Zum Glück hatte ich auf Jogis Panik reagiert und Vorräte eingekauft. Wir können immer noch nicht aus dem Haus.
Doch wieder einmal der Reihe nach. Am Donnerstag, wie bereits berichtet, die weiße Pracht. Am Freitag, unserem Sonntag hier, taute dann vieles ab. In Bächen lief das Wasser die Straße entlang, zusätzlich nieselte es leicht. Wir atmeten auf, am Samstag würde somit alles seinen normalen Ablauf nehmen können. Gegen Abend fing es abermals leicht zu schneien an, die Mitteilung einer Mitarbeiterin, da in der Nacht Frost erwartet werden sollte, wäre auch am Samstag Public Holiday. Jogi schon wieder leicht angesäuert, man muss sich aber auch die Verdienstausfälle vorstellen. Tagelang liegt alles brach, die laufenden Kosten fallen trotzdem an.
Am Samstagmorgen wurde ich, wie meistens, als Erste wach. Eisige Kälte draußen, die Straße eine einzige Eisfläche.
Trank meinen Kaffee und ging dann ins Bad. Zum 1. Mal diesen Winter ließen wir die Heizung über Nacht an, trotzdem war in dem schlecht isolierten Gemäuer und in der gefliesten Dusche eine eisige Kälte. Beeilen hieß es! Stand also unter der Brause, ärgerte mich noch über das Rinnsal, das herauskam und dachte mir noch, muss mir doch einen neuen Duschschlauch kaufen, Sohnemann monierte dies bereits. Schäumte meine Haare ein und beim Abspülen versiegte dann das warme Wasser. Eisiges Nass wäre zur Genüge herausgekommen, aber das brachte ich nicht über mich. Mir war schon so kalt und die Füße glichen Eiszapfen. Ich trippelte also, ins Badetuch gehüllt, über den Flur rüber in Jogis Bad, weckte ihn natürlich auf, stand unter dessen Dusche und ebenso kam statt warmem nur eiskaltes Wasser. Das Shampoo brannte mir schon in den Augen, ich fror erbärmlich und fluchte dann auf übelste schwäbische Art los. Jogi stand völlig erschrocken in der Tür, noch total müde und benommen. Ich wieder rüber in mein Bad und da brachte er mir dann im Eimer portionsweise das heiße Wasser aus dem Wasserkocher und ich konnte mich dann wenigstens abspülen. Brach dann zwischendurch noch in schallendes Gelächter aus, angesichts dieser Szenerie.
Als ich dann angezogen und warm verpackt auf dem Sofa saß, konnte er mir endlich zum Geburtstag gratulieren.
War also die Außenleitung, die zum Wasserboiler führt, eingefroren. Die Wassertanks stehen auf dem Dach, wie in arabischen Ländern üblich. Dass nicht mehr passiert war, ist ein Wunder.
Später kam dann wunderschön die Sonne zum Vorschein, strahlendblauer Himmel. TV funktioniert seit den Stürmen sowieso nur noch sporadisch, allerdings zeigte mein Mobil keinerlei Nachrichten an, bis ich merkte, dass gar kein Empfang war. Internet ging auch nicht richtig – war wohl sämtliche Sendetechnik eingefroren.
Auf jeden Fall funktionierte irgendwann wieder alles, ich konnte simsen, appen, mailen, skypen, telefonieren und war erst mal beschäftigt.
Später tranken wir zusammen Kaffee, und genossen meine selbstgebackene Käsesahne. Gegen Abend kochten wir gemeinsam und ließen uns Ente mit Kartoffelpüree und Salat schmecken.
Den schönen Krimi am Abend konnten wir leider nicht bis zum Schluss ansehen, der Empfang war wieder gestört. Wurde Zeit, dass der Techniker kam und alles wieder normal funktionieren würde.
Jogis Assistentin unterrichtete ihn, dass aufgrund der Wetterlage laut Regierung Arbeitsbeginn am Sonntag erst um 11 Uhr wäre. Welche Wetterlage? Straßen waren frei, unsere recherchierte Wetterprognose zeigte keine weiteren Unannehmlichkeiten.
Später im Bett wunderte ich mich noch über den großen Knall, hörte sich an wie Türenschlagen, aber da war ich dann schon eingeschlafen. Heute Morgen um 6 bei meinem Besuch in der Keramikabteilung wunderte ich mich über die Stille draußen. Totenstille. Ließ die Rollläden hoch und konnte nicht glauben, was ich sah!
Inzwischen die Nachricht eines Mitarbeiters. Heute wieder alles zu, in der Nacht wird abermals Frost erwartet. Heute befülle ich mir mal einige Eimer mit Wasser, ich habe da so Vorahnungen. Eben rauschte eine Art Schneepflug durch die Gassen, der Tanklaster befüllt hier eben im Haus für jemanden Diesel. Warten wir mal ab, wie es morgen weitergeht. Bis bald, Karin