…der Alpen, dies waren unsere Abschlussziele unserer diesjährigen Urlaubsreise. Als Schmankerl im vorletzten Beitrag Genua… angekündigt, möchte ich nun endlich davon berichten.
Mit dem Auto ging es somit vom zuletzt erwähnten Cherasco aus ins Aostatal, genauer gesagt nach Courmayeur. Dort befindet sich die Einfahrt zum Mont Blanc Tunnel, der die italienische Gemeinde Courmayeur mit der fränzösischen Gemeinde Chamonix-Mont-Blanc anhand des 11,611 km langen Straßentunnels durch das Mont Blanc Massiv verbindet.
War das eine spannende Angelegenheit! Leider wimmelte es von Fahrzeugen. Großes Gedränge bis man sein Fahrzeug laut Klassifizierungstabelle in der jeweils richtigen Maut-Zahlstelle einreihte. Von der italienischen Seite her bezahlten wir am 12.06.2022 für den PKW 48,80€. Von der französischen Seite variiert dies aufgrund verschiedener Mehrwertsteuer, für Hin und Rückfahrttickets unterscheiden sich die Gebühren ebenso. Dasselbe gilt für Zweiräder, Fahrzeuge mit Anhänger usw. Informiert euch bitte vorab online. Auch ob Tunnelsperrungen bevorstehen, so wie z. B. vom 17.10. – 07.11.22. Mit der Quittung erhielten wir einen Infoflyer mit Sicherheitshinweisen in die Hand gedrückt und ab ging es anhand Ampelregelung zum Tunneleingang. Wäre Joachim in der Vergangenheit nicht schon einmal durchgefahren und hätte über die Sicherheitshinweise Bescheid gewusst – in diesem Wirrwarr hätten wir dies gar nicht so schnell erfassen können.
Wie bereits erwähnt, hat der Tunnel eine Länge von 11,611 km. Weiter konnte ich recherchieren, dass er eine Breite von 8,6 Meter und eine Höhe von 4,35 Meter hat. Der Tunnel liegt auf italienischer Seite auf 1381 m Eintrittshöhe, auf französischer Seite bei 1274 Metern. An beiden Einfahrten fährt man zunächst bergauf, damit in der Mitte, genau unterhalb des Berges Aiguille du Midi der höchste Punkt liegt, dann fährt man zu beiden Seiten wieder bergab. Somit ist gewährleistet, dass das Tunnelwasser zu beiden Seiten abfließen kann.
Die Bohrungen zum Tunnelbau erfolgten im Jahr 1959, der Durchstoß glückte 1962 und die feierliche Eröffnung zelebrierte man dann 1965 mit viel Pomp, schließlich galt der Straßentunnel zu damaliger Zeit als der längste weltweit. Jede Betreibergesellschaft ist für die Hälfte des Tunnels verantwortlich.
Es ist strikt darauf zu achten, dass das absolute Überholverbot eingehalten wird. Da der Tunnel nur aus einer einzigen Röhre mit einer Doppelspur für Hin- und Gegenverkehr besteht wäre alles andere auch tödlich. Die Mindest- und Höchstgeschwindigkeiten von 50 km/h und 70 km/h müssen eingehalten werden. Der Sicherheitsabstand von 150 Meter zum vorausfahrenden Fahrzeug kann anhand blauen Markierungen am seitlichen Tunnelrand überprüft werden. Radiofrequenzen von 103,3 oder 107,7 sollen auf Empfang geschaltet werden. Lastkraftwagen fahren nur im Konvoi hindurch, jeweils mit einem Sicherheitsauto am Anfang und am Ende. Kameraüberwachung im Tunnel und eine bereits wartende Polizeistreife bei der Ausfahrt lassen dann auch die letzten Zweifler überzeugen, sich beim nächsten Mal streng nach Vorschrift zu verhalten. Diese strikten Sicherheitshinweise wurden 1999 nach dem großen Brand eingeführt. Damals geriet im Tunnel der Motor eines LKWs in Brand. Diese Katastrophe kostete 39 Menschen das Leben und führte zu einer dreijährigen Tunnelsperrung. Einzelheiten hierrüber können im Netz nachgelesen werden.
Ja, und nach ungefähr 15-20 Minuten fuhren wir wieder aus dem Tunnel und konnten den 1. Teil des versprochenen Leckerlies abhaken. Nun befanden wir uns auf französischem Boden und fuhren direkt nach Chamonix-Mont-Blanc, um unsere Unterkunft für die Nacht aufzusuchen. Diese lag traumhaft ruhig außerhalb des Getümmels mit herrlichem Blick auf die gewaltigen Felsmassive.
Das überaus geschäftige und touristische Örtchen, welches auf 1030 Metern Höhe liegt, lebt von der Attraktion der Berge, voran dem Mont Blanc. Im Jahr 1924 fanden hier die ersten Olympischen Winterspiele statt. Horarce Bénédict de Saussure († 1799) wird ein besonderes Denkmal gesetzt. Der Genfer Naturforscher machte 1787 auf dem Gipfel geologische Beobachtungen und vergleichende barometrische und thermometrische Messungen mit dem Ergebnis, dass der Mont Blanc der höchste Gipfel Europas sei.
Der Mont Blanc, der genau an der Grenze zwischen Frankreich und Italien liegt, sein Gipfel jedoch zu Frankreich gehörend ist, ist mit 4807,73 m Höhe der höchste Berg der Alpen und der Europäischen Union. Ob nun der Elbrus im Kaukasus der höchste Berg Europas ist, hängt davon ab, wie man die Grenzen versteht. Daher schreibe ich vom höchsten Berg der Alpen und wie man es damals, 1787 verstand.
Und auf dieses Bergmassiv wollten wir – als zweiten Teil Joachims Leckerli – am nächsten Morgen hinauf! Mit der Seilbahn. Ok, eine Seilbahn der Superlative, dazu die höchste Seilbahn Frankreichs! Wer meine Höhenangst kennt, der weiß vor welcher immensen Aufgabe ich stand! Exakt auf den Mont Blanc führt keine Seilbahn, nur zum benachbarten Aiguille du Midi (frei Übersetzt Mittagsnadel), einem schroffen felsigen Vorposten im Mont-Blanc-Massiv, der immerhin auch eine stolze Höhe von 3842 m aufweisen kann. Ein exzellenter Aussichtspunkt, doch auch Ausgangspunkt für alpine Berg- und Skitouren.
Am nahe gelegenen großen Parkplatz war zur frühen Stunde noch reichlich Platz zur Verfügung. An der Seilbahnstation Alpinisten und Touristen so weit das Auge reicht. Mal richtig professionell ausgestattet, dann wieder nur ersichtliche Freizeitwanderer, dann solche die nicht geübt, jedoch durchaus gut ausgerüstet mit festem Bergschuh, Langarmshirt, Daunenwinterjacke, Mütze, Handschuhe, Rucksack mit allerlei Nützlichem ausgestattet sind – so wie ich!, und diejenigen, die sich eventuell gar keine Gedanken machten bezüglich Höhe und Temperatur und die mit Ballerinaschühchen, Kleidchen, Kurzarmshirt und kurzen Hosen den Weg in die Gondel wagen. An Sonnenbrille und Sonnenschutzcreme unbedingt denken, auch wenn es da oben mächtig kalt sein kann.
Im 15 Minutentakt können die ein- und ausfahrenden Gondeln, die bis zu 70 Personen Platz bieten, beobachtet werden. Somit saß ich irgendwann als heulendes Elend voller Angst da und schüttelte den Kopf über die bescheuerte Idee von Jogis besonderem Schmankerl und wollte am liebsten nur noch flüchten. Doch die Onlinebuchung der Tickets war für ihn eine besondere Herausforderung, Erst am Abend zuvor erfuhr er, dass über verschiedene Browser probiert werden müsste, nicht auf allen würde die Annahme der Kreditkarten funktionieren. Übrigens würde ich sehr empfehlen, die Tickets im Voraus online oder direkt am Schalter einen Tag zuvor zu kaufen. Vor allem bei bester Wetterlage bekommt man zur gewünschten Abfahrtszeit oft keinen freien Platz mehr. Für Kinder unter 3 Jahren ist der Zutritt nicht gestattet, für Kinder unter 5 Jahren nicht empfehlenswert. Allein mein Ticket kostete 69 Euro und da kam eben auch die Schwäbin in mir durch und der Ehrgeiz, es doch zu schaffen. Ich schickte „mein besonderes Schmankerl“ ins nächste Straßencafé, um mit mir allein, und den gefühlten 100 wartenden Mitreisenden, wieder zur Ruhe zu kommen, durchzuatmen, gegen die Angst zu atmen und mich zu beruhigen.
Es gelang mir. Sehr gesittet mit exakten Angaben welche Gruppe wo wann sich zu befinden hatte, wurde eingecheckt. Die Kontrolle der Onlinetickets funktionierte fehlerfrei, beim Einsteigen nahm mich Jogi an seine Seite, all die vielen Menschen konnte ich nicht anschauen. Mit eisernen Handgriffen umschlang ich die Haltestangen, versteifte den gesamten Körper, Blick auf den Boden und ab ging die rasant schnelle Fahrt. Manches Mal stieg die Panik in mir auf, jedoch war ich permanent mit Druckausgleich beschäftigt, nach draußen schauen konnte ich überhaupt nicht, der Schweiß der Anstrengung und Angst – nein, die Daunenjacke hatte ich nicht an – rann am ganzen Körper entlang. Nach 2,5 km erreicht man die 1. Sektion, den L’Aiguille du Plan in 2300 Metern über dem Meer. Hier befindet sich etwas abseits der Station ein Biergarten und eine Bewirtungshütte nebst Souvenirecke. Nun wird die Gondel gewechselt, hier können nun bis zu 50 Personen Platz finden. Nun ging es ohne Zwischenstützen erst über den Gletscher, um dann direkt am Berg entlang senkrecht in die Höhe zur 2. Sektion zu gelangen. Diese 2,9 km konnte ich sehr gut verkraften, den Berg direkt vor Augen, der bot mir Halt und Sicherheit, obwohl dies natürlich Quatsch war.
Oben angekommen musste ich sofort die Jacke anziehen. Ich zitterte am ganzen Körper, war fix und fertig, das Atmen fiel mir schwer, war wie benommen. Ich lief treppauf und -ab, Souvenirshop, Restaurant.
Wir liefen durch einen Eistunnel, eine Röhre, Jogi bugsierte mich in einen Aufzug, 4 Personen passten dort hinein. In einem Schacht ging es dann nochmals rasant senkrecht direkt durch den Berg 50 Meter nach oben. Dies war nun überhaupt nicht schlimm für mich. Ihr seht aber, ich hatte so mit dem Funktionieren meines Körpers zu tun, dass ich überhaupt nicht auf die Reihenfolge achten konnte. Es ging mir auch alles etwas zu schnell, da ich nicht richtig durchatmen konnte.
Angekommen auf 3842 Metern schloss ich sofort die Jacke. Frisch war es, herrlich blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und traumhafte Ausblicke! Wir standen auf der Aussichtsterrasse und doch mitten im Winter. Schnee, ewiges Eis, Gletscher, eine andere Welt. Das Matterhorn, der Monte Rosa, der Mont Blanc und natürlich zig andere hohe Berge direkt vor Augen. Wunderschön!
Ganz tief unten konnten die Bergwanderer stapfend durch den Schnee beobachtet werden.
Ein besonderer Höhepunkt für viele mutige Besucher war die Fotobox „Der Schritt ins Leere“. Ein Kasten, an 5 Seiten aus Glas im luftleeren Raum hängend, über tausend Meter hoch. Eine gigantische, schwindelerregende, aufregende und beeindruckende Fotokulisse. Da Jogi ebenfalls schon einmal mit der Seilbahn hier herauf fuhr und der Aufzug mitsamt Fotobox geschlossen war, konnte er sich diese Chance nicht entgehen lassen. Ich stand nun 25 Minuten seitlich, in einer sehr windigen und eiskalten Ecke, um ihn bei seiner mutigen Tat abzulichten. Was war ich über meine warme Verpackung froh. Unzählige weitere Besucher wagten dieses Erlebnis und obwohl die Fotos schon toll aussehen, das hätte ich mich nie getraut.


Auf dem Bild seht ihr viele weitere Aussichtsterrassen, auch wir genossen noch die verschiedensten Blicke in weite Ferne und hinab ins Tal. Damit hatte ich überhaupt keine Probleme. Wahnsinn, was hier oben alles gebaut wurde. Allerdings bleibt es fraglich, ob dies alles sein muss?
Auch die Rückfahrt zur 1. Station bereitete mir keine Schwierigkeiten. Genüsslich ließen wir uns im Biergarten nieder, genossen die Aussicht auf Land und Leute und wagten dann, ebenso völlig unkompliziert, die Rückfahrt bis zur Talstation.



Dort hechtete ich noch schnell in den wunderschönen großen Souvenirladen, kaufte eine Ansichtskarte, beschrieb diese, Jogi marschierte in den nächsten Tabakladen um eine Briefmarke zu ergattern, Briefkasten gesucht und gefunden und auf ging es zur endgültigen Heimfahrt. Leider habe ich von 7 verschickten Postkarten erst 3 Rückmeldungen erhalten. Die Post scheint nicht nur in Deutschland sehr unzuverlässig geworden zu sein.
Bis bald, hoffentlich aus nicht gar so schwindelerregenden Höhen!

Toll dass du dich überwinden konntest. Erinnert mich an den Libanon, da hast du es auch gewagt 👍
Schöne Fotos
Ja danke!
Super Blogbericht! Hab jede Zeile genossen.👍
Danke, du Schmankerl!