Letzte Woche hatte ich das Glück, zu einer Kräuterwanderung durch den Wald eingeladen zu werden. Treffpunkt war der Waldkindergarten Hasenköhl in Pfahlbronn und geleitet wurde dieser sehr interessante Abend von der Kräuterpädagogin Annemarie Guckes aus Lorch. Da wir in Deutschland ja auch mitten in der Natur wohnen und sich hier auf dem Grundstück bestimmt so allerlei essbares Kraut befindet, stellte ich mir bei der lästigen Gartenarbeit schon des Öfteren die kunstvolle Frage: Ist das essbar oder kann das weg? Beziehungsweise ist dieses Kraut überhaupt Unkraut? Oder handelt es sich um ein wertvolles Kräutlein? Werde ich mich irgendwann über all die wiederkehrende Pracht nicht mehr ärgern, sondern freuen?

Allein schon bei der Ankündigung der Veranstaltung erhoffte ich mir einige wertvolle Antworten auf alle meine Fragezeichen bei der Bestimmung der vielen verschiedenen Krautarten und ich kann jetzt schon verraten, ich wurde nicht enttäuscht!
Bereits bei der Ankunft im Wald erwartete die Teilnehmer mitten zwischen Bäumen und Sträuchern und den Sitzgelegenheiten für die Kindergartenkinder ein reich gedeckter Tisch mit allerlei bunten, vielversprechenden kulinarischen Genüssen! War das eine Pracht, dies anzuschauen. Die Geschmacksexplosionen die sich entwickeln würden, brachten bereits beim Anblick meine oralen Säfte in Wallung! Annemarie stimmte auf diesen lehrreichen Abend erst einmal mit dem Ergebnis der Studien ein. Mit Sekt und Holunderblütensirup, Almdudler den ich nicht nur gerne trank, sondern mich hätte reinlegen können, Brot, Dips, Pestos, Salate und Tarte warteten auf uns. Alles natürlich selbst gesammelt und selbst hergestellt von der Expertin! Ein großes Lob an sie, es schmeckte traumhaft!
Zwischendurch erfuhren wir schon die ersten Infos, was wo drinsteckt. Ich outete mich, dass dies für mich völliges Neuland ist und ich gerade mal meine Walderdbeeren von Löwenzahn und Brennnessel unterscheiden kann. Bis dato hörte ich zwar mal Namen wie Taglilie, Frauenmantel, Waldmeister, Spitzwegerich & Co. Wie diese Exemplare aussehen und warum sie auf diesem Planeten weilen war mir jedoch unbekannt. Seit der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd im Jahr 2014 habe ich erkannt, dass sich die gemeine Akelei, Nachtkerze und Königkerze in unserem Garten auch wohlfühlen. Doch nun weiß ich auch, dass die Blüten der beiden „Kerzenarten“ sich auch wunderbar im Salat machen. Genauso wie die aller unbehandelter Rosenarten, der Löwenzahnblüten und vielen anderen.
Dass der Wiesen-Bärenklau vor allem für die männliche Spezies der Schöpfung ein Kraut mit „Bärenwirkung“ ist und daher auch Herkuleskraut genannt wird und unsere Männer stark wie Herkules macht und nicht nur bei Erkältungen und Husten helfend wirken kann, darüber wurden wir genau so aufgeklärt wie über die Anwendungsgebiete vom Frauenmantel.
Wiesenbärenklau
Frauenmantel
Und dass die herabhängenden Samen der Brennnessel ein natürliches Dopingmittel sind, wird uns wohl in Zukunft unterstützend bei der Bekämpfung der selbigen sein. Was für ein Widerspruch in unserem Tun und Handeln! Doch vielleicht traue ich mich irgendwann und koche aus den Blättern der Nessel einen Spinat, eine Suppe oder einen Tee und kehre somit das Unkraut in ein nutzvolles Kraut um damit es zurecht auch in unserem Garten als Kosmopolit gilt.
Weiterhin erfuhr ich, dass auf unserem Grundstück der Giersch sein Unwesen treibt und dieser auch Geißfuß oder „Zipperleinkraut“ genannt wird. Die jungen Triebe wanderten bereits schon einige Male kleingehackt in manchen Salat oder Gemüse, sollen sie doch sehr gut gegen so manches körperliche Zipperlein ankämpfen.

Giersch
Auf unserer Wanderung durch den Wald blieben wir immer in Sichtweite zur Schutzhütte des Waldkindergartens, da das Angebot an nutzvollen Pflanzen und Kräutern am Wegesrand zu groß war. Wir sahen Holunder, Brom- und Himbeeren, ich erfuhr, dass Efeu aufgrund seiner seifenartigen Substanzen auch gut zum Wäschewaschen ist.
Weiter hörte ich Namen wie Beinwell, Schafgarbe, Hohlzahn, Gänsefingerkraut, Braunelle, Waldziest, stinkender Storchschnabel, Knoblauchranke, Gundermann, kriechendes Fingerkraut, Kohlkratzdistel, Wiesenflockenblume, Mädesüß und wie sie alle heißen.
Waldmeister
Mädesüß
indisches Springkraut
Hexenkraut
Holunder
japanischer Knöterich
Für das Klettenlabkraut haben die beiden teilnehmenden Mädels, die vor vielen Jahren selbst diesen Waldkindergarten besuchten, ganz schnell eine Verwendung gefunden.

Bei meinem nächsten Besuch in der hiesigen öffentlichen Bücherei werde ich mir mal das eine oder andere Buch mitnehmen und mein Wissen weiter vertiefen. Allein in den drei Stunden im Wald habe ich schon so viel gelernt und hier im Garten wiedererkannt, da steckt bestimmt noch mehr Potenzial drin.
In diesem Sinne, bleibt mir grün, Gruß Karin