… nun bin ich zwar nicht wie Urian um die Welt, sondern nur nach Kuwait gereist, aber auch auf diesem 4-tägigen Tripp habe ich wieder etwas dazugelernt und einiges gesehen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, am Ende der Reise zur selben Einsicht wie der Titelheld des Gedichts aus 1786 gekommen.
Da Joachim wohl längere Zeit im Libanon bleiben sollte, entschloss ich mich ganz spontan, eine Freundin in Kuwait zu besuchen. Sie ist vor 5 Jahren mit ihrer Familie aus beruflichen Gründen von Beirut nach Kuwait weitergezogen und seit einigen Jahren schon wollte ich mein Versprechen bezüglich einem Besuch einlösen. Auf die Reise oder das Land hatte ich mich eigentlich nicht besonders vorbereitet. Ließ alles auf mich zukommen. Und es kam…
Unser Hausmeister bestellte mir auf 9 Uhr abends ein Taxi, welches mich zum Flughafen bringen sollte. Der Fahrpreis war fest ausgemacht, das war so in Ordnung. Der Fahrer war sogar pünktlich, sprach gut Englisch, vergewisserte sich immer wieder ob wir noch Zeit hätten, ließ die arabische Radiomusik nur diskret leise im Hintergrund plärren, alles klappte wunderbar. Ich war zeitig am Flughafen, wir starteten auch pünktlich, allerdings war der Flieger bis auf den letzten Platz voll. Der 2-stündige Flug war recht angenehm und kurzweilig. Die Landung war für 3 Uhr nachts geplant, jedoch durften die Passagiere, aufgrund eines gesundheitlichen Zwischenfalls eines Fluggastes, nicht so schnell aus der Maschine. Als dies dann endlich gestattet wurde und ich mit dem Bus zur weiteren Abfertigung gefahren wurde, machte ich mir schon Sorgen um meine Freundin, die da nachts so lange in der Ankunftshalle warten musste. Dass jedoch noch viel Zeit vergehen würde, bis wir uns endlich sehen würden, dachte ich zu diesem Moment nicht. Ich hatte die größten Schwierigkeiten und Springereien mit Geldwechsel, Visamarken auslösen und dem Auffinden meines Koffers. Vor sämtlichen Gepäckbändern herrschte buntes Treiben und dichtes Gedränge, der Geräuschpegel war immens. Mein Flug wurde auf der Anzeigetafel gar nicht mehr aufgeführt, in der Zwischenzeit war schon über eine Stunde von der Landung ab vergangen. Die Befragung von Flughafenangestellten nach dem zuständigen Gepäckband brachte nur Kinnheben zustande. In Deutschland würde man mit den Schultern zucken, im arabischen Raum hebt man das Kinn und zieht eventuell noch die Mundwinkel nach unten. Irgendwann half mir dann ein Gehilfe, von Band zu Band und von einer Ecke zur anderen zu trippeln, und Ausschau nach meinem Koffer zu halten. Plötzlich sah ich dann Mitreisende aus meiner Maschine und ein anderer Angestellter versicherte uns, hier sollte das Gepäck aus Amman ankommen. Die Anzeigetafel führte bereits den nachfolgenden Flug auf. Die ganze Zeit wo ich unterwegs nach meinem Visum war, hatten somit die restlichen Passagiere wartend verbracht. Als ich endlich meinen Koffer hatte, zwischendurch mit meiner Freundin telefonierte, versuchten wir mit dem Trolly zum Gepäckscan Richtung Ausgang zu navigieren. Wir bewegten uns aufgrund der Menschenmassen im Schneckentempo. Irgendwann war es soweit, ich gab meinem Gehilfen ein großzügiges Trinkgeld und ich konnte meine Freundin in die Arme schließen und aufatmen. Auch sie wunderte sich über diesen Menschenauflauf, sie stand schon im Stau, um überhaupt ins Parkhaus zu gelangen. Zum Glück waren wir recht schnell bei ihr zu Hause im Stadtteil Jabriya und gegen 6.30 Uhr versuchten wir dann, etwas Schlaf zu bekommen. Ich hatte mein eigenes schönes Schlafzimmer und Bad. Als Reisender in Privathäusern totaler Luxus. Nach einigen Stunden erwachte ich mit Kopfweh, schlief schon damit ein und es wurde auch den ganzen Tag über nicht besser.

Die Wassertürme, das Wahrzeichen von Kuwait: 3 Stahlbetontürme, 185 Meter hoch. Wasser- als auch Aussichtsturm. Derzeit leider geschlossen
Das Wetter war im Vergleich zu Amman traumhaft. Kühl aber sonnig, richtig schön um warm eingepackt draußen in der Sonne zu sitzen. Dies taten wir nach einer kurzen Wohnungsbesichtigung dann auch. Wir gingen frühstücken ins Le Pain Quotidien an der Marina Crescent.
Anschließend wanderten wir ziemlich lange die Corniche entlang, es war Freitag und somit Wochenende. Da die Häuser, wohl aufgrund der Hitze im Sommer, keine großen Balkone haben wo die Familien sich aufhalten könnten, findet das Wochenendleben draußen in den Parks statt. Groß- und Kleinfamilien kommen bei schönem Wetter mit Kinderwagen, Tischen, Stühlen, Decken, Kissen, Fahrrad, Dreirad, Roller, Inliner, Grill, Essen, Trinken und allem Drum und Dran in die Parks und verbringen dort ihre Zeit. Wohlbemerkt nur diejenigen, die es sich finanziell nicht leisten können, ihre Freizeit in einer der unzähligen riesigen Einkaufszentren mit Kino, Spielparks und Restaurants zu verbringen.
Am Spätnachmittag wird dann alles wieder zusammengepackt. Alles bis auf den Müll. Der wird entweder vorbildlich in Tüten verpackt und selten in die Mülltonne gegeben, oder die Tüte bleibt liegen oder der ganze Müll bleibt einfach liegen und wird dann am späten Abend oder am nächsten Morgen von den Arbeitern zusammengefegt, damit die Stadt wieder ihr sauberes Erscheinungsbild bekommt.
Allgemein waren wir viel unterwegs, viel draußen spazieren, schön essen, viel geredet und gequatscht. Supermärkte besucht und das Warenangebot verglichen. Außer dass es bei uns auch Schweinefleisch und Waren aus Deutschland gibt, ist das Sortiment in etwa gleich. Da am Freitag König Abdullah von Saudi- Arabien verstarb, war in Kuwait auch am Sonntag noch Feiertag und somit hatten wir noch mehr gemeinsame Zeit. Wir besuchten den Wochenendmarkt. Alles kann dort gekauft werden. Gebrauchtes oder Neues. Kleidung, Schuhe, Taschen, Möbel, Stoffe, Deko, Haushaltsartikel, Tiere – was das Herz begehrt.
Anschließend wollten wir auch die große Moschee besuchen, wir waren zweimal dort, immer geschlossen. Aufgrund der unvorhergesehenen freien Tage konnte man uns keine zuverlässigen Öffnungszeiten mitteilen.

Direkt gegenüber der Moschee im Hintergrund das Außenministerium. Der Kreisverkehr im Vordergrund sehr imposant anzuschauen.
Dafür waren wir bei Tchibo in Salmiya, hab sogar was gefunden.
Auch den Zentralen Fischmarkt haben wir besucht. Ich sah in der Männerwelt nur eine verschleierte Frau. Und dann wir. Meine Freundin groß, schlank, blond, blaue Augen – ich kam mir vor wie beim Spießrutenlauf. Als ich um Erlaubnis fragte um zu fotografieren, rief uns jeder hinterher, ich solle seinen Stand knipsen – also nichts wie raus.
Wieder eine Kaffeepause: In der Nähe des Fischmarkts auf dem Balkon eines Cafés bei herrlichem Sonnenschein und tiefgründigen Frauengesprächen
Weitere Stadtansichten beim Vorbeifahren:
Und dann war die Zeit auch schon vorbei. Am Montagnachmittag ging es wieder zurück. Kuwait war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Es gäbe wohl noch vieles zu sehen, Wüste oder Kamele habe ich noch keine gesichtet, auch die Aussicht vom Fernsehturm oder dem Wasserturm würde ich gerne genießen – beim nächsten Mal. Erst einmal ein großes DANKE an meine Gastgeber. Da ich ja die Privatsphäre von jedem so gut es geht schützen möchte, verwende ich möglichst nie Namen. Nur so weit, allen geht es gut und sie sind wohlauf.
Meine Heimreise verlief völlig komplikationslos, kein Stau, alles reibungslos, fast leerer Flieger, problemlos mit dem Taxi bis nach Hause. Auch dort alles o.k., allerdings war es in der Wohnung ganz schön kalt.
Noch ein Hinweis für meine Blogbesucher, die sich nicht so gut auskennen; Mit einem Mausklick auf die Fotos lassen sich diese vergrößern.
Bis bald, Karin