Als ich vor einem Jahr zum Einzug hier die Wohnung putzte, viel mir schon auf, dass sich im Wohnzimmer an manchen Stellen die Tapete von der Wand löste und darunter alles schwarz war. Oh je!
Nach dem Winter mit dem vielen Regen und Schnee wurde es natürlich nicht besser, als ich jedoch Ende August aus Deutschland zurückkam, erschrak ich regelrecht. Massive Schäden waren sichtbar, aufgequollene Wände – wir mussten handeln. Nach Absprache mit unserem Vermieter war er damit einverstanden, dass die Tapete partiell entfernt und die Wände nur weiß gestrichen werden. Ich war hoch erfreut! Habe mich nach so vielen Jahren Auslandsaufenthalt ohne Tapete zwar an diesem Wandschmuck erfreut, jedoch war das Wohn- und Esszimmer insgesamt viel zu dunkel und somit war ich froh, dass wieder mehr Helligkeit ins Zimmer kommen würde.
Direkt am Abreisetag meiner Freundin fing ich an und nach drei Tagen hatten wir es auch geschafft, das Zimmer leerzuräumen. Schrankwand, Sofas, Esstisch, Sideboard und Laufband mussten aufgrund Platzmangels im Zimmer bleiben, aber alles andere konnten wir auf die restlichen Räume verteilen.
Am vereinbarten Montag wartete ich dann vergeblich, niemand kam, auch der Vermieter war den ganzen Tag nicht zu erreichen. Erst am späten Abend, und wie sollte es auch anders sein, er hatte vergessen den Handwerkern Bescheid zu geben. Jedoch kam er eine Stunde später mit dem Maler zur Besichtigung und für den nächsten Tag war alles ausgemacht.
Joachim ließ im Vorfeld bei der Besprechung schon verkündigen, wir hätten weder Maid noch Putzfrau – sprich, alles was verschmiert wird, muss entfernt werden.
Pünktlich am nächsten Morgen kamen dann auch zwei junge Männer und sie legten direkt los. Abdecken von Möbeln oder Fußboden kannten die Jungs nicht, obwohl ich es nochmals erwähnte. Mit Unterstützung unseres Hausmeisters waren ratz fatz die in Frage kommenden Tapeten unten und ich erschrak!
Jedoch war nur die Untertapete schwarz, die Wand war in Ordnung, an einigen Stellen war Wassereintritt zu bemängeln, aber sonst sah es normal aus.
Habe dann gleich noch alte und nutzlose Kabel, einige bereits vorhandene Bohrlöcher und Schrauben von den Wänden und eine inaktive Außenantenne am Fenster entfernen lassen. Bis dann die Spachtel- und Schleifarbeiten und 2-3 Anstriche getan waren, vergingen zwei Tage. Es wurde ordentlich gearbeitet, sieht gut aus! Nebenher plärrte keine Musik, zum Trinken, Essen und Rauchen gingen sie ohne Aufforderung nach draußen – wunderbar!
Für die Leser, die schon jahrelang in der Weltgeschichte umhertingeln, sind die nun folgenden Ausführungen Alltag, aber einige meiner Leser, die sowas nicht kennen, die interessiert dies bestimmt brennend.
Nun waren die Maler also vorgestern Nachmittag fertig und der Oberkappo verlangte nach einem Lappen. Ich sprang dann los, holte Eimer mit Wasser und mehreren Lappen. Nun muss man sich zwei arabische junge Männer, Anfang Zwanzig, in deren Wortschatz das Wort „Putzen“ bestimmt nur mit der Hausangestellten oder höchstens der Mutter in Verbindung gebracht wird, beim Putzen vorstellen. Der Oberkappo fing dann mit dem trockenen Lappen an, den weißen Schleifstaub auf dem Sideboard zu entfernen – mein Stichwort einzugreifen.
Ich, der Arabischen Sprache nach wie vor fast nicht mächtig, er nur knapp 5 Worte mehr an Englischkenntnissen. Ansonsten verständigten wir uns die letzten Tage so lala, ich versorgte die Jungs mit Wasser und Kaffee und arabischen Fladenbroten. Wir lachten viel und jeder dachte sich über den anderen wohl seinen Teil.
Nach meinem Eingreifen machte ich ihm verständlich, dass ich die Möbel selbst putzen würde. Da waren ja noch jede Menge anderer Teile, die vom weißen Schleifstaub wie gepudert aussahen. Als da wären die Klimaanlage, die Rollladenabdeckung, Heizkörper, Heizkörperabdeckungen, Fußbodenleisten, Türen und Laminat. Ich verdeutlichte mit Gesten und Worten, wie und wo geputzt werden muss. Irgendwann stieg er dann auf die Leiter, nasser Lappen in der Hand und fing voller Elan von oben an. Der Kollege verdrückte sich auf die Terrasse zum Rauchen, der Hausmeister und ich schauten zu, er gab ihm immer wieder gestikulierend auf Arabisch Hinweise, ich das gleiche in Englisch. Der Arme! Als der Oberkappo dann jedoch merkte, was ich alles sehe, fing dann auch der Hausmeister an, mit der Spachtel die Farbe vom Laminat zu kratzen. Irgendwann verlangte der Maler nach einem Abzieher und machte Anstalten die inzwischen braune Brühe im Eimer, auf dem Boden auszuschütten um diesen nach arabischer Sitte zu putzen. Ich sag nur, Laminat!
Ich wiegelte erneut ab, dass ich das selbst tun würde, gab den aufatmenden Jungs ein Trinkgeld und sie verließen fast fluchtartig unser Heim.
Jogi ist gestern Morgen um kurz nach acht aus dem Haus, er ist für eineinhalb Wochen auf Reisen, von hier in Libanon, dann Deutschland, zurück in Libanon, von dort nach Dubai und zurück hierher. Wenn ich mir recht überlege, verließ er auch er fluchtartig unser Heim, warum nur???
Somit fing ich also gestern Morgen zu putzen an, bis heute Nachmittag, dann war ich fertig. Zum Glück war der größte Dreck schon weggeschmiert worden, nur am hellen Laminat bin ich bald verzweifelt. Hab bestimmt zehnmal darübergewischt und noch immer sind Schmierspuren sichtbar. Der Hausmeister half mir, die Möbel zurückzustellen. Morgen werde ich dann beginnen, die ersten Gläser zu spülen und nach und nach wieder einzurichten. Hoffe ich bin in einigen Tagen fertig, denn inzwischen sind auch die anderen Zimmer schon so eingestaubt, dass diese auch einer Reinigung bedürfen.
Dann bin ich mal gespannt wann es im Außenbereich weitergehen wird. Der Vermieter meinte, nur mit Abdichten wäre es wohl nicht getan, die ganzen Fliesen außen, die gebrochen und abgesetzt sind, müssten wohl erneuert werden, da dort wohl das Wasser eindringen würde. Bin mal gespannt wann das sein wird, nun ist erst einmal ab Sonntag Regen angesagt, da kann das Wasser ja wieder seinen Weg finden!
Bis dahin, Karin