Erneut waren Jogi und ich letztes Wochenende auf Entdeckungstour. Unser Ziel war der imposante Baatara Gorge Waterfall, und da mein Gatte in den nächsten Wochen sehr viel auf Reisen sein wird und man hier nie weiß, was einem im Alltag alles in die Quere kommen kann, nutzten wir das herrliche Wetter für diese Unternehmung.
Somit fuhren wir über Byblos hinauf Richtung Laqlouq, über die tief verschneiten Ortschaften bis ins Bergdorf Baloue Balaa, welches von Byblos aus ca. 34 km entfernt liegt. Der Wegweiser „Gouffre des Trois Ponts“ (~klaffender Spalt/Schlund der drei Brücken) war an diesem Tag für uns eigentlich nicht von Nöten. Zahlreiche Menschen versuchten an Reisebussen und Autos vorbei, der schmalen Strasse durch die meterhoch getürmten Schneemassen zu Fuss zu folgen. Wir fuhren einfach unbeirrt weiter, bis wir von einem Parkwächter auf einen großzügig angelegten Parkplatz verwiesen wurden. Wahnsinn, augenscheinlich viele Touristen und ausländische Studentengruppen kamen uns entgegen! Zum Glück waren diese alle dabei, den Schauplatz zu verlassen!
Nach dem Bezahlen des Eintrittsgeldes von 10.000,00 Libanesischen Pfund pro Person, geht es die gut ausgebaute Treppenanlage 300 Meter bergab bis zu einer schwindelerregenden Höhle.
Unterwegs herrliche Ausblicke in die Umgebung. Könnt ihr die Hängebrücke erkennen? Musste doch sehr schmunzeln – das ausgewiesene Richtungsschild mit dem englischen Begriff „monkey bridge“ welcher mir bis dahin unbekannt war.
Auf halbem Wege kann man sich entscheiden, ob man komfortabler per Sessellift den restlichen Weg der Schlucht bergab bewältigt oder weiterhin zu Fuss unterwegs ist. Wer mich mit meinen Knieproblemen kennt, der weiß, dass ich zwar durchaus für Abenteuer zu begeistern bin – aber bitteschön bequem!
Als wir beiden dann allerdings den sogenannten Sessellift erblickten, wurde uns mulmig und wir fragten uns, ob dieser Lastenaufzug, der im Gebirge normalerweise die Almhütten mit Vorräten beliefert, für uns zwei Gewichtigen die sicherste Art des Ab- und Aufstiegs darstellen sollte. Egal – wir bezahlten für Hin- und Rückfahrt nochmals 10.000,00 Pfund pro Person und stiegen alleine in die Gondel. Rücken an Rücken, ich mit Blick zur Attraktion und Jogi das Gesicht hinauf zur Abfahrtsstation, glitten wir bergab. Bereits nach den ersten Metern jammerte ich und bibberte und mir bleib vor Angst die Luft weg, schloss die Augen und lenkte mich mit dem Aufsagen des Alphabets ab, was anderes fiel mir in dem Moment nicht ein. Mit meiner Höhenangst war das schon eine gehörige Herausforderung und was zitterten mir die Beine, als wir kurz darauf unten ankamen! Bei der Fahrt hinauf tauschten wir dann die Plätze, ich verspürte keinerlei Angst und ich muss es gestehen – ich hab innerlich leicht jubiliert, als mein starker Bär kurz vor dem Ziel eben solches Muffensausen bekam wie ich zuvor und ich relativ entspannt dem Ende der Fahrt entgegen sehen konnte. Aber alles war besser als diesen steilen Ab- und Aufstieg per pedes zu meistern.
Ganz besonders möchte ich noch erwähnen, dass die Wege zwar gut gestaltet sind, allerdings im oberen Bereich ohne Handlauf, was vor allem ich sehr bedauerte. Auch trittfestes und solides Schuhwerk mit guter Profilsohle ist auf jeden Fall von Vorteil, da der Wasserfall bei der Schneeschmelze im Frühjahr am besten zu bestaunen ist und sämtliche Zufahrtswege, der Parkplatz und der Bereich vor dem kleinen Kiosk alle nicht befestigt sind und man somit z. T. zentimeterdick im Morast, in ablaufendem Wasser oder auch hohem Schnee versinkt. Des öfteren haben wir die jungen Damen mit Texilschlappen, Slippers und Ballerinas bemitleidet und uns gefragt, wie hoch die Umsätze in den Schuhläden an den folgenden Tagen wohl sein mögen. Zum Glück lag am Parkplatz noch genügend Schnee, damit wir uns die Schuhe säubern konnten, der Matsch quoll rings um den Schuh hoch, die dicken Profilsohlen waren voll – im Zweifelsfall lieber ein Paar zum Wechseln und eine Tüte für die dreckigen Treter mitnehmen.
Doch nun endlich zum eigentlichen Grund unseres Ausflugs. Am Ende des Abstiegs oder beim Ankommen mit dem Sessellift hat man diese riesige, 250 Meter tiefe Höhle vor sich. Durch drei natürliche übereinander liegende Brücken fällt im Frühjahr das Schmelzwasser des Schnees 90 Meter tief in ein Senkloch aus Kalkstein und bildet somit den Wasserfall der Schlucht. Wenn im späten Frühjahr der Schnee auf dem Gelände abgetaut ist, dann ist es auch erlaubt, die spektakuläre mittlere Brücke zu begehen. Gigantische Ausblicke müssen sich ergeben – zumindest findet man im Internet einige imposante Aufnahmen. Nun jedoch war der Bereich großräumig abgesperrt, Wachposten hielten die Besucher im Auge, dass auch ja niemand den matschigen, nassen und rutschigen Schnee der Umgebung betrat.
Die Sonne schien so unvorteilhaft von der Seite in die Höhle, Dampf stieg auf, es war trübe, besser ging das Foto einfach nicht.
Danach noch eine kurze Rast auf Holzbänken in der Sonne sitzend, bevor die Fahrt bergauf ging.
Auf dem Nachhauseweg boten sich uns dann noch einige tolle Ausblicke auf die schneeverhangenen Berge und die grandiose Landschaft. Diese Fotos setze ich nun kommentarlos hier rein, einfach wirken lassen!
Und wenn man dieses Bild sieht, dann weiß man, dass wir nun bald wieder aus 1200 Höhenmetern auf Meereshöhe angelangt sind.
Eine beeindruckende Natur, die wir heute wieder einmal erleben durften,
bis demnächst!
Gruß Karin
Sehr schöne und beeindruckende Bilder. Kann mir die Fahrt in dem Lift mit dir ganz gut vorstellen. Toll dass du dich getraut hast! Sehe ich in dem letzten Foto von euch beiden ein Herz von euch im Schnee ?
Danke! Du siehst richtig, obwohl das zufaellig mit drauf kam, haben wir erst hinterher bemerkt. Ich hab da nicht gemalt…