Unter den Linden
Die Blätter der Bäume fallen
Die herrlichen Linden entlang
In allen Farben und Formen
Bestreut ist der reizende Gang
Ihr Blätter und Bäume und Menschen
Verschieben an Farbe so sehr
Ein Windstoß weht alles zusammen
Man merkt keinen Unterschied mehr
Friederike Kempner
Das eine oder andere Mal berichtete ich bereits von „Weißen Stationen“, einem Architekturprojekt anläßlich der Remstal-Gartenschau 2019. 16 Orte beteiligten sich daran und konnten sich somit auf eine individuelle Weise präsentieren. Die Stadt Schwäbisch Gmünd entschied sich am Aussichtspunkt Lindenfirst für einen ca. 10 Meter hohen Lindenturm. Das besondere daran, die Holzkonstruktion dieses Bauwerks windet sich um einen alten Lindenbaum. Auf zwei Ebenen bieten sich in Wohnzimmeratmosphäre herrliche Ausblicke auf die Stadt, die Dreikaiserberge und das Remstal. Leider war der Treppenaufgang zur oberen Ebene geschlossen, dies sei pandemiebedingt, so die Auskunft der Touristeninformation. Ebenso schade für das ganze Erscheinungsbild, dass die ehemals weißen wallenden Vorhänge an der oberen Etage nur noch, wenn überhaupt, als vergilbt-vergraute unschöne Lappen herunterhängen.
Die Sicht nun von Osten her bis auf den Fernsehturm auf dem Rosenstein, über den Gaskessel am östlichen Stadtrand, der Stadtmitte mit Kirchen, Klöstern, Türmen, Stadtmauerring und den neuzeitlich entstandenen Bauten, über die Kaiserberge bis zum westlichen Stadtrand ins Remstal.
Da sich der Besucherstrom derzeit somit wohl in Grenzen hält, nutzen einige Mitmenschen diesen Ort augenfällig wohl als Entspannungs- und Freizeitort. Verpackungsmüll von Lebensmitteln, Getränkeflaschen und -becher, Rauchwaren und noch so allerhand anderen Müll findet sich rund um den Turm. Dabei wurde doch extra ein Mülleimer und dieses nette Mahnschild aufgehängt – aber dieses Problem kenn wohl jede Kommune auch an anderen Stellen.
Noch eine kleine Anmerkung zu diesem Berg: Die Stadt feiert normalerweise im Sommer (coronabedingt sieht dies die letzten beiden Male etwas anders aus) sogenannte Altersgenossenfeste. Dazu veranstalten die Jahrgangsvereine an Samstagen in Folge sogenannte 40., 50., 60., 70. und 80. Feiern mit Festumzug und Gesang vor der Johanniskirche. Dazu erschallt aus der Turmstube die Hymne der Altersgenossenvereine „Grüß di‘ Gott Alois“. Ebenso donnern vom Lindenfirst aus stadteigenen Kanonen nach dem feierlichen Gottesdienst und zu Beginn des Festumzuges Salutschüsse für die Jubilare.
Desweiteren kann noch erwähnt werden, dass sich am östlichen und westlichen Ende der Stadt jeweils die Einfahrten zum 2,2 km langen Gmünder Einhorn-Tunnel befinden, der seit 2013 die Stadt vom immerwährenden Verkehrsstau befreit. Der Besucher auf dem Lindenfirst befindet sich genau in der Mitte des Tunnels, ca. 150 Meter darüber. In Sichtweite des Lindenturms steht der 30 Meter hohe Abzugskamin auf einem 127 Meter tiefen Abluftschacht. Nebenbei noch der allerhöchste Turm, den die Gmünder in ihrer 859-jährigen Stadtgeschichte je bauten.
Ein netter kleiner Rundgang den ich hier oben letzte Woche tätigte. Der Lindenfirst liegt direkt am Limes-Wanderweg und dem Remstalweg. Entweder man wandert vom Bahnhof Schwäbisch Gmünd hier herauf oder man fährt direkt in den Stadtteil Rehnenhof und parkt vor dem Bier- und Jagdmuseum, durch einen Wegweiser gelangt man durch ein kurzes Waldstück ebenso zum Turm.
Nun liebe Naturliebhaber, macht euch auf zur kleinen Wanderung, lasst die Seele baumeln, das Auge weit blicken, Ruhe genießen – über den Unrat müsst ihr einfach hinwegschauen oder ihr sammelt ihn ein – auf jeden Fall ist auch dieser Blick auf die Stadt und das Umland sehenswert! Allerdings nur im Stehen, auf den Ruhebänkchen mit Blick ins weite Land hat man inzwischen nur noch Blick auf Sträucher und Gebüsch :))
Lieben Gruß, Karin
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