Nun dachte ich Anfang des Monats schon, ich kann so langsam aufatmen. Saß ich doch eines nachmittags nur im T-Shirt am Balkontisch und ließ die herrlichen Sonnenstrahlen auf meinen Wärme entwöhnten Körper scheinen. Zugegeben, doppelte Beinbekleidung und gestrickte wärmende Socken samt dick ausgekleidetem Balkonstuhl gegen den kühlen Wind von allen Seiten war schon von Nöten, aber die Kraft der Sonne war sehr deutlich zu spüren.
Der Mandelbaum stand bereits in Blüte, die japanische Zierkirsche hatte schon sehr deutliche Knospen, sodass ich mir davon einen Zweig in die Vase ins Wohnzimmer stellte, woran ich mich auch heute noch, drei Wochen später, täglich an der nun voll aufgeblühten Pracht und dem feinen Duft erfreuen kann.
Dann kam der große Sandsturm. Tagelang hatte es aufs heftigste geweht. Zu allen Fenster- und Türritzen, und das sind hier viele, kam das braune feingekörnte Wüstenrelikt, so dass ich es zum Schluss mit dem Besen im Wohnzimmer zusammenfegen konnte. Als es dann auch noch leicht zu nieseln anfing, war das Geschmiere draußen perfekt. Zum Glück haben wir einen Hausmeister, der donnerstags alles mit dem Wasserschlauch wieder erstrahlen lässt.
Letzten Mittwoch dann die Ankündigung, ab Donnerstagmittag um 12 Uhr sei Public Holiday angesagt, schwerer Schneesturm wird erwartet. Da Jogi bereits am Dienstag moniert hatte, dass im Kühlschrank mehr leere Flächen als Inhalt zu sehen seien, machte ich mich am Nachmittag auf, die Vorräte aufzufüllen. Keine gute Idee, so spät aufzubrechen. In meinem Supermarkt war die Hölle los, es regnete in Strömen, keine Parkplätze mehr zur Verfügung, also warten bis jemand wegfuhr. Wieder einmal leere Regale, übervolle Wägen die sich vor den Kassen zur Bezahlung drängelten. Letztendlich war ich in 4 Läden, überall das Toastbrot ausverkauft. Mussten wir unser wachsweich gekochtes Ei eben ohne gebutterten frischen Toast genießen. Ich weiß – es gibt auch wichtigere Probleme auf dieser Welt!!!
Am Donnerstag verließ Jogi aufgrund eines Außentermins schon eher unser Heim, stand jedoch kurz nach 9 schon wieder auf der Matte, die Regierung hätte den ganzen Tag als Urlaub erklärt. Ab dem Nachmittag dann schwere Stürme, Regen, jedoch kein Schnee. Irgendwann war dann auch der TV Empfang gestört, als ich gegen 23 Uhr ins Bett ging, schaute ich nochmals nach draußen, hatte es also doch geschneit. Am Freitagmorgen dann die ganze Pracht, ich konnte es nicht glauben. Hatte eigentlich vom vorherigen Monat schon genug. Bis diese Massen wieder weggeschmolzen wären, geht bestimmt auch der Samstag arbeitsfrei ins Land. Nach dem ausführlichen Frühstück haben wir uns abermals warm eingemummelt und stapften eine Runde ums Viertel. Der Hausmeister von gegenüber schnitzte mit einer Eselsgeduld stundenlang eine Schneeskulptur. Den Ausdruck Schneemann gebrauche ich in der islamischen Welt aufgrund der Debatte vom Januar in einem Nachbarstaat lieber nicht.
Ja, heute ist Samstag und er ist arbeitsfrei verlaufen. Arbeitsfrei meine ich nun außerhalb des Hauses, ich war mit Hausarbeit beschäftigt. Heute schien den ganzen Tag schön die Sonne, die weiße Pracht schmolz soweit dahin, dass man wieder ohne Gefahren mit den Sommerreifen fahren kann. Der Schneepflug räumte bereits den größten Matsch beiseite, von der dahingeschmolzenen Skulptur winken gerade noch die Finger aus dem Gehweg, Jogi hat die Autos frei gemacht, morgen kann die Wirtschaftswelt wieder angekurbelt werden.
Bis bald, Karin
Danke Karin für deine wunderbaren Schilderungen , that’s life in echt …und sag dem Hausmeister von gegenüber , er hat die männlichen Einwohner gut getroffen 😉
Liebe Grüße , Regina