend fing erst einmal mit „Lighting the Lamp“ an, dem Entzünden der Lampe. Licht und Feuer sind in Indien Symbole für die verschiedensten Dinge. So z. B. Glück, Zufriedenheit, Makellosigkeit, Reinheit, Güte, Wärme, Wohlergehen und Erfolg. Weiterhin steht Licht aber auch für die Weisheit, die alle Dunkelheit des Unwissens vertreibt. Allgemein wird immer eine Lampe entzündet, wenn etwas begonnen wird.

Dazu wird meist ein hoher Leuchter aufgestellt, oben eine Schale gefüllt mit Öl und einer Glück verheißenden ungeraden Anzahl an Dochten, die kreisrund angeordnet sind und die von den wichtigsten Personen der jeweiligen Veranstaltung entzündet werden.

Anschließend wurden von Herrn Botschafter und Vertreter der Stadtverwaltung kurze Ansprachen gehalten und nach einführenden Worten über den 1. Teil der Aufführung ging es dann auch los.

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Die Musiker und Sänger eröffneten den musikalischen Teil. Laut war es zunächst – sehr laut – , doch zum Glück klang die Musik in meinen Ohren erträglich, überhaupt nicht unangenehm – ich konnte mich entspannen.

Nachdem in der Ankündigung eine 10-köpfige Truppe angesagt wurde, wusste ich nicht genau, was noch folgen würde. Doch dann kamen sie, die Damen des 2. Teils…

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Bunt, leuchtende Farben, Glitzer, Glöckchen, Bimmel, Fransen, kohlschwarz umrandete Augen, Nasenring, der Punkt auf der Stirnmitte – alles was man sich so vorstellt. Sie haben sich im Kreis gedreht, dass mir beim Zuschauen bald schwindelig wurde. Bei akrobatischen Darbietungen Arme, Beine und Rückgrat verdreht, dass ich bereits Phantomschmerz in meinen Gelenken spürte. Und zwischendurch immer wieder die Musik und der für unsere Ohren fast jammernd anmutende Klang der aus den Kehlen der Männer drang. Deren Köpfe und Hälse immer wieder von rechts nach links wanderte, obwohl der restliche Körper völlig ruhig kniete und deren Ohrringe wild baumelten. Das Tempo der Musik und der Tänzerinnen steigerte sich stetig, es war direkt faszinierend für mich, meine anfänglichen Bedenken wurden völlig zerstreut.

Dann kam der nächste Teil und ein Mann betrat die Bühne.

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Seine Bewegungen, sein Kostüm, die kleinen Ohrgehänge – es verwirrte mich sehr, diesem Mann zuzuschauen. Alles war so feminin, nur seine Gesichtszüge, sein kurzer Haarschnitt und sein Schnauzbart passten nicht in dieses Bild. Auch er tanzte, und balancierte mitsamt diesem „Dosenturm“ auf dem Kopf, zum Schluss seines Soloauftritts auch noch auf einem Glasscherbenbett herum.

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Dann kamen nochmals die Damen dazu und abermals wurde wild gedreht und verdreht und dann war die 1-stündige Aufführung auch schon wieder um.

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Wir haben dann am Ausgang noch auf den Botschafter gewartet, um ihn zu begrüßen und ihm zu danken und sind dann zum Essen – italienisch – nicht indisch!

Phir milenge! Karin

Ergebnisse Zensus 2015

Gestern war es nun soweit! In der Presse wurden die Ergebnisse der Volkszählung veröffentlicht und so mancher war wohl überrascht.

2016-02-01Results Zensus

Die Bevölkerung des Königreiches ist auf 9,523 Millionen Einwohner angestiegen, davon allein 2,9 Mio. Ausländer. Allein in der Hauptstadt Amman leben 4 Mio. Menschen.

Zur Erinnerung an meinen Beitrag vor der Zählung: 2004 wurden 5,1 Mio. Einwohner gezählt.

Link zum Beitrag:  1, 2, 3, 4, 5,… der gläserne Mensch

Hier nun einige aktuelle Zahlen der ausländischen Gäste:

Syrien: 1,265 Mio.

Ägypten: 636.270

Palästina (ohne jordanischen Pass): 634.182

Irak: 130.911

Jemen: 31.163

Libyen: 22.700

andere Nationalitäten: 197.385

Wer den ganzen Artikel in der lokalen englischen Zeitung lesen möchte, hier der Link:

The Jordan Times Artikel Zensus

Interessant wird es wohl nach der nächsten Zählung in 10 Jahren. Bis dahin wird sich hoffentlich die Flüchtlingssituation entspannt haben und die Höhe der Zahlen sich vermindert haben, wir dürfen gespannt sein.

Gruß Karin