Besuch…

hatte sich angekündigt und zwar von meiner Freundin Birgit aus Deutschland. Vom 08.-15.10.15 war sie im Königreich zu Gast. Für die acht Tage war sie ganz schön schwer bepackt! Bis zum letzten Gramm waren die Gepäckfreimengen ausgereizt. Allerlei Leckeres kam zum Vorschein und somit möchte ich meinen Beitrag mit Zeilen von Wilhelm Busch beginnen – natürlich mit großem Augenzwinkern allen Beteiligten gegenüber!

Die Tüte

Wenn die Tante Adelheide als Logierbesuch erschien,

fühlte Fritzchen große Freude, denn dann gab es was für ihn.

Immer hat die liebe Gute tief im Reisekorb versteckt,

eine angenehme Tüte, deren Inhalt köstlich schmeckt.

Täglich wird dem braven Knaben, draus ein hübsches Stück beschert,

bis wir schließlich nichts mehr haben und die Tante weiterfährt.

Mit der Post fuhr sie von hinnen, Fritzchens Trauer ist nur schwach,

einer Tüte, wo nichts drinnen, weint man keine Träne nach.

Ich denke, wir waren ganz schön fleißig unterwegs. Da der Straßenverkehr hier ja viel erträglicher als im Libanon ist, war es nicht ganz so anstrengend zum Fahren. Probleme bereitete eher die Suche nach den auserkorenen Zielen mit Navi und Karte und den verschiedensten Schreibweisen – aber eigentlich fanden wir alles was wir suchten.

Wir waren am 1. Circle in der Rainbow Street, dort wo von Mai bis September der Kunsthandwerkermarkt stattfindet. Auch im angrenzenden Ausstellungsraum der Jordan River Foundation und man kann nur Bauklötze staunen und sich fragen, ob dort anhand der völlig überzogenen Preise für das angebotene Kunsthandwerk überhaupt etwas verkauft wird. Danach bergab Richtung CityCenter, dem ehemaligen römischen Zentrum. Links um eine Kurve herum und was sehen wir da?

City Center

Im geschäftigen und tristen Häusermeer total witzig!

Auf der Suche nach dem Römischen Theater kamen wir an den verschiedensten Souks vorbei. Kleine Gässchen in denen das Leben pulsiert, unzählige Läden, schwatzenden und lärmenden Menschen – Fotomotive für unzählige Themen.

IMG_3129City Center2

Doch unser Ziel war das Roman Theater. Der riesige Steinbau, der vermutlich aus dem 2. Jh. n. C. stammt, fasst ungefähr 6000 Zuschauer und ist somit das größte römische Theater des Landes. Es wurde direkt in den Hang des Hügels hineingebaut und fügt sich somit gut in das heutige Stadtbild ein.

Auch das angegliederte Folkloremuseum und die Ruinen des Odeons von Philadelphia konnten wir mit unserem Eintrittsticket besichtigen.

Roman Theater1Roman Theater2

Am nächsten Tag ging es zusammen mit Joachim in die Mosaikstadt Madaba. Wir wollten uns die St. Georgskirche anschauen.

Madaba1Diese griechisch-orthodoxe Kirche wurde 1896 über das berühmteste Mosaik, der Palästina-Landkarte, gebaut. Dieses stammt aus dem 6. Jh. und ursprünglich wurde die 6 x 25 m Karte aus 2,3 Mio. Steinchen zusammengesetzt. Leider wurde im Laufe der Zeit ein großer Teil zerstört bis man Mitte 1960 die Kostbarkeit zu schützen und erhalten lernte.

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Madaba2

An den Wänden der Kirche hängen viele moderne Mosaike, in der Krypta sind Ikonen ausgestellt.

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Weiter ging es durch die Gassen, wo sich ein Andenkenladen an den anderen reiht und da nicht viele Touris unterwegs waren, wurden die Waren lautstark feilgeboten. Am Ende der Gasse konnten wir unseren Augen nicht trauen und als wir zum Fotografieren begannen, kam Bewegung in die Ladenbetreiber und plötzlich schallte es laut aus Lautsprechern:

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Einmal am Rhein und dann zu zweit alleine sein….  Ich dachte, mich hauts um! Natürlich mussten wir in den Laden! Fanden aber außer den obligatorischen Chips, Säften, Schokolade nichts typisch Deutsches. Da sprach uns der sehr geschäftstüchtige junge Mann auf Deutsch an und bat uns Baklava an, die seine Mama morgens frisch hergestellt hatte, mit den Worten: Nicht so süß und nicht so groß!!! Auch frische Datteln, Sesamkekse und Olivenöl. Alles war wunderbar, wir kauften fleißig ein und dann wechselte die Musik auch in englischen Pop.

Anschließend waren wir im bekannten Haret Jdoudna zum Mittagessen. Leider war es gar nicht gut, wir waren sehr enttäuscht.

Danach ging die Fahrt in westlicher Richtung ans nördlichste Ende des Toten Meers, zum Taufplatz Bethania. Jesus soll dort von Johannes dem Täufer getauft worden sein.

Urspruengliche Taufstelle

Ursprüngliche Taufstelle

Heutige Taufstelle

Heutige Taufstelle

Wir kannten diese Anlage schon von einem früheren Besuch. Schön ausgebaute Wege zur ursprünglichen Taufstelle und dem neuangelegten Taufplatz am Jordanufer. Der Jordan an sich ist nur als grau-braunes Bächlein zu erkennen, durch dessen Mitte die Grenze zu Israel verläuft. Am gegenüberliegenden Ufer, welches vielleicht nur 4 Meter entfernt ist, protzt der Prunkbau der westlichen Nachbarn. Zu erwähnen sei hier noch, dass die ganze Anlage nur per Fremdenführer und Bus ab dem Besucherzentrum zugänglich ist. Fotografieren zu den Nachbarn ist zu unterlassen, besonders der neue Taufplatz ist unter ständiger militärischer Beobachtung.

Der Jordan schlingelt sich dahin. Im Hintergrund eine der vielen Kirche, die es in der Gegend gibt

Der Jordan schlängelt sich dahin. Im Hintergrund die griechisch-orthodoxe Kirche, welche direkt am Taufplatz steht.

Am nächsten Vormittag machte ich für einige Stunden schlapp, somit besuchte Joachim mit Birgit zusammen den Diplomatic Bazaar, welcher jährlich stattfindet. Die verschiedensten Länder bieten Kunsthandwerk und Kulinarisches zum Kauf an. Unter der Schirmherrschaft von Prinzessin Basma Bint Talal werden Spenden gesammelt und diese karitativen Einrichtungen zugeführt. Deutschland, Schweiz und Österreich waren leider nicht vertreten. Warum?

Am Nachmittag fuhr ich dann mit Birgit zur King Hussein Moschee.

King Hussein Moschee

King Hussein Moschee

Wir wurden am Tor schon sehr unfreundlich mit arabischen Worten wieder weggeschickt, ohne dass wir auch nur den Mund aufmachten. Geschlossene Schuhe, lange Hosen, langärmelige Kleidung und ich denke, nur aufgrund des Vorzeigens unserer mitgebrachten Kopfücher durften wir dann gnädig den heiligen Boden betreten. Allerdings nur in den Frauenbereich im Obergeschoss, dort jedoch wurden wir sehr freundlich von einer englischsprechenden Muslima hereingebeten und sie öffnete sofort die Sichtgitter, damit wir einen freien Blick nach unten in den Gebetsraum der Männer hatten.

Blick vom schmucklosen Frauenkaemmerlein hinunter in den Gebetsraum der Maenner

Blick vom schmucklosen Frauenkämmerlein hinunter in den Gebetsraum der Männer

Das weitläufige, gepflegt angelegte Außenareal lädt eigentlich zum Niederlassen und Verweilen ein, jedoch wurden wir regelrecht vom Wachmann unter Kontrolle gehalten und verließen fast fluchtartig das Gelände.

Am Sonntagmorgen sind Birgit und ich mit der Busgesellschaft JETT nach Wadi Musa gefahren. Die Felsenstadt Petra wollten wir zwei Tage lang besichtigen. Das Büro und die Haltestelle der Gesellschaft ist bei uns in direkter Nähe, die Tickets erwarb ich schon Wochen vorher und konnte somit auch die besten Plätze im Bus reservieren. Das war eine sehr angenehme 3-stündige Fahrt. Wir konnten tratschen, zum Fenster rausschauen, fotografieren oder einfach schweigen und dösen. Auf halber Fahrstrecke wurde in einem Souvenirshop Pause eingelegt. Beine vertreten, einkaufen, rauchen, Erfrischungen erwerben oder WC Besuch. Vor vielen Jahren war ich schon einmal in Petra, entschloss mich aber, diese Busfahrt und auch die Übernachtung im Hotel zu testen. Für kommende Besucher kann ich dies nur empfehlen. Die Haltestelle in Petra direkt beim Eingang zum Besucherzentrum, das auserkorene Hotel gegenüber, mit Frühstück und Abend Buffett – somit keine langen Wege oder Taxifahrten. Ich muss jedoch auch hinzufügen, wenn man Petra nicht allzu akribisch erforschen möchte, reicht es auch, morgens hin und abends wieder zurückzufahren.

Info für Besucher: Jordanien hat seit neuestem den sogenannten Jordan Pass (www.jordanpass.jo). In diesem sind Visagebühren und Eintrittsgelder für die verschiedensten Sehenswürdigkeiten beinhaltet. Wenn man Petra besichtigen möchte, lohnt sich dies auf jeden Fall, denn das Tagesticket für Petra kostet für Ausländer schon 50 JD.

Petra, einstige Hauptstadt im Reich der Nabatäer, extrem geschützt zwischen Felsengebirgen, strategisch im Kreuzpunkt mehrerer Karawanenwege liegend, wurde bereits um 9000 v. Chr. mit einfachsten Zeltbehausungen besiedelt und im 3. Jh. v. Chr. allmählich durch feste Bauten abgelöst. Sie besteht aus bizarrer Landschaftskulisse und Felsenarchitektur, bei der wir uns in der heutigen Zeit nicht vorstellen können, wie die Steinmetze damals mit einfachsten Mitteln und unglaublichem Kraftaufwand diese wundervollen Fassaden geschaffen haben. Die Innenräume der zu besichtigten Stätten und Gräber sind jedoch nahezu schmucklos und weisen keine Besonderheiten auf – bis auf den penetranten Geruch der Hinterlassenschaften von Kamel und Esel.

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Es ist eine faszinierende Wanderung in die Vergangenheit, aber auch sehr anstrengend und kräftezehrend. Der Besucher muss sich im Klaren sein, über den langen Abwärtsmarsch bis zum Eintritt in den Siq und durch diesen hindurch bis man erst zum eigentlichen Gelände kommt, ebenso der mühevolle Aufstieg für den Rückweg.

Der Siq: 1200 m lange Schlucht, 80 m hohe Felswaende. Bizarre Felsformationen und unglaubliches Farbenspiel

Der Siq: 1200 m lange Schlucht, 80 m hohe Felswände. Bizarre Felsformationen und unglaubliches Farbenspiel

Vieles hat sich in Petra verändert, seit ich das letzte Mal dort war. Direkt fünf Meter nach dem Eingang wurden mir für meine blonde Freundin schon 1000 Kamele geboten mit der Versicherung, sie wäre eine gute Ehefrau. Auch die, für unseren Geschmack, zu vielen und vor allem hartnäckigen Händler waren manchmal fast lästig. Die zu vielen Pferdekutschen, Kamele, Pferde und Esel und die damit verbundenen Offerten sie zu mieten, war auch ein Zuviel für mich. Aber auch sehr oft hatten wir wirklich Spass an deren Sprüchen, sie scheinen ein ganzes Lexikon an Anmachsprüchen auswendig zu kennen und brachten uns sehr oft zum Lachen und somit ging es frohen Mutes wieder weiter.

Auch gibt es unterwegs sehr viele Möglichkeiten, Getränke, Knabbereien und Souvenirs zu erwerben. Toiletten, Ruhebänkchen und kleine Cafés mit Sitzöglichkeiten zum Rasten und Innehalten laden ein. Da die Kühlschränke und die Beleuchtung Strom benötigen, stören manch einen die Geräusche der Generatoren in der sonst so kargen Landschaft.

Das Schatzhaus: Atemberaubender Anblick am Ende des Siq

Das Schatzhaus:
Atemberaubender Anblick am Ende des Siq

Dies alles soll jedoch trotzdem keinen davon abhalten, dieses neue Weltwunder, das auch seit 1985 auf der Liste der Weltkulturerben steht, zu besichtigen. Ich werde die einzelnen Fotos nicht näher erläutern, wer diese Reise plant, macht sich vorher sowieso schlau.

100 Steinstufen nach oben, um einen Teil der Fassadenstrasse ueberblicken zu koennen

100 Steinstufen nach oben, um einen Teil der Fassadenstraße überblicken zu können

Beim grossen Tempel. Im Hintergrund die Koenigsgraeber

Beim großen Tempel. Im Hintergrund die Königsgräber

Eine Grabhoehle von innen

Eine Grabhöhle von innen

Steinmarmorierungen wie gemalt

Steinmarmorierungen wie gemalt

Unser Hotel direkt gegenueber dem Busbahnnof

Unser Hotel direkt gegenüber dem Busbahnhof

Blick vom Zimmer zum Busbahnhof

Blick vom Zimmer zum Busbahnhof

Als wir am nächsten Tag wieder zu Hause waren, sind wir dann los, um die King Abdullah Moschee, auch blaue Moschee genannt, zu besichtigen. Von einer meiner Stammtischschwestern haben wir erfahren, dass diese für Touristen zugänglich ist. Leider wird die blaue Kuppel gerade renoviert. Schon von der Straße her ist ein großes Schild in allen möglichen Sprachen angebracht mit dem Hinweis auf den Eingang für Touristen. Man kommt in ein großzügig angelegtes Souveniergeschäft und soll sich umschauen. Alle sehr freundlich und hilfsbereit. Dann kann man sich einen schwarzen Kapuzenkaftan aussuchen und wird dann zum Ticketschalter verwiesen. Aufgrund meiner örtlichen Papiere habe ich auch hier viel weniger Eintritt bezahlt als die Touristen. Dann wird man weiter verwiesen, auch hier gilt selbstverständlich Schuhe aus und man darf auch als Frau in den großen Gebetsraum. So kannte ich es auch aus Damaskus von der Ummayyaden Moschee. Wir durften auch draußen rumlaufen, sollten uns, selbstverständlich, ruhig verhalten.

King Abdullah Moschee1King Abdullah Moschee2

Anschließend ging die Fahrt weiter zur Flagpole, der großen Nationalflagge, worüber ich schon einmal schrieb.

Am nächsten Tag war Erholung angesagt. Im Vorfeld erkundigten wir uns in verschiedenen Hotels am Toten Meer nach Tagestickets. Dies erschien uns, trotz beinhaltetem Getränke- und Essensgutschein für die paar Stunden zu teuer. Somit erhielt ich von einer anderen Stammtischschwester die Info über Amman Beach, eine Art Freibad mit Restaurant und Zutritt zum Meer. Schlamm zum Einschmieren und eventuell Badetücher müssen extra bezahlt werden. Mit meinem lokalen Ausweis bezahlten wir nur 10 JD/Person Eintritt. Essen und Getränke dürfen nicht mitgebracht werden.

Amman Beach

Amman Beach

Das war o.k. für uns. Der Pool danach war wirklich schön. Frisch abgeduscht und umgezogen ging es gegen Nachmittag wieder heimwärts, denn am Abend wollten wir ins Kan Zaman Village Essen gehen. Von dort habe ich auch schon einmal berichtet.

Auf der Terrasse beim Essen am Abend

Am Abend auf der Terrasse des Restaurants beim Essen

Für den letzten Tag hab ich wiederrum von einer anderen Stammtischschwester den Tipp bekommen, dass es bei uns in der Nähe einen ganz tollen Gewürzladen gibt und dort genau gegenüber eine große lokale Bäckerei.

Der Gewürzladen Bin Izheiman war eine Augenweide. Die Mischung zwischen chinesischer Apotheke, Kaffeerösterei, Nussladen und Kolonialwaren war total witzig und interessant.

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Auch die Bäckerei Sufara gegenüber war toll. Sehr stark besucht, wuseln die Menschen mit Plastiktüten zwischen den Kuchenblechwagen umher und bedienen sich selbst. An den Theken ringsum wird man bedient und man weiss gar nicht, für welche Art von Keksen oder Dauergebäck man sich entscheiden soll. Birgit hat sich fleißig durchprobiert und gut eingekauft.

Das war es dann auch, in der Nacht ging es für sie zurück nach Deutschland. Sehr schön war’s, lustig – aber auch anstrengend.

Bis zum nächsten Mal, Karin

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