So nennen einige Mitmenschen die beliebte Kugelsportart „Boule“, wenn sie nicht auf die Schnelle auf den Begriff dieser Freizeitvariante des Kugelsports kommen. Wir haben das Spiel während unserer Kinshasa-Zeit kennen und lieben gelernt und seitdem sind wir im Besitz eines kleinen schweren schwarzen Köfferchens. Zu den verchromten Metallkugeln reiht sich die Zielkugel, „Schweinchen“ genannt, bei uns in dezentem grau da man dies im Gras besser sieht und keine andere Farbe im heimischen Fundus zur Auffrischung verfügbar war, ein Maßband und die super praktischen Magnetbänder zum leichteren Aufheben der Kugeln. Ein alter Lappen zum Abwischen derselben ist manches Mal ebenso sehr hilfreich, da sich kleine Steinchen in die Markierungsrillen setzen können oder die Hände an einem warmen Tag etwas feucht sein könnten.
Boule wird oft gleichgesetzt mit dem französichen Pétanque, dem italienischen Boccia oder dem britischen Bowls. Tatsächlich hat jedoch jeder Sport abgewandelte Spielregeln und auch Erscheinungsformen der Kugeln. Das bekannte Curling und auch der Stocksport ist unserer Variante ähnlich.
Bereits 460 v. Chr. gab es erste Hinweise auf ein Spiel mit Steinkugeln, im 2. Jh. n. Chr. fanden sich im Römischen Reich ebenso Hinweise und daraus entwickelte sich das spätere Boccia und Boule Lyonnaise. Die Anfänge der britischen Variante Bowls lassen sich bis ins London des 12. und 13. Jhdr. zurückverfolgen.
Ja, und nun wird im Jahr 2021 in Lorch Boule gespielt. Die letzten Jahre immer auf unserer Wiese, da diese jedoch komplett umgeackert, aufgeschüttet und neu eingesät wurde, ist dies derzeit leider noch nicht möglich. Durch meinen letzten Ausflug Der Park am alten Bahndamm in Böbingen kam ich dann mit dem Spiel wieder in Berührung und am schönen sonnigen Sonntagmorgen überzeugte ich den Göttergatten zu einem 1km Fußmarsch gen Bahnhof um dort auf dem Sandplatz eine Partie zu spielen.
Leider ist die Anlage nicht eben, die Splittverteilung lässt etwas zu wünschen übrig, sodass es immer mal wieder vorkommt, dass ein größeres Steinchen die Kugel in eine ganz andere Richtung rollen lässt als gewünscht. Aber all diese Dinge lassen dann das Spiel auch wieder spannender erscheinen und ruckzuck sieht die Rangführung ganz anders aus als zu Beginn – so wie es dann bei uns auch geschah.
Das Los entscheidet, wer beginnt. Nun gilt es, mittels Abwurfmarkierung dem zuvor geworfenen Schweinchen mit der Kugel so nah als möglich zu gelangen. Dabei darf auch das Schweinchen mit verrückt werden oder eine gegnerische Kugel weit ins Abseits geschossen werden. Pech, dass sich unser graues Schweinchen sehr schwer vom grauen Belag abhebt. Eine Farbänderung ist dringend nötig.
Dies probieren dann auch reihum die anderen Mitspieler.
Dann erfolgt der Wurf mit der zweiten Kugel, nun beginnt derjenige der am weitesten vom Schweinchen entfernt ist, dann folgen die anderen Spieler. Im Anschluss wird geschaut oder auch ausgemssen, wer am nächsten der Zielkugel liegt. Nun haben wir so ein praktisches Maßband und trotzdem misst man immer wieder doch nach altbewährter Methode aus der Kindheit…
So wird Runde um Runde gespielt bis ein Spieler die zuvor ausgemachte Punktzahl erreicht hat. Bei uns stand das Ergebnis fest, Jogi hatte haushoch gewonnen – wie immer, da ich einfach nicht zielen kann. Trotzdem gab es am angrenzenden Bahnhofskiosk ein Eis für mich und wir machten uns auf den Rückweg nach Hause.
Wen habe ich nun zum Spiel animiert? Viel Spaß – ich hab ihn dabei,
Gruß Karin