Im Libanon kennen, schätzen- und lieben gelernt. Hier in Jordanien etwas in Vergessenheit geraten, bis ich mit einer Freundin in der Altstadt umherschlenderte, da wir warteten, bis unsere jeweiligen SINGER Nähmaschinen repariert wurden. Sie zeigte mir dann, versteckt in einer Seitengasse neben der Al Arab Bank, eine winzige Filiale von momentan insgesamt fünf HABIBAH Läden, wo ich meiner Meinung nach, das beste Knafeh aller Zeiten gegessen habe.
Habibah kam 1948 aus Palästina nach Amman, um hier zu arbeiten. Er gründete 1951 zusammen mit seinem Bruder die Firma Al-Haj Mahmoud Habibah Sweets und sie eröffneten noch im selben Jahr diesen kleinen Laden in der Altstadt. Im Laufe der Zeit wurden weitere größere, präsentablere Läden eröffnet, später gingen die Brüder beruflich jeder seine eigenen Wege. Inzwischen wurde der Betrieb von den Söhnen übernommen. Das Angebot reicht von arabischen Süßigkeiten, Kuchen, Schokolade über Datteln bis zu kalten und warmen Süßspeisen, so wie dieses köstliche Knafeh. Hier, inmitten der Häuser ist diese Filiale weiterhin ein Kleinod für Einheimische und eingeweihten Touristen.
Am Kassenhäuschen vor dem Laden wird erst bezahlt und anhand eines Tickets stellt man sich dann in die Reihe der hungrigen Genossen und wählt zwischen feinerem und gröberem Knafeh. Man setzt sich im Freien auf die wenigen bereitgestellten Plastikstühle oder auf die Mauerabschnitte ringsum oder steht einfach und löffelt seinen Plastikteller leer, um dann weiter seinen Besorgungen oder Geschäften nachzugehen. Knafeh, ist ein warmer flacher Kuchen. Als Basis dient Fadenteig, mancherorts auch Engelshaarteigfäden genannt, in Deutschland dürfte man diesen Teig eventuell in türkischen Lebensmittelläden im Kühlregal finden. Darauf kommt Butter, eine Schicht aus Käse, Zuckerwasser, Brösel, Pistazien. Das Ganze wird dann gebacken und so schnell wie diese wagenradgroßen Bleche leer sind, kann man gar nicht blinzeln. Das Geheimnis besteht einfach in der optimalen Mischung aus Teig, Butter, Käse, Rosen- und Zuckerwasser. Keine Komponente sollte für unseren europäischen Gaumen zu sehr hervorstechen und dies ist bei Habibah einfach der Fall!
Da ich beim letzten Mal vor lauter Verzückung gar nicht fotografiert hatte, bin ich nun heute mit Joachim nochmals dorthin, um euch nun davon zu berichten.
Wie gesagt, ich habe schon viele Knafeh gegessen und probiert, die einen zu süß, zu Rosenwasserhaltig, zu pappig dann wieder als gut befunden – doch dieses hier übertrifft alles. Nun muss ich mich mal darum kümmern, dass mir jemand die richtige Zubereitung beibringt, damit ich euch beim nächsten Deutschlandaufenthalt damit überraschen kann.
Bis dahin, Gruß Karin