Silberwarenmuseum

Inzwischen bin ich seit knapp zwei Wochen wieder in Amman und komme erst heute dazu, von einer weiteren Aktivität während des Deutschlandaufenthaltes, einem Besuch im Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik in Schwäbisch Gmünd, zu berichten.

Am 3. April haben somit Jogi und ich das älteste erhaltene Fabrikgebäude der Stadt, welches 1845 errichtet wurde, durch eine sehr interessante öffentliche Führung kennengelernt.

Bereits beim Betreten des Gebäudes fühlt man sich um viele Jahre zurückversetzt. Ausgetretene Steinstufen, aus der Mode gekommene Türbeschilderungen die einem den Weg ins Kontor oder auch zum Abort zeigen. Natürlich darf das berühmte schwäbische Kehrwoche Hinweisschild nicht fehlen. Knarrendes Holzparkett und dieser „alte“ Geruch nach Büro, Amtsstube und Fabrik liegt in der Luft. Vielleicht bildet man sich dies auch nur ein, denn während Herr Wahl in urigstem Schwäbisch eindrucksvoll alles erklärt, meint man, die arbeitenden Frauen und Männer sind gerade alle nicht da, denn die Werkstatt, das Kontor, die einzelnen Abteilungen – alles Material und Handwerkszeug liegt so da, als ob nur mal kurz Pause eingekehrt wäre. Alle Maschinen sind bis heute im Original erhalten und intakt.

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Das Gold- und Silberhandwerk hat in Schwäbisch Gmünd eine jahrhundertelange Tradition. Bereits 1372 wird der erste Goldschmied urkundlich erwähnt. Heute noch gibt es mehr als 50 Gold- und Silberschmieden, Schmuckgestalter, Manufakturen und Fabriken, deren Schmuck in aller Welt zu finden ist. Wie bereits schon 1860 die Firma Ott jährlich allein nach Kuba Goldwaren im Wert von 200.000 Gulden exportierte. In den Jahren 1851-1873 nimmt das Unternehmen an den Weltausstellungen in London, Paris und Wien teil.

Um 1906 wird auch ein Gasmotor als zentraler Kraftantrieb in einem Nebengebäude eingebaut. Das überschüssige Gas wird an die Stadt und die Gastronomiebetriebe, den „Wirtschaften“ verkauft, da diese für die Gas-Laternenbeleuchtung auf den öffentlichen Straßen rund um ihre Gebäude verantwortlich waren.

Trepp auf und -ab geht es durch die verschiedensten Abteilungen. Die Schubladen, Regale und Schränke sind heute noch mit Arbeitsmaterialien, Stahlgesenken und alten Auftragsbüchern, Ordnern und Rechnungen zu sehen.

Dem letzten Besitzer, Emil Pauser, ist ein großer Dank verpflichtet, dass er 1979 nach Einstellung der Produktion alles bewahrt und nicht verkauft hat. Nach seinem Tod im Jahre 1984 kümmerte sich eine Bürgerinitiative zusammen mit der Stadt, die Fabrik zu erwerben und als Industriemuseum einzurichten.

Hoffen wir, dass es noch sehr lange erhalten bleibt 20160403_151131_resized

1986 erfolgte die Ernennung zum Kulturdenkmal und seit 1992 fungiert das Gebäude als Silberwarenmuseum, welches immer wieder ein Besuch wert sein wird.

Vielleicht trifft man sich mal – vor der Goldschmiedewerkstatt, dem Guillochierrraum, dem Glühofen, dem Fallhammer, der Metalldrückbank, der Transmissionsanlage, der Ziehbank, der Schmelzanlage, der Galvanikabteilung, der Bandsäge, der Rändelmaschine, dem Polierraum, vor dem Kontor…

Bis dahin, Gruß Karin