Seit letzter Woche sind mein Auto und ich, stolze Besitzer eines „Car Multimedia Entertainment System“ mit allen möglichen Finessen, einschließlich GPS. Jawoll, Jordanien – wir kommen!
Mein lieber Göttergatte überraschte mich mit dem Teil. Wahrscheinlich hatte er ein Einsehen, als wir nachts aufgrund seines Knies das Krankenhaus wie die Stecknadel im Heuhaufen suchten. Nun habe ich also ein Navi.
Ausprobieren hieß es! Somit hatte ich mir für letzten Samstag aus dem Reiseführer ein nettes Ausflugsziel ausgesucht. Eine Wegbeschreibung oder ein genauer Ort war nicht wirklich aufgeführt, nur ala auf der Flughafenstraße und 3 km nach der ersten Tankstelle rechts ab, unter der Autobahn Richtung Norden weiter, irgendwann erscheint ein Hinweisschild usw. Nun befinden wir uns ja nicht im geordneten Deutschland, Tankstellen und dergleichen schließen und eröffnen wie die Pilze aus dem Boden, dazu wurde die genannte Straße groß um- und ausgebaut und Tunnelunterführungen wohl auch anders gesetzt. Auch habe ich nicht im Vorfeld das Netz befragt, wollte wirklich testen.
Kan Zaman Village hieß unser Ziel. Eine südlich von Amman gelegene Siedlung, einst von Beduinen gegründet und nun für den Tourismus restauriert. Kunsthandwerk, Schmuck, Glasbläser, Töpfer und dergleichen sollten dort die Besucherinteressen wecken. Vorzügliche Restaurants sollten in den ehemaligen Ställen arabische Gerichte direkt aus dem traditionellen Lehmofen anbieten. Das hörte sich gut an, doch leider nahm das Navi den genannten Namen nicht an. Wir probierten alles Mögliche bis wir uns entschlossen, einfach mal die genannte Straße abzufahren. Leider fuhren wir nicht nach Norden, sondern nach Osten, auch war dort kein Tunnel, irgendwann hielt ich an und Jogi fragte in einem Computerladen nach dem Weg. Ich staunte! Männer befragen im Allgemeinen ja niemanden nach dem Weg. Es wird gekurvt und gewendet, kombiniert und überlegt, doch einfach mal am Straßenrand anhalten und fragen – das erstaunte mich dann doch. Vielleicht lag es daran, dass ich fuhr. Man gab ihm in gutem Englisch die Auskunft wo wir waren und sie kannten auch sofort dieses Dorf und zeigten auf der Karte, in welche Richtung wir mussten. War eine sehr schöne Ausflugsfahrt. Gut ausgebaute breite fast autoleere Straßen, besinnliches Dorfleben ließen wir hinter uns, Moscheen, eine sehr schöne Kirche, sogar an einer Driving Range und an einer Paintballanlage kamen wir mitten im Nichts vorbei bis wir schließlich ein Hinweisschild des Dorfes sahen und – wir staunten Bauklötze – im rechten Winkel zur Flughafenstraße fuhren und rechts vor uns IKEA war! Was lachten wir, das hätten wir auch einfacher und schneller haben können! Aber dann hätten wir wiederrum nie erfahren, was die Gegend sonst so alles zu bieten hat.
Vor uns lag dann auch der Tunnel und etliche Schilder wiesen uns den Weg, bis wir am Ziel waren. Das Village heißt nun auch Mirage. Zwei Reisebusse parkten davor und auch einige Autos, ich war erleichtert, war also geöffnet. Ich hatte mir das viel uriger und traditioneller vorgestellt, war schon sehr touristisch angehaucht. Leider hatte noch alles bis auf ein Restaurant geschlossen, war alles noch im Umbau, macht erst in 4 Wochen auf. Somit sind wir ins Restaurant. Sah super aus innen, eine riesige Außenterrasse, modern und chic angelegt.

Die Callas wachsen direkt im Blumenbeet. Da hätte eine Freundin von mir ihre Freude, hatte sie eine einzelne davon doch als Brautstrauß
Wir suchten fern ab der laut schnatternden italienisch sprechenden Reisegesellschaft ein ruhigeres Plätzchen. In dem riesigen Restaurant ein Leichtes. Ich musste erst einmal alles Bestaunen, Jogi sah derweil die Speisekarte durch und ich fing an zu fotografieren.
Das Essen und der Service waren vorzüglich! Ich habe in den 12 Jahren Libanon ja wirklich auch sehr gut arabisch gegessen, aber was wir hier in den letzten Monaten immer wieder an den verschiedensten Plätzen für Variationen von alltäglichen Gerichten bekommen, ist ohne Gleichen.

Eigenlich hab ich nur gewartet, bis das Essen fotografiert wird, wollte nicht unbedingt mit auf das Foto.
Den Espresso danach nahmen wir dann auf der Terrasse ein. Bequem gepolstert unter dem Sonnenschirm, ein laues Lüftchen wehte, Urlaubsfeeling. Auch die schnatternde italienische Front, die sich nach dem Essen ebenso nach draußen bewegte, trug dazu bei.
Die Rückfahrt gestaltete sich völlig unproblematisch.
Den Weg kannte ich – auch mein Navi!
Bis bald, liebe Grüße Karin